Gus Van Sants biografischer Film “Milk“ über den schwulen Bürgerrechtler ist ein aufregendes Stück mit Parallelen zur Gegenwart
Ein Mann bespricht ein Tonband. Es ist sein vorgezogenes Testament. Für den Fall seines Todes gibt Harvey Milk (Sean Penn) letzte Anweisungen. Er hat das Gefühl, dass er seinen 50. Geburtstag nicht erleben wird, und er soll recht behalten.
Harvey Milk ist kein besonders auffälliger Typ, bis er 1972 mit seinem Lover an die Westküste zieht. Dort eröffnet er ein Fotogeschäft und sieht sich als Homosexueller schon bald einer Welle von Diskriminierungen ausgesetzt. Aber Milk hält dagegen und setzt sich für die Rechte derer ein, die ebenfalls unterdrückt werden. "Bürgermeister der Castro Street" nennt er sich scherzhaft. Aber er nimmt die Probleme ernst, startet eine politische Kampagne - um wiederholt bei Wahlen zu scheitern.
Konservative Kreise halten ihm vor, er würde traditionelle Werte unterlaufen. Aber Milk zermürbt seine Gegner auf intelligente Weise und setzt sich durch. Zusammen mit seinem politischen Antipoden Dan White (Josh Brolin) wird er Stadtverordneter. Als der sein politisches Amt verliert, sieht er Rot und greift zur Waffe.
Es ist weniger die recht konventionelle Erzählweise, die aus Gus Van Sants "Milk" einen aufregenden Film macht. Aber schon die Wahl des Hauptdarstellers ist mutig. Schwulen-Ikone Milk mit einem ausgewiesenen Hetero-Mann wie Sean Penn zu besetzen - auf die Idee muss man erst einmal kommen. Und der bedankt sich mit einer Glanzleistung, spielt mit vielen Zwischentönen, läuft dabei in keine Klischee-Falle.
Video: Milk: Trailer zum Film
Dem Regisseur gelingt mit seinem sparsam mit Dokumentaraufnahmen durchsetzten Drama ein Stück unterhaltsamer Landeskunde. Kalifornien war in den Siebzigern eben auch kein Staat von Großzügigkeit. Aber die Aufbruchstimmung ist spürbar und zeigt frappierende Parallelen zu Obamas USA.