Klimaforscher Mojib Latif und die Zweite Bürgermeisterin Christa Goetsch diskutierten an Bord über Energiepolitik.

"Das Kohlekraftwerk Moorburg darf nicht gebaut werden." Das sagte der Hamburger Klimaforscher Mojib Latif dem Abendblatt am Rande eines Treffens mit Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Christa Goetsch (GA) auf dem Polarschiff "Grönland" im Hafen. Das Traditionsschiff des Deutschen Schifffahrtsmuseums ist seit 2006 gemeinsam mit der Kampagne "Klima sucht Schutz" in Nord- und Ostsee unterwegs und informiert Bürger über den Klimawandel, regionale Klimafragen sowie realisierbare Handlungsmöglichkeiten für jeden einzelnen.

"Wer sich für die Kohle als Energieträger entscheidet, legt sich für Jahrzehnte fest und macht die langfristigen Klimaziele nur schwer erreichbar", sagte Latif und fügte hinzu: "Wir verbauen uns die Option für einen Zeitraum jenseits von 2020." Schon aus "Vernunftgründen" mache die Kohle als Energieträger keinen Sinn. Anders als Handelskammerpräses Frank Horch, der erst am Wochenende für das Kohlekraftwerk Moorburg und Kohle als Energieträger geworben hat, ist Latif der Meinung: "Wir brauchen keine Kohle, wir können auch anders."

Natürlich gehe es bei der Frage der Energie auch um Kosten. Für das Klima sollten "wir aber auf das Kraftwerk verzichten und alles daran setzen, um Alternativen zu finden." Latif forderte, den gesamten Bereich Energie "kritisch zu überdenken". Es koste die Welt sehr viel mehr, wenn man nichts mache.

Auch warnte der Klimaexperte davor, sich schon jetzt auf die von Vattenfall angekündigte Kohlendioxid-Abscheidung und anschließende Lagerung unter der Erde, die so genannte CCS-Technik, zu verlassen. "Es wäre toll, wenn das irgendwann einmal funktioniert", so Latif. Jetzt rät er aber, "den Ball flach zu halten und zu warten, was für Ergebnisse die Forschung präsentiert." Es sei falsch, schon jetzt mit dem Kraftwerksbau "vollendete Tatsachen" zu schaffen.

Vom Polarforschungsschiff zeigte sich Latif nachhaltig beeindruckt. Angesichts der "Luxusliner", die die heutigen Forschungsschiffe seien, habe er den "höchsten Respekt". Beim Thema Klimaschutz sei es sehr wichtig, schon bei den Kleinsten anzufangen, das Bewusstsein für die Umwelt und die Zusammenhänge zu schärfen.

Ein Spielball, den Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) gerne aufgriff. "Wir haben uns in der Koalition darauf verständigt, für jede Hamburger Schule einen Klimaschutzplan zu erarbeiten", sagte Goetsch. Zudem gebe es schon jetzt gewisse Standards, außerdem Umweltschulen und Förderprogramme. Sie plädierte dafür, den Klimaschutz als Teil der beruflichen Ausbildung stärker in den Fokus zu rücken, zum Beispiel in der Bauwirtschaft.

In den Hamburger Schulen will sie das zusammenhängende Lernen fördern. Ein Unterrichtsfach Klimaschutz lehnt sie ab. Ein Element, um das Thema Klimaschutz zu stärken, sei auch die erste Klimastation, die zurzeit im Garten der Grundschule Turmweg gebaut wird.

Bei den Klimatagen informierte sie sich gemeinsam mit Hamburgern, wie Energie in Gebäuden gespart werden kann und welche Förderprogramme es gibt. Der Hamburger Mieterverein überprüfte Heizkostenabrechnungen. Eine Ausstellung, interaktive Energiespar-Ratgeber und ein Klimaquiz-Duell für Jugendliche gab es außerdem. Mit der Resonanz waren die Veranstalter zufrieden.

Christa Goetsch hatte ihre Heizkostenabrechnung übrigens nicht dabei. "Ehrlich, darum kümmert sich bei uns ganz klassisch mein Mann", sagte sie.