Elternratsvorsitzender übt massive Kritik: “Das zeigt, wie wenig Hamburg die Kinder dort wert sind.“

Hohe Plexiglasscheiben, damit die Kleinen nicht aufs Dach-Geländer klettern können, Gerüste und ein Netz als Schutz vor dem Absturz - so könnte der Pausenhof in Hamburgs neuer HafenCity-Grundschule einmal aussehen. Weil der Platz dort offenbar so teuer und begehrt ist, muss die Schule ihren eigentlichen Pausenhof aufs Dach verlegen. Das geht aus den Plänen der Schulbehörde für die neue Grundschule am geplanten Sandtorpark hervor. Dort soll 2008 die bisherige Grundschule Bei der Katharinenkirche einziehen. "Das zeigt, wie wenig Hamburg die Kinder dort wert sind", kritisiert der Vorsitzende des Elternrates, Michael Baltzer. Kinder bräuchten mehr Platz zum Spielen. Viele Eltern der Schule hätten sich daher gegen einen Pausenhof auf dem Dach des neuen Schulgebäudes ausgesprochen. Baltzer: "Anfangs sind wir bei der Planung beteiligt worden, wir wollten dort eine besondere Stadtteilschule gemeinsam planen." Doch seit Sommer letzten Jahres gebe es diese Beteiligung nicht mehr, weil nun ein Investor die Schule baue. "Aber man könnte doch wenigstens den Sandtorpark vormittags als Schulhof nutzen", so Baltzer.

Tatsächlich sollte auch dieser neue HafenCity-Park vor der Schule für die Kinder ursprünglich tabu sein. Nach Abendblatt-Information kamen der Schulbehörde dann wohl doch Bedenken, jetzt soll der Park für eine Spiel- und Bolzfläche mitgenutzt werden können. Allerdings gibt es dabei noch aufsichts- und versicherungsrechtliche Fragen. "Es wird bei der Schule Spielflächen auf dem Dach aber auch ebenerdig geben", verspricht dennoch die Stadtentwicklungsbehörde.

Beim Bau der neuen Grundschule mit angeschlossener Kita samt Hort geht Hamburg allerdings nicht nur bei der Schulhof-Gestaltung einen völlig neuen Weg. Nicht die Stadt bezahlt den Bau - sondern ein Investor, in diesem Fall das Bauunternehmen Otto Wulff. Für 25 Jahre soll das Unternehmen das Grundstück von der Stadt bekommen, das Gebäude verwalten und die Schulräume an die Stadt vermieten. Weiter sieht der Vertrag vor, dass Wulff auch Wohnungen in dem Gebäude bauen kann - damit sich die private Finanzierung rechnet. Noch ist diese Kooperation in Sachen Schulbau allerdings nicht öffentlich, weil die Bürgerschaft dem Vertrag über dieses neue HafenCity-Gebäude noch zustimmen muss.

Wie berichtet, war zuletzt teilweise massive Kritik an der Architektur der HafenCity laut geworden. Sie sei kalt und herzlos, wenig familienfreundlich, und die Investoren hätten zu viel Einfluss, sagten Kritiker wie Ex-Bürgermeister Henning Voscherau (SPD). Hamburgs Stadtentwicklungssenator Axel Gedaschko geht jetzt allerdings auf diese "anhaltende Kritik" ein und kündigte gestern einen Kurswechsel an: Künftig sollen auch HafenCity-Kritiker unter den Architekten in den Wettbewerbs-Jurys für die HafenCity-Gebäude vertreten sein. "Sie können so aktiv in die Entscheidungen eingreifen", sagte Gedaschko. Der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Architekten, Heiner Limbrock, begrüßte gestern diesen Schwenk in Sachen HafenCity-Planung: "Das ist ein Riesenschritt, um die Diskussion auf eine breitere Basis zu stellen"