Das neue Quartier soll mit der City eine Einheit bilden. Deshalb gibt es Vorschriften für Farben und Material.

Die Frage, ob sich die HafenCity zu einem Teil der Hamburger Innenstadt entwickelt und diese in ihrer Funktion stärkt oder ob sie sich zu einem eigenständigen, konkurrierenden Quartier herausbilden wird, ist für viele Hamburger Immobilienexperten noch offen. Nicht so für Hamburgs Top-Stadtplaner, Oberbaudirektor Jörn Walter: "Ich bin mir völlig sicher, dass die HafenCity und die City zu einer Einheit zusammenwachsen werden."

Es sei bemerkenswert, wie sich die Quartiere zwischen der City und der HafenCity derzeit entwickelten. "In den ersten acht Jahren meiner Amtszeit hat sich weder im Cremonviertel noch rund um St. Nikolai oder St. Katharinen etwas bewegt. Inzwischen gibt es dort zahlreiche Baustellen und wir bekommen weitere Bau- und Renovierungsanträge", so Walter weiter. Der Weg von der Innenstadt in die HafenCity werde sich für die Hamburger zu einer gewohnten Route entwickeln. Das auch deshalb, weil die HafenCity ein lebendiger Stadtteil sei. "Wir entwickeln hier verschiedene Quartiere mit eigenen städtebaulichen Typologien und Farbgebungen, wie wir sie auch in der Hamburger Altstadt vorfinden. Indem wir den Gebäuden bestimmte Größen zuweisen, die Auswahl der Materialien und den Farb-Kanon einschränken, stellen wir einen historischen Bezug zur Stadt her", so Walter.

Waren die Architekten, die den ersten Bauabschnitt der HafenCity am Sandtorkai gestalteten, noch gehalten, auf alte Backsteingebäude Rücksicht zu nehmen, schwebte den Stadtplanern auf dem Dalmann- und dem Kaiserkai ein Bezug zur Cremoninsel vor. Hier wurde nicht nur die Größe der Häuser vorgegeben, sondern auch das Material und Farbe. Ziegel, Putz und Metall durften in dunklen oder hellen Weiß- und Beigetönen verarbeitet werden. "Legt man Bilder von der Deichstraße und dem Kaiserkai nebeneinander, wird man eine ähnliche Sprache feststellen", sagt Walter "Zwei 'Ausreißer' haben wir zugelassen", sagt der Oberbaudirektor. "Eine Baugemeinschaft durfte ein weißes Haus mit runden Balkonen und Erkern bauen und das junge Architekturbüro SML Architekten einen eigenwilligen in kräftigen Rot-Weißtönen gehaltenen Entwurf umsetzen." Der Baugemeinschaft habe man zugestanden, ein Haus nach ihren Vorstellungen zu bauen und den jungen Architekten wollte man einen Freiraum einräumen, den man ihnen in anderen Quartieren der Stadt nicht zugestanden hätte.

Doch das Entgegenkommen hat seine Grenzen. Der Wunsch der Baugemeinschaft, ihr Haus froschgrün zu streichen, stieß bei Walter auf taube Ohren. "Das konnte ich mir nicht vorstellen. Wir haben uns dann auf Weiß geeinigt, was auch schon vom vorgegebenen Farbspektrum abweicht."Ausgefallen ist auch die Gestaltung des Kaiserkais mit seinen hellen Plätzen: Durch die hohen Erdgeschossbereiche hat er eine großstädtische Note erhalten. Zudem gab es die Vorgabe, dass diese fünf Meter hoch sein mussten. So seien nicht nur großzügige Gastronomie- und Einzelhandelsflächen entstanden, sondern auch repräsentative Eingangssituationen.

Das Überseequartier, Herzstück der HafenCity, wird sich mit seinen großen Gebäuden auf das Kontorhausviertel beziehen. "Hier müssen die Architekten und Bauherren mit Ziegel und der Farbe Rot arbeiten", so Walter. Ein weiteres geplantes Wohnquartier soll sich in helleren Farbtönen als das Überseequartier präsentieren. Dabei sollen sich die Bauherren an gründerzeitlichen Typologien orientieren und sich in der Farbgebung an Quartieren wie dem Portugiesenviertel ausrichten. Im Masterplan seien Orte und ihre Nutzungen vorgegeben. Dazu Walter: "In der praktischen Ausformulierung in den vergangenen Jahren ist das eine oder andere Gebäude hinzugekommen, das ursprünglich nicht geplant war - Beispiel Elbphilharmonie. Durch diese lebendige Fortentwicklung des Masterplans ist die HafenCity aber noch interessanter geworden."