Sie mussten ihre Häuser räumen und in Neubauten umziehen. Weil Möbel Höffner ihre Grundstücke für ein neues Möbelhaus brauchte. Nun droht das...

Sie mussten ihre Häuser räumen und in Neubauten umziehen. Weil Möbel Höffner ihre Grundstücke für ein neues Möbelhaus brauchte. Nun droht das Projekt zu scheitern. Die ehemaligen Anwohner am Deepenbrook reagieren mit Unverständnis auf die Pläne des Senats, dem Möbelkonzern den Bau auf dem Gelände im Dreieck zwischen den Autobahnen A 23 und A 7 zu verweigern. Wie berichtet, ist vonseiten der Stadt nun ein Areal außerhalb der Stadtgrenze in Halstenbek im Kreis Pinneberg im Gespräch. Die Grünen hegen Bedenken gegen den Bau eines Möbelhauses in Eidelstedt, weil sie eine hohe Verkehrsbelastung erwarten und befürchten, der Einzelhandel könnte Schaden nehmen. Höffner-Unternehmenschef Kurt Krieger kämpft indes schon seit 14 Jahren für das Großprojekt. 80 Millionen Euro will er hier in ein 45 000 Quadratmeter großes Möbelhaus investieren.

Für die Umsiedlung der Anwohner in eine kleine Spielstraße am Rungwisch bezahlte der Berliner Geschäftsmann bisher nach eigenen Angaben bereits 30 Millionen Euro. Nach Pinneberg ginge er nur über seine Leiche, kommentierte Krieger gestern die Standortfrage. Bei einem informellen Gespräch mit Stadtentwicklungssenatorin Anja Hadjuk (GAL) habe sie das Projekt nicht abgelehnt, so Krieger. Er warte nun die Entscheidung im Fall Moorburg ab, sei aber zuversichtlich. Die Stadtentwicklungsbehörde indes hatte gestern nicht einmal das Gespräch bestätigen wollen. So bleibt weiter alles offen.

"Wenn Höffner nicht baut, ist es wirklich ärgerlich, dass wir rausmussten", sagt Robert Peitz (56). Zwar freut sich der Vater zweier Kinder über die moderne Dreizimmerwohnung, die neue Küche, das helle Bad. Einen neuen Eckschrank habe er gekauft - bei Möbel Höffner. Für die Neubauwohnung müsse er aber auch 200 Euro mehr Miete zahlen. "In der Nachbarschaft heißt es, statt Höffner käme da eine Turnhalle hin", sagt Peitz. "Und deshalb mussten wir ausziehen?"

Auch Thea Salein versteht die Welt nicht mehr. "Es ist mehr als übel, was man uns angetan hat", sagt sie. Die Rentnerin hütet ein für ihre Tochter, passt auf die Enkelinnen auf, wenn die aus der Schule kommen. Natürlich sei die Haushälfte hier neu und modern. Einen Vorteil sieht Salein darin nicht: "Was der Umzug uns an Kraft und Nerven gekostet hat, ist ohne Worte. Die Möbel passen alle nicht, die Schlösser sind defekt, aus dem Gewächshaus fallen die Glasscheiben heraus", klagt sie. Der Verkehrslärm sei hier auch viel lauter. "Und das soll nun alles umsonst gewesen sein?"

Regelrecht frustriert fühlt sich Gärtner Holger Sachow (63). Er musste von einem schönen weißen Zweifamilienhaus in ein Reihenhaus ziehen, der Garten für seinen Schäferhund Enno ist hier nur wenige Quadratmeter groß. 35 Jahre lebte Sachow am Deepenbrook. "Ich vermisse die gewachsene Natur und natürlich auch die Gärtnerei, bei der ich arbeitete." Dass Höffner nun um die Umzugspläne bangen muss, findet Sachow unbegreiflich: "Wie die Stadt mit Höffner umgeht, ist ein Skandal."