Rechtzeitig ein Blümchen für die Nachbarin, damit der Paketpostbote tagsüber eine Anlaufstelle hat und man an seinem freien Tag nicht durch die...

Hamburg. Rechtzeitig ein Blümchen für die Nachbarin, damit der Paketpostbote tagsüber eine Anlaufstelle hat und man an seinem freien Tag nicht durch die halbe Stadt gurken muss, um an irgendeiner gottverlassenen Ausgabestelle vor dem "Mittagspause"-Schild zu explodieren. Hin und wieder einen Kaffee ausgeben und - ganz wichtig - immer den eigenen Keks verschenken. Kostet wenig, bringt viel. Schon wird man besser behandelt, schon wird einem so manches verziehen.

Wie man sich in dieser Hinsicht eher keine neuen Freunde machen dürfte, das ist derzeit auf den Magellan-Terrassen in der HafenCity zu besichtigen.

Seit einigen Tagen steht dort das 1:10-Akustik-Test-Modell der Elbphilharmonie. Der Pavillon an sich kostete diverse private und öffentliche Geldgeber etwa 750 000 Euro. Die Elbphilharmonie ist wichtig und wird toll, aber bekanntlich teurer, viel teurer womöglich, als geplant. Die Wellen der Empörung schlugen darüber hoch und tun es vielerorts noch.

Zur Feier der deutschen Einheit durften alle Interessierten am letzten Wochenende umsonst den Miniatur-Konzertsaal besichtigen. Doch jetzt, da es wieder darauf ankäme, langfristig in den dringend nötigen Stimmungsaufschwung zu investieren, ist schon wieder Schluss mit gratis. Immer wieder sonntags, im Zwei-Stunden-Takt wird für Führung und Aufklärung über die Bedeutung des Projekts Geld verlangt. Fünf Euro pro Person, ein Spaziergang zur Event-Baustelle ist im Preis inbegriffen. Man wolle nicht noch weitere Kosten zu diesem Thema produzieren, hieß es zur Eintritts-Erklärung.

Schöne Logik, das.

Rechnen wir das doch mal durch. Mit drei Führungen pro Sonntag, für jeweils bis zu 20 Personen, kommt man in guten Monaten mit vier Sonntagen auf 1200 Euro.

Sollte sich der Preis der Elbphilharmonie um, sagen wir mal: 100 Millionen Euro erhöhen, wäre diese Kostensteigerung schon in etwas weniger als 7000 Jahren stadtkassenschonend wieder drin. Größenordnungen, die eines Jahrhundertbauwerks würdig sind.