Das Wort zur Woche

Der Geschlechterverkehr: Mindestens so alt wie die Menschheit selbst und bis zum heutigen Tag milliardenfach vollzogen, hat er nichts an Reiz und Relevanz verloren, doch bleibt der Vorgang weiterhin rätselhaft. Nicht der Akt selbst ist es, der uns - und ich nehme in diesem Fall ausschließlich die männliche Warte ein - Kopfzerbrechen bereitet, nein, es ist das Verhalten der Frauen unmittelbar danach.

Bei einem richtigen Mann ist es ja verständlicherweise so, daß er sich unmittelbar nach dem Vollzug auf die Seite dreht, denn der Akt hat ihn geschwächt - und er sucht Schutz. Sein Oberkörper ist leicht gekrümmt, die unteren Extremitäten sind hoch in Richtung Kinn gezogen. Schon kündet leichtes Lidflattern von nahendem Schlaf, da nähert sich die Frau zage und raunt: "Mir ist so kuschelig." Und schwups!, schiebt sie dem wehrlosen Mann, so er rechts von ihr ruht, ihren rechten Unterarm unter den Kopf, umklammert mit dem linken Arm fest seinen Brustkorb, plaziert ihre Kniescheiben in den Kniekehlen des Mannes und rammt, so es ihre Körperlänge zuläßt, mindestens eine Großzehe in die Fußsohle des Opfers. In diesem körperlichen Zustand, Medizinern auch als "Morbus Löffelchen" bekannt, ersticken jährlich in deutschen Schlafzimmern durchschnittlich 7200 Männer, die Dunkelziffer dürfte allerdings weit höher liegen.

Was dabei in ihrem Kerl vorgeht, ahnt die Frau nicht. Ihren Atem im Nacken spürend, den Brustkorb gequetscht und motorisch völlig blockiert, wird ihm bewußt, daß er sich in einer prekären Situation befindet. Bleibt er ruhig liegen, stirbt er unweigerlich, rührt er sich leicht, wird die Bewegung als tiefes Einverständnis gewertet und zieht unweigerlich Kraulen bis zum Morgengrauen nach sich. Was also tun? Bedingten Erfolg verspricht ein rattig vorgetragenes "Na, hat meine kleine Wildkatze noch nicht genug . . .?", was viele Frauen daran erinnert, daß auch sie eigentlich recht müde sind. Allerdings besteht hier auch das Risiko, daß die kleine Wildkatze tatsächlich noch nicht genug hat - der Mann gerät in einen Teufelskreis.

Also gibt es keine Lösung? Ehrlich gesagt: nein, gibt es nicht. Der Mann kann zwar die Initiative ergreifen und in direktem Anschluß an die Kopulation die Merkelschen Nervenendigungen seiner Partnerin mit den gewünschten schwachen Berührungsreizen versorgen und hoffen, daß sie möglichst rasch einschläft. Aber das ist nun mal nicht das, was Männer unter einer wirklichen Lösung verstehen.