In “Religulous“ befragt US-Talker Bill Maher polemisch Gläubige und wartet mit Schadenfreude auf Missverständnisse.
In den USA ist Bill Maher ein beliebter Late-Night-Talker, in etwa vergleichbar mit David Letterman oder Jay Leno. "Politically Incorrect" hieß von 1993 bis 2002 programmatisch seine Show auf Comedy Central der ABC. Man ist also gewarnt: Maher schießt gegen alles und jeden. Je einfacher das Ziel, umso mehr Spaß macht es. Intellektuelle Argumentationsführung ist dabei gar nicht vonnöten. Man muss bloß frecher und gewiefter sein als der Diskussionsgegner.
Der Filmtitel "Religulous" setzt sich aus "Religion" und "ridiculous", also "lächerlich", zusammen. Damit ist das Erkenntnisinteresse von Maher und seinem Regisseur Larry Charles ("Borat") abgesteckt: Gläubige, egal ob Juden, Christen oder Moslems, sind vor allem irrationale und darum sehr komische Menschen. Um das zu beweisen, sind Maher und Charles um den halben Globus gejettet, von den USA nach Jerusalem, von London nach Amsterdam. Und natürlich in den Vatikan.
Das Prinzip von Mahers Attacken ist dabei stets das Gleiche: Man nehme die Bibel wortwörtlich und ziehe als Maßstab die Naturwissenschaften heran. In einer Trucker-Kapelle am Rande eines Highways befragt er gestandene Lkw-Fahrer nach der Jungfrauengeburt - und weidet sich anschließend genüsslich an den hilflosen Erklärungsversuchen. Eine Schadenfreude, die auf einem absichtlichen Missverständnis beruht. Denn Maher will gar nicht wissen, was Glauben ausmacht, warum Menschen glauben und welches Glück sie daraus schöpfen.
Immerhin zerrt Maher auch einige Scharlatane vor die Kamera, etwa Jose Luis de Jesus Miranda, der sich als direkten Nachfolger Jesu bezeichnet und damit ganz schön Geld scheffelt. Doch insgesamt geht es Maher bei "Religulous", seinem polemischen Rundumschlag, um die schnelle Pointe, die alles ins Lächerliche zieht und in erster Linie unterhalten soll. Eine kluge Auseinandersetzung mit dem Thema sieht anders aus.