Mitarbeiter sollen sich Büros teilen. SPD-Abgeordneter bezweifelt, dass der Neubau für den Betrieb geeignet ist.
Es ist ein schillerndes Projekt, das sowohl HafenCity als auch das Hochschulangebot der Stadt beleben soll: eine Universität für "Baukunst und Metropolenentwicklung" direkt an der Elbe. Klein, aber fein. Vielleicht aber etwas zu klein, wie Angaben der Behörde über das 66-Millionen-Euro-Projekt HafenCity-Universität vermuten lassen. Auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Philipp-Sebastian Kühn bezifferte der Senat die Fläche des Neubaus auf rund 12 000 Quadratmeter. Demnach würde die derzeit auf fünf Standorte verteilte Hochschule künftig nur noch über etwas mehr als ein Drittel ihrer momentanen 33 000 Quadratmeter verfügen.
Auf Nachfrage des Abendblatts stellt die Wissenschaftsbehörde nun eine komplett andere Rechnung an. Demnach werde die Nettogrundfläche des Neubaus lediglich 17 Prozent kleiner sein als der derzeit verfügbare Platz. Das ist ein krasser Widerspruch. Schließlich hatte eben diese Behörde auch die Senatsantwort federführend beantwortet. Auf die SPD-Anfrage habe die Behörde die groben Gesamtflächen der jetzigen Standorte angegeben, die etwa auch Treppenhäuser oder ungenutzte Teile der Grundstücke beinhalte, sagte Sprecher Friedrichs. Nun habe die Behörde noch einmal nachgerechnet. "Die Zahlen in der ersten Antwort sind für einen Vergleich nicht geeignet."
Die Fläche des Neubaus hatte die Behörde zunächst auf rund 12 691 Quadratmeter beziffert, diese aber nun, nur wenige Tage später, gegenüber dem Abendblatt auf rund 26 000 erhöht, wovon 16 593 für den Betrieb nutzbar sein. Die Differenz begründet die Behörde mit einer anderen Rechenart. "Ergänzungsflächen", etwa Besprechungsräume, Teeküchen und Kopierräume, seien nicht mitgezählt worden.
Bleibt die Frage, welche Zahlen nun stimmen. Gibt es eine Fehlplanung oder nicht?
Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Philipp-Sebastian Kühn äußert "deutliche Zweifel, dass der Neubau für den dauerhaften Betrieb der Uni geeignet ist". Laut offizieller Senatsantwort wäre zwar ausreichend Platz für die 2000 Studierenden in 20 Arbeitsräumen, 20 Vorlesungsräumen und 55 Werkstätten und Laboren. Wenn aber die 65 vorgesehenen Professoren je ein eigenes Büro bekommen, was ihnen zustehen dürfte, bleibt noch die Platzfrage für 84 wissenschaftliche Mitarbeiter, 76 Lehrbeauftragte und 24 Tutoren. Also 184 Mitarbeiter, für die "in der Senatantwort keine Flächen auftauchen", sagt Kühn. Auch dies sei laut Behörde ein Missverständnis. Ein "adäquaterer Zuschnitt" bringe deutliche Platzersparnis. Sogenannte "Kombi-Büros" sollen von mehreren Fachkräften genutzt werde.
"Eine feste Zuordnung vieler Büros zu Mitarbeitern ist nicht vorgesehen", sagt Sprecher Friedrichs. "Aber alle Beschäftigten können untergebracht werden." Lehrbeauftragte und Tutoren, die meist nur stundenweise anwesend seien, könnten sich Büroräume teilen. "Room Sharing", sagt Friedrichs.
Die HafenCity-Universität wurde 2006 gegründet und zunächst an mehreren Standorten untergebracht. Nachdem Versuche der Stadt scheiterten, einen privaten Investor zu gewinnen, werden die benötigten 66 Millionen Euro für den Neubau nun aus dem Haushalt finanziert.
Philipp-Sebastian Kühn ist skeptisch: "Das Gebäude wird sicher schick, aber Bedürfnisse für die Nutzung sollten wichtiger sein."