Das Wort zur Woche

Zurück aus dem Urlaub? Ja? Und jetzt mit der Frage beschäftigt, was Sie hier eigentlich wollen? Ja? Gut, dann gehts Ihnen wie mir. Zwei Wochen Kreta, kein Wort geschrieben, kein Wort gelesen, einfach toll. Stattdessen ein Stück Fußboden gefliest, ein paar Wände verputzt, eine Ablage aus Holz gebaut. Also endlich mal richtig gearbeitet, Anfassbares, Bleibendes geschaffen. Abends mit guten Menschen zusammen gegessen, getrunken und gesungen, nachts im Wohnwagen oder am Strand geschlafen.

Einmal war ich mit zwei Mädchen unterwegs, Kata und Jojo, jeweils 19. Ja, das ist sehr jung, ich weiß, deshalb zwei Mädchen. Wenn mich jemand gefragt hat, wie alt beide Mädchen sind, konnte ich ruhigen Gewissens "38" sagen. Kata ist eine junge Rallye-Fahrerin, verglichen mit ihr ist die Kleinschmidt eine blutige Anfängerin. Fährt mit ihrem getunten Opel die Serpentinen rauf und runter, da spritzt der Schotter, dass es eine Freude ist. Im Handschuhfach hat sie immer eine kleine Wasserflasche, die aber mit Raki gefüllt ist. Jojo malt und will später vielleicht mal einen Club aufmachen, der "Chicas" heißen soll.

Wir haben zusammen ein Kloster besichtigt, harter Aufstieg bei 40 Grad, der Mönch war sehr brummig und hat geschimpft, weil wir kurzfristig mal lächeln mussten, worüber auch immer. Ich habe dann versucht, ihm zu erklären, dass ein Gotteshaus durchaus ein Ort des Lachens und der Freude sein kann, aber mein Griechisch ist nicht besonders gut, und ich denke, dass er kein Wort verstanden hat. Dann habe ich zu allem Unglück auch noch ein altes Wandbild berührt, wobei mir schon klar war, dass man das nicht macht, aber das Bild war unglaublich schön, und meine Hand hat sich bei diesem Anblick selbstständig gemacht, das war ein reiner Reflex, Sie kennen das vielleicht: Man sieht etwas Schönes und muss es einfach berühren.

Jedenfalls hat der Mönch daraufhin einen kompletten Anfall gekriegt, sich immer und immer wieder bekreuzigt und das Bild bestimmt tausendmal geküsst, der Kerl war einfach nicht mehr zu beruhigen. Später hat er uns zwar noch mit gebackenem Fisch bewirtet, aber so richtig fröhlich sah er dabei nicht aus.

Trotz dieses Zwischenfalls kann ich aber sagen, dass Kreta ein ganz guter Ort zum Leben ist. Im Süden liegen riesige Mengen von hübschen Steinen am Strand, davon kann man einen in die Hand nehmen, ihn betrachten, irgendwann ins Meer werfen und am nächsten Tag nachsehen, ob die Wellen ihn schon zurückgespült haben. Wenn nicht, sieht man am nächsten Tag eben noch einmal nach. Hat ja keine Eile.