“Radio Rock Revolution“ von Richard Curtis bleibt leider ein oberflächlicher Spaß und ist mit zu vielen Sixties-Pop-Songs überfrachtet.

Als in den 60er-Jahren in Großbritannien die Rock- und Popmusik explodierte, stand die BBC in Bezug auf den musikalischen Zeitgeist ziemlich auf dem Kabel. Zwei Stunden wöchentlich dieser neuen Töne sollten den Hörern genügen, dachten die Intendanten. 120 Minuten reichten natürlich nicht. Stattdessen hörten junge Leute bald die aktuellen Songs, die Piratensender wie Radio Caroline 24 Stunden täglich in den Äther schickten. Die DJs der Piratensender waren die Freibeuter der Frequenzen.

Dieser Zeit hat Drehbuchautor und Regisseur Richard Curtis ein Denkmal gesetzt: "Radio Rock Revolution" ist der "deutsche" Titel des Films, der im Original "The Boat That Rocked" heißt. Curtis hat auf einem rostigen Schiff ein illustres Ensemble versammelt. Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy, Nick Frost und Rhys Ifans bieten auf hoher See der öffentlich-rechtlichen BBC die Stirn. Sie sind exzentrische DJs mit Testosteron-Überschuss und einer einzigen - lesbischen - Frau an Bord. Ihre Rebellion heißt Musik. Die zahlreichen Songs des Films bilden das Netz für zwei Rahmenhandlungen. Carl (Tom Sturridge) hat die Schule geschmissen. Seine Mutter schickt ihn zu seinem Patenonkel (Nighy) an Bord. Eine Idee, die dieser für einen "spektakulären Fehler" hält.

An Land versucht derweil der übereifrige Minister (Kenneth Branagh) seinem Premierminister einen Gefallen zu tun und dem Sender auf hoher See die gesetzliche Grundlage zu entziehen.

Wohlfühlfilmexperte Curtis ("Notting Hill") hat aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht und seiner Liebe zur Musik und zur Männer-Gemeinschaft ein Denkmal gesetzt. Das ist anfangs wirklich komisch, und er gibt seinen Schauspielern auch sehr viel Leine, was diese reichlich ausnutzen. Aber die Handlung bleibt oberflächlich und läuft penetrant oft auf sexuelle Anspielungen hinaus. Es scheint so, als ob die Akteure an Bord viel Spaß miteinander gehabt hätten, aber Curtis hat sich im Schneideraum von einigen Szenen zu spät getrennt und überfrachtet den Film auch mit vielen Songs. Wenn dieser Musikdampfer ein Raub der Wellen wird und sinkt, geschieht das paradoxerweise in recht seichten Gewässern.