In der Firma, die die Konzerte organisieren soll, arbeiten schon 23 Leute. Nur: Was genau tun die da eigentlich?

Es ging um Planungslücken, Streitigkeiten und die Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie an diesem Dienstag, 1. Juli 2008. Doch nicht nur Bürgermeister Ole von Beust ließ sich im Sommer von Vertretern des Generalplaners und des Generalunternehmers umfassend über die massiven Probleme informieren - wie am Freitag bekannt wurde, saß bei dem Krisengipfel fast der halbe Senat mit am Tisch.

Ein verunglückter Auftritt des Generalintendanten Christoph Lieben-Seutter , ein nach wie vor fehlender Geschäftsführer der städtischen Realisierungsgesellschaft ReGe, ein immer größer werdendes Fragezeichen hinter dem - bereits nach hinten korrigierten - Eröffnungstermin 2011 und drohende Mehrkosten in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro für die Stadt: Keine Frage, es gibt momentan Themen in Hamburg, die eindeutig positiver besetzt sind als die Elbphilharmonie.

Und nun droht neues Ungemach. Denn aus einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Thomas Böwer geht hervor, dass an den zwei Gesprächsterminen am 1. und am 29. Juli neben Ole von Beust auch Finanzsenator Michael Freytag (beide CDU), Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) sowie Anja Hajduk (GAL), Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, teilgenommen haben. Eine echte Elefantenrunde saß da also zweimal beisammen, um die Probleme auf der Millionenbaustelle aus der Welt zu schaffen.

Gesprochen wurde dabei ganz konkret über "den eingetretenen Zeitverzug", die "Plausibilität der Nachtragsforderungen" sowie "Maßnahmen zur Verbesserung der Zusammenarbeit". Verabredet wurde, "bestehende Planungslücken zu schließen" und "das Vertragswerk zu entschlacken". Ein Vertragswerk, so Böwer, "von dem uns bei dessen Abschluss noch erklärt worden ist, dass es beispielhaft und absolut wasserdicht sei". Für den SPD-Mann ist "das, was hier passiert, das grandiose Scheitern des Bürgermeisters bei dem Versuch, die Elbphilharmonie zur Chefsache zu machen". Mit der Entlassung von ReGe-Chef Hartmut Wegener sechs Wochen später sei dann nur "ein Bauernopfer" gefunden worden, denn im Grunde "wussten ja alle alles". Umso erstaunlicher findet Böwer, dass "bis zum heutigen Tag niemand weiß oder sagen kann, wann die Elbphilharmonie fertig wird und was das Ganze den Steuerzahler letztendlich kosten wird".

Um auch da etwas Licht ins Dunkel zu bringen, interessiert sich die SPD-Bürgerschaftsfraktion nun auch für die personelle Besetzung der HamburgMusik gGmbH, deren vornehmliche Aufgabe laut Senat "die Durchführung von Eigenveranstaltungen" in dem monumentalen Konzerthaus sein wird.

Die Befürchtung der Rathaus-Opposition liegt auf der Hand: Was tun eigentlich wie viele Mitarbeiter bei einem Projekt, von dem momentan kein Mensch sagen kann (oder will), wann es realisiert werden wird. Deshalb will die SPD wissen, wie viele Mitarbeiter die HamburgMusik hat, welche Tätigkeiten sie ausüben und ob die Verschiebung der Eröffnung des Konzertbetriebs der Elbphilharmonie zu einer Veränderung der Personalplanung oder zu einer Reduzierung der Personalkosten geführt habe.

Weder HamburgMusik noch die Kulturbehörde wollten sich gestern äußern, "solange uns die Anfrage nicht zugegangen ist". Nach einer Liste, die dem Abendblatt vorliegt, sind momentan insgesamt 23 Mitarbeiter für die HamburgMusik tätig. Auffällig sind dabei zwei Dinge: Zum einen die mit sieben (!) Personen besonders hohe Zahl von Leitungspositionen. Und zum anderen ist es zumindest irritierend, dass die gemeinnützige Gesellschaft der Stadt im Jahr 2007 noch aus zwölf Mitarbeitern bestand, das Personal also - trotz äußerst unsicherer Planungsgrundlage - innerhalb eines Jahres um fast 100 Prozent aufgestockt worden ist.