Das Wort zur Woche

"Allein! Wieder allein! Einsam wie immer . . ." Ach, was für eine Wohltat. Just habe ich mein Wannenbad beendet, eines mit einem pflegenden Zusatz, den mir eine hübsche Jungapothekerin empfohlen hat. Jetzt liege ich auf dem Bett und höre Rudolf Schock zu, der mir das "Wolgalied" singt und so hilft, mich von schwerer Krankheit zu erholen. Nesselfieber. Wird durch Sonne, Kälte, Hitze, Insektenstiche und Nahrungsmittel ausgelöst. Bei einer bestehenden individuellen Sensibilität gegen einen dieser Reize werden Histamin und sogenannte Mediatorstoffe freigesetzt. Diese erweitern dann frecherweise die Blutgefäße der Haut, woraufhin die Gefäße Flüssigkeit absondern, die sich in der Haut ansammelt.

Schon einmal gehabt? Ganz fürchterlich; der Körper wird innerhalb von Stunden zum Szenetreff für fiese, juckende Pusteln, man möchte sich verkriechen, sterben bzw. auf gar keinen Fall an den Strand gehen. Calcium, Fenistil und Antihistaminika aus griechischer Produktion statt Fisch, Retsina und Sonnenöl - ein richtig erholsamer Urlaub war das nicht. Erst mit dem Verlassen Kretas ist der Spuk langsam verschwunden, an meiner linken Wade klingen jetzt die letzten Rötungen ab, morgen kann ich wohl wieder Damenbesuch empfangen.

"Vorüber rauscht die Jugendzeit in langer, banger Einsamkeit . . ." Franz Lehar, einfach herrlich. Früher hat mein Vater dieses Lied immer gehört, am Sonntagvormittag setzte er den Plattenspieler in Betrieb, legte sich aufs Sofa und lauschte im Kreise seiner Kinder der Musik. "Es steht ein Soldat am Wolgastrand . . .", okay, der Text kommt in Zeiten wie diesen etwas fremd daher, aber die Melodie hat es wirklich in sich, da werden mir die Äugelein ganz feucht. "Regungslos die Steppe schweigt, eine Träne ihm ins Auge steigt . . .", ja, der Rudi weiß, wie man solche Sachen wirkungsvoll intoniert.

"In dunkler Nacht allein und fern, es leuchtet ihm kein Mond, kein Stern . . ." Das war ja auf der Insel anders. Ein Bilderbuchsternenhimmel war das, der Sohn und ich saßen nachts auf der Mauer, haben nach Sternschnuppen Ausschau gehalten und uns um die Wette was gewünscht, bis uns nichts mehr eingefallen ist, denn über Kreta herrscht ein irrsinniger Schnuppenverkehr, so um die 150 Stück pro Stunde zischen da durchs Sichtfeld, aber hallo!

So, genug der Erinnerungen, mein Körper braucht jetzt Ruhe. Schließlich soll er's noch eine Weile machen.