“Rachels Hochzeit“ erzählt von einer labilen jungen Frau, die Schuld auf sich geladen hat.

Natürlich ist dies die Hochzeit von Rachel (Rosemarie DeWitt). Doch im Fokus steht eine andere: Kym (Anne Hathaway). Kym war sehr lange drogenabhängig. Seit neun Monaten ist sie clean, darum hat sie für die Hochzeit ihrer älteren Schwester einige Tage Urlaub von der Reha bekommen. Auf den ersten Blick macht sie einen aufgekratzten, selbstverliebten Eindruck. Doch in Wahrheit ist Kym eine labile, zutiefst verletzte junge Frau, die eine schwere Schuld auf sich geladen hat.

Im großen Landhaus in Connecticut, das ihrem wohlhabenden Vater (Bill Irwin) gehört, lernt der Zuschauer, geführt von einer wackligen, agilen Handkamera, die anderen Gäste kennen: Familie, Verwandte, Freunde der Braut und natürlich des Bräutigams, Sidney (Tunde Adebimpe). Sidney ist auch Musiker, deshalbist fast immer Musik von einer befreundeten Band zu hören. Kym sorgt wie befürchtet für Irritationen, das Wiedersehen mit ihrer leiblichen Mutter (Debra Winger) verläuft nicht so wie erwartet. Doch in erster Linie wird hier eine Hochzeit gefeiert.

Jonathan Demme ("Das Schweigen der Lämmer") zieht den Zuschauer mit einer Mischung aus Establishing-Shots, Nahaufnahmen und der bereits erwähnten Handkamera in das Geschehen hinein - bis man das Gefühl hat, selbst zu den Gästen zu gehören. Es ist wie bei einer richtigen Hochzeit: Man lernt nicht alle Menschen kennen, manche beobachtet man nur. Die Vielzahl der Personen, ihr perfektes Zusammenspiel, erinnert an Filme von Robert Altman, "Eine Hochzeit" zum Beispiel, aber auch an "Gosford Park", dessen Cutter Tim Squyres auch diesen Film montierte.

Die größte Überraschung aber ist Anne Hathaway. Bislang kannte man sie nur aus Komödien, "Der Teufel trägt Prada" etwa oder "Get Smart". Wie sie hier die Figur von Kym eingefangen hat, ihre Nervosität, ihre Krisen, ihre Angst und ihre Einsamkeit - bewundernswert.