Das Wort zur Woche

Alle reden von Kahn, keiner tut etwas. Jetzt, hier und an dieser Stelle möchte ich deshalb öffentlich Stellung nehmen: zu Kahn, zur Situation des deutschen Fußballs und zu den Entwicklungen, die es zu vollziehen gilt.

Während ich meine Gedanken sortiere, beobachte ich aus den Augenwinkeln ein Fußballturnier, um genau zu sein, meinen Sohn, der in einer E-Jugend-Mannschaft das Tor hütet. Er hütet das Tor in der Regel . . . entschuldigen Sie . . . "Hey, aufpassen, der kommt flach, da musst, du . . .", tja, wie gesagt, in der Regel hütet er das Tor gut, nur bei Bällen, die überraschenderweise flach in die linke Ecke geschossen werden, fehlt ihm noch eine gewisse Sicherheit, aber daran arbeiten wir intensiv. Momentchen bitte . . . "Kein Essen heute, verstanden!?"

Ja, ja, die Frau neben mir blickt etwas irritiert, aber es geht schließlich darum, ein gewisses Maß an Leistung jederzeit abrufen zu können, das müssen die Jungs frühzeitig lernen, sonst wird aus der Karriere nichts. Mir persönlich hat sich eine solche Chance nie geboten, bereits mit elf Jahren musste ich eine Brille tragen und harten Zweikämpfen aus dem Weg gehen. Jahre später wurden Kontaktlinsen populär - da war ich schon den Frauen und der Literatur verfallen.

Der Sohn trägt die Fußballer-Gene in sich, kein Zweifel. Mein Vater war ein . . . warten Sie, das wird jetzt nicht einfach . . ., "ja, super, so wird ein Schuh draus! Prima, Bubu!" Es geht doch. Er liebt Bälle, die in den oberen rechten Winkel gezogen werden, da liegt der Bursche waagerecht in der Luft und lenkt das Leder mit den Fingerspitzen über die Querlatte, ein schöner Anblick, da kriege ich immer eine Gänsehaut, wenn ich das sehe, da strahlt ein tiefes Gefühl väterlicher Zuneigung ins Abdomen aus und macht sich . . . super, prima, 1:0, das müsste reichen.

Wo war ich? Richtig, bei meinem Vater. Ein Kerl vor dem Herrn, hart gegen sich und andere, einmal hat er in der Halbzeit einen Gegenspieler mit der Eckfahnenstange vermöbelt, meine Mutter hat mir mal Weihnachten davon erzählt, großes Kino muss das gewesen sein . . . "Hey, nicht abprallen lassen, festhalten das Ding!" Wie oft habe ich ihm das schon gesagt! Na ja, noch zwei Minuten, Spiel um den dritten Platz, wird schon werden.

Kommen wir zu Oliver Kahn. Was ihm da passiert ist, kann natürlich jedem Torhüter passieren, aber . . . oh, Pokalverleihung, sorry, aber das muss ich mir jetzt ansehen. Bis später dann.

Von Vätern und Söhnen Lesung mit Bernd Möhlmann

Do 11. 3., 20.00, Kulturhaus Eppendorf, Martinistr. 40, Eintritt 8,-; Kartenreservierungen: www.berndmoehlmann.com