Das Wort zur Woche

"Bis dann, Pabba." Lang hallt die Stimme des Sohnes nach, er weilt derzeit im italienischen Teil der Alpen, um Parallelschwung und Schussabfahrt zu vervollkommnen. Seine Mutter und ich konnten einen Teil des Ersparten abzwacken, motiviert durch das Wissen, dass die Investition der körperlichen Entwicklung des Buben zugute kommen wird.

Wir versorgen ihn täglich mit Meldungen aus der Heimat (Schalke verloren, Elli gewonnen), das Telefon ist ein rechter Segen. Wie komme ich jetzt darauf? Passion, also Leidenschaft, ist das Thema, aufgehängt an einem Film von Mel Gibson, der derzeit die Gemüter bewegt. Die Leidensgeschichte Jesu, verfilmt von einem Mann, dessen Leinwandschaffen überwiegend auf Darstellung jedweder Gewalt basiert. Mich als tief religiös zu bezeichnen wäre übertrieben, gläubig trifft es etwas besser. Gutes bringt Gutes, Böses zieht Böses an, irgendwo kommen wir alle her, gehen wir alle hin. Das reicht mittlerweile aus, um einigermaßen seelisch gefestigt durch diese Welt zu latschen.

Als Kind war ich da wesentlich härter drauf; noch bis zum zwölften Lebensjahr war mein Berufswunsch Märtyrer. Vorbild war mir der heilige Sebastian, viele Tage verbrachte ich - gefesselt an einen Baum - im nahen Wald, mein Bruder musste mit Pfeilen auf mich schießen. Einmal bohrte sich ein solcher Pfeil in meine Leiste, wäre er spitzig gewesen, hätte er wohl die Arteria femoralis perforiert. Das ist ein recht dickes Gefäß, wenn das ein Leck hat, fühlt man sich nach wenigen Minuten ziemlich leer. Ich habe früher mal im St.-Josefs-Hospital in Cloppenburg, wo ich in der Unfallambulanz Gutes tat, einen Metzger in Empfang genommen, dessen Messer sich derartig verirrt hatte. Fünf Minuten lang hatte ich meinen Zeigefinger in dem Loch, bis der Chefarzt die Klemme setzen und so die Blutung stoppen konnte. Sechs Wochen später brachte mir der Metzger eine Stange Räucherwürste und bedankte sich sehr.

Entstehen jetzt Bilder in Ihrem Kopf? Vermutlich schon. Möchten Sie das Ereignis als Film sehen? Eher nicht, denke ich mal. Überhaupt gibt es eine Menge Geschichten und Ereignisse, die der Mensch nicht auf der Leinwand sehen muss. Und zehn Minuten Geißeln im Breitwandformat sind keine gute Vorbereitung auf das Osterfest. Sie dürfen mir einfach mal glauben, dass so eine Geißelung unglaublich weh tut. Gehen Sie also lieber in die Kirche, sprechen Sie ein Gebet Ihrer Wahl und spenden Sie das Kino-Eintrittsgeld für einen guten Zweck. Danke.