Das Wort zur Woche

Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, mich zu einem Thema aus der Welt der Musik zu äußern, packe ich diese beim Schopfe. Heute steht - anlässlich eines bevorstehenden Großereignisses in unserer Musikhalle - die Bratsche im Mittelpunkt meiner Betrachtungen.

Schauen wir ins "Rieman Musiklexikon": Bratsche, die; verkürzt aus dem älteren Bratschgeige oder Bratschvioline, eine Lehnübersetzung des italienischen Viola da braccio (Armgeige) im Gegensatz zur Viola da gamba (Gambe, Kniegeige). Bringt uns das weiter? Nicht so richtig, also etwas mehr Wissen, für das auch Sie vielleicht Verwendung haben werden, so das Gespräch einmal auf die Bratsche kommen möchte, alsdann: Die Bratsche sieht fast genau so aus wie eine Geige, ist aber etwas größer, ebenfalls in Quinten gestimmt und weist statt der hohen E- eine C-Saite auf. Die Saiten sind länger und dicker als die der Geige, was beim Bespielen zu einer gewissen, nun, nennen wir es ruhig "Behäbigkeit" innerhalb der Klangentfaltung führt.

Früher waren Bratscher nicht sonderlich angesehen und wurden bisweilen sogar als "heruntergekommene 2. Geiger bezeichnet", was nicht gerade schön ist. Wüsste ich mit den Fähigkeiten eines geübten Bratschers meine Geige zu spielen, ich wäre zweifellos der glücklichste Mensch in Gottes Welt, vielleicht mal abgesehen von Ebbe Sand, der momentan auch einen fröhlichen Eindruck macht.

Der Schalker Stürmer fällt mir jetzt deshalb ein, weil ich kürzlich meinen Freund Marco mit meinem munteren Spiel auf der Fiedel zum gemeinsamen Fußballgucken begrüßt habe, genau gesagt mit einer leicht angejazzten Intonation von "Blau und Weiß, wie lieb ich dich", da war der Freund schwer beeindruckt und hat sich - ich setze jetzt mal eine gewisse Diskretion voraus und vertraue darauf, dass Sie ihn diesbezüglich nicht ansprechen werden - seiner Kullertränen nicht geschämt, und als der 5:1-Sieg unseres zu diesem Zeitpunkt trainerlosen Vereins sicher war, musste ich das Stückchen gleich noch einmal spielen, was mir noch besser als zuvor gelang, weil ich mir mittlerweile drei Bierchen auf die Grubenlampe gekippt hatte, und nach drei Bierchen ist mein Bogenstrich ja so was von sauber und filigran, Wahnsinn ist das!

Wenn ichs recht bedenke, ist Jupp Heynckes auch ein behäbiger Mensch, quasi der Bratscher unter den Trainern, und deshalb ist es gut, dass man ihm die Leitung von Musikern entzogen hat, deren Virtuosität er nicht begreifen wollte. Oder?