Angesichts der Finanzkrise und Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie wollen Politiker Pläne überdenken.

Steht der Uni-Umzug von Eimsbüttel in den Hafen vor dem Aus? Fest steht: Der im Sommer erstmals von Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) angeregte Umsiedlungsplan stößt zunehmend auf Kritik - und zwar längst nicht mehr nur bei der Opposition, sondern auch innerhalb der Regierungsfraktion.

"Seit Ende der Sommerferien haben sich einige bedeutende Faktoren verändert, die eine Entscheidung nicht unbedingt leichter machen", sagte der stellvertretende CDU-Fraktionschef und Wissenschaftsexperte Wolfgang Beuß dem Abendblatt. Finanzkrise, fragile Konjunktur, die Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie und die offenen Fragen hinsichtlich der Finanzierung des Neubaus der HafenCity-Universität hätten seine Sicht auf das Projekt nachhaltig verändert. "Das soll jedoch nicht heißen, dass jetzt plötzlich alles gestoppt wird", so Beuß. "Wir müssen abwarten, welche Ergebnisse die Arbeitsgruppen Anfang 2009 vorlegen."

Olaf Ohlsen, hafenpolitischer Sprecher der Fraktion, legt dagegen keinen Wert auf weitere Prüfungen des Vorhabens: "Diese Debatte über eine Verlegung der Universität muss sofort beendet werden", fordert er. Die Hafenfirmen und deren Kunden müssten endlich sicher planen können. "Es stehen schließlich 1000 Arbeitsplätze auf dem Spiel."

Die Handelskammer hatte bereits am vergangenen Freitagabend eine Resolution verabschiedet, die die Verlagerung der Uni zum Kleinen Grasbrook ablehnt (wir berichteten). "Die Entwicklung von Hochschule und Welthafen Hamburg dürften nicht ohne Not in einen künstlichen Gegensatz gebracht werden", hieß es. Als alternative Standorte böten sich eher der ehemalige Güterbahnhof, die Trabrennbahn (Bezirk Altona) oder Flächen südlich der Wilhelmsburger Mitte an. Damit hatte sich die Hamburger Wirtschaft erstmals in die Diskussion um die Zukunft der teils stark sanierungsbedürftigen Uni-Gebäude eingeschaltet.

In der zuständigen Behörde für Wissenschaft und Forschung bezweifelt man, dass der Plan für eine Umsiedlung der Universität in den Hafen grundsätzlich auf wenig Gegenliebe stößt. Sprecher Timo Friedrichs sagte zum Abendblatt: "Wir glauben nicht, dass der Tenor in der Stadt tatsächlich vehement gegen dieses Projekt ist." Zumal man sich bei den Planungen nicht an der Hafenwirtschaft orientiere, sondern an den Studierenden. "Wir wollen eine Lösung finden, die den Nutzern am besten entspricht." Dazu seien Entwürfe und visuelle Darstellungen für insgesamt vier verschiedene Szenarien entwickelt worden: für eine komplette Sanierung der Gebäude am bisherigen Standort Eimsbüttel, für eine Sanierung und einen Neubau dort, für eine Sanierung der bestehenden Gebäude und einen Teilneubau an anderer Stelle sowie für eine vollständige Umsiedlung. "Es ist noch nichts entschieden", sagt Friedrichs. "Sich jetzt ausschließlich auf einen dieser Pläne zu stürzen, ist verfrüht."