"Wollen wir ,Star Wars' sehen?" "Aber klar doch." Wenn zwei Männer - so einer unter zwölf und der andere über 40 Jahre alt - einen gemeinsamen Fernsehabend verbringen, herrscht in der Regel ein tiefes Einvernehmen über die Wahl des Programms. Wesentlich anstrengender verläuft die Zweisamkeit vor der Röhre bei Mann und Frau. Das liegt daran, daß zwischen den Geschlechtern eine unterschiedliche Auffassung von dem besteht, was spannend, unterhaltsam und lehrreich ist. So entpuppt sich der Satz "Liebling, laß uns doch heute einen schönen gemeinsamen Fernsehabend machen" in der Praxis als komplett unsinnig.

Frauen sehen fern, das ist meine Erfahrung, um hin und wieder von ihrer Nadelarbeit aufzublicken und zu fragen "Alles gut, Schatz?" Für Männer ist der Fernseher ein Art Ersatz für das Feuer, in das sie vor Jahrtausenden schweigend starrten, wenn sie am Abend vom Jagen und Sammeln zurückkehrten. Das Züngeln der Flammen, das Verglimmen und das erneute Auflodern, wenn er Holz nachlegte, das war es, was den Mann erfreute, was ihm nach hartem Tag Entspannung verschaffte. Irgendwann hat der Fernseher das Feuer verdrängt, aber der Mechanismus ist derselbe geblieben. Es geht dem Mann nicht darum, was es zu sehen gibt. Es geht ihm um den Zustand tiefer innerer Ruhe, das Abschotten von der Außenwelt.

Daß die Fernbedienung - ich nenne sie immer "die Macht" - dem Mann gehört, ist ganz selbstverständlich, schließlich hat er ja früher auch das Holz nachgelegt. Und wählt er nun den Film für den gemütlichen gemeinsamen Fernsehabend aus, wird er sich in 99 Prozent aller Fälle für einen Actionfilm entscheiden. Denn während Frauen Filme lieben, in denen ein einzelner Mensch ganz langsam stirbt (z. B. "Lovestory"), mögen Männer Filme, in denen ganz viele Kerle ganz schnell hintereinander sterben. Die Frau sieht dem Spektakel erfahrungsgemäß etwa 20 Minuten still zu, dann sagt sie: "Gibt es nicht noch irgendwo einen schönen Film?" Damit ist der Traum von tiefer innerer Ruhe definitiv ausgeträumt, von diesem Moment an zappt der Mann rhythmisch durch alle Programme.

Die größte Angst des Mannes beim Zappen ist die, daß er einen Kanal erwischt, auf dem geweint wird. Sobald jemand weint, wird die Frau sagen: "Oh, laß das mal kurz an." Frauen lieben Sendungen, in denen geweint wird, vermutlich deshalb, weil sie selber gern weinen würden. Zum Beispiel über den fehlenden Zugriff auf die Fernbedienung.