Sollte es in Hamburg keine Genehmigung geben, dann nirgendwo, fürchtet die Industrie. Umweltschützer warnen vor Fischsterben in der Elbe.

Die Energiewirtschaft schaut auf Hamburg: Das geplante Vattenfall-Kohlekraftwerk in Moorburg ist zum Symbol für die Zukunft der Kohlekraft in ganz Deutschland geworden. Denn - so die einhellige Meinung - sollte selbst ein Kohlekraftwerk mit einem Wirkungsgrad von 46,5 Prozent (im Durchschnitt liegt er bei 38 Prozent) und den zahlreichen zusätzlichen Umweltauflagen nicht genehmigt werden, haben auch andere Kraftwerksprojekte in Deutschland keine Chance. Und das sind nicht wenige: Insgesamt 27 Stein- und Braunkohlekraftwerke sind derzeit in der Bundesrepublik geplant oder befinden sich im Genehmigungsverfahren. So kommt es, dass sogar Konkurrenzunternehmen von Vattenfall nicht die Chance ergreifen, selbst mit einem von den Grünen favorisierten Gaskraftwerk in Hamburg Fuß zu fassen, sondern sich sogar hinter das schwedische Unternehmen stellen. Der Energieversorger EnBW hat sich jetzt für das Kraftwerk in Moorburg ausgesprochen. "Ein Kohlekraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung, wie Vattenfall es in Moorburg bauen will, ist für den dortigen Grundlastbedarf der Industrie und des Hamburger Hafens genau das Richtige", sagte EnBW-Chef Hans-Peter Villis in der "Wirtschaftswoche". Das habe er Bürgermeister Ole von Beust (CDU) auch persönlich gesagt. Und das, obwohl EnBW nach eigenem Bekunden stärker in den Gasmarkt investieren will. Gas sei in Hamburg aus wirtschaftlichen Gründen nicht ideal, so Villis. "Man kann Gas zurzeit schwer auf dem Weltmarkt einkaufen. Langfristige Verträge gibt es kaum mehr und sie sind nur sehr schwer zu akquirieren." Deshalb sei das wirtschaftliche Risiko bei Gas größer als bei Kohlekraftwerken. Das bestätigten auch Umweltstaatsrätin Herlind Gundelach und Bausenator Axel Gedaschko kürzlich in einem Abendblatt-Gespräch. Ein Gaskraftwerk sei keine Alternative zum Kohlekraftwerk Moorburg.

Umweltverbände warnen unterdessen vor den massiven Auswirkungen der Kohlekraftwerke auf die Elbe. Neben Moorburg sind noch sechs weitere Kraftwerke an dem Fluss geplant. "Durch die gigantische Menge Kühlwasser, die von den Kraftwerken in die Elbe eingeleitet würde, würden sich die Sauerstoffprobleme an der Unterelbe dramatisch verstärken", sagt Manfred Braasch vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Der Fluss würde immer wärmer werden. Vor allem in den Sommermonaten könnte es dadurch zu einem extremen Fischsterben kommen. Bei der Entscheidung zu Moorburg müssten deshalb alle Kraftwerksprojekte einbezogen werden, so Braasch.

Die Umweltbehörde will das laufende Genehmigungsverfahren jetzt durch unabhängige Gutachter prüfen lassen. Bis zum 28. Mai sollen Umweltrechtler das Verfahren bewerten. Egal wie die Entscheidung zum Kraftwerk ausfalle, sie werde Gegenstand heftigster Kritik sein, so Gedaschko. Daher sei es "unklug, nicht auch einen intensiven Blick von außen auf diese Entscheidung" zu werfen.