Hagen. Slow Food statt Fast Food? Gäste wollen mehr als nur schnell und günstig. Diese Trends sind in Südwestfalens Restaurants besonders beliebt.
Andreas Gilsbach vom gleichnamigen Landgasthof in Winterberg weiß, dass ein Restaurant wie seines mit der Zeit gehen muss. Auch in seiner Gastronomie machen sich die Probleme der Branche bemerkbar. „Wenn das Wetter gut ist“, sagt er deshalb, „dann sitzen alle draußen.“ Unter anderem mit einer modernen Terrasse zieht er seine Kundschaft an.
1. Trend: Besonders beliebt ist die Außengastronomie
Die Außengastronomie ist für den Landgasthof Gilsbach aus dem Tagesgeschäft längst nicht mehr wegzudenken. „Den Trend haben wir schon vor drei oder vier Jahren gesehen“, erklärt Inhaber Andreas Gilsbach. So habe er bereits 2021 in der Corona-Zeit die Terrasse des Gasthofes erneuern und modernisieren lassen. Neues Pflaster, rollstuhlgerechte Sitzmöglichkeiten, ebenes Gelände und eine Glaswand als Abgrenzung zur Straße machten den Außenbereich seitdem attraktiver.
Um die warmen Tage noch etwas zu verlängern, wurden zudem Wärmestrahler angebracht. „Wir sind hier auf 700 Metern Höhe, und da ist es natürlich auch kälter als in Hagen.“ Geplant war das Projekt bereits vor der Pandemie, doch wegen Corona wurde es noch wichtiger, berichtet Andreas Gilsbach.
Der Trend ziehe sich bis heute fort, und dabei spiele auch die Aussicht eine große Rolle. „Die Leute wollen gucken. Der Außenbereich, der direkt an der Straße liegt, ist beliebter als derjenige im Grünen. Auch, wenn man das vielleicht nicht so vermuten würde“, hat der Gastronom beobachtet.
Den Wunsch nach Erlebnissen beim Restaurantbesuch bestätigt der Geschäftsführer des Verbands Sauerlandtourismus, Jürgen Fischbach: „Es geht mittlerweile tatsächlich nicht nur um das Essen, sondern auch um das Drumherum.“ So böten auch viele andere Restaurants und Cafés in der Region einen schönen Ausblick und ein besonderes Design, wie beispielsweise das „Pier 20“ am Möhnesee. „Gerade bei den neueren Gastronomien haben alle einen Außenbereich.“ Besonders geschätzt würde ein solcher in einer Outdoorregion wie im Sauerland. Eine besondere Atmosphäre bietet auch die noch recht neue Gastronomie Salitos am Hengsteysee in Hagen.
Auch Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband NRW (Dehoga) stimmt zu: „Es gibt einen Mega-Trend, den gibt es schon ewig. Dabei geht es um das Thema Außengastronomie“, erklärt er. Während diese früher noch verpönt gewesen sei, sei sie mittlerweile zum Aushängeschild geworden.
2. Trend: Vegetarische Küche weiter im Kommen
Neben dem großen Trend zur Außengastronomie sei auch die vegetarische Küche angesagt, erklärt Thorsten Hellwig. „Es ist heute selbstverständlich, dass unter einem vegetarischen Gericht nicht mehr nur Bratkartoffeln verstanden werden.“
Jürgen Fischbach meint, der Trend zur vegetarischen Küche sei dabei auch nicht nur auf die größeren Städte beschränkt: „Das ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Da kann unsere ländliche Gastronomie auf jeden Fall mithalten.“ Unterschiede beim Trend zu vegetarischen Gerichten seien vielleicht mehr zwischen den Generationen statt zwischen der Größe einer Stadt begründet. Ein Beispiel für ein rein veganes Restaurant ist das Café Mundial im Allerwelthaus in Hagen.
3. Trend: Lösung aller Probleme? Digitalisierung und Automatisierung
Die größten Schwierigkeiten sieht Jürgen Fischbach vom Sauerlandtourismus aktuell beim Thema Personal. „Die Gastronomie ist leider für viele junge Leute nicht die attraktivste Branche, obwohl das ein sehr schönes Arbeitsumfeld ist. Aber das sehen viele nicht“, bedauert er. „Was uns ein bisschen Sorgen bereitet, sind auch die reduzierten Öffnungszeiten. Da kann perspektivisch die Digitalisierung helfen.“
Bereits jetzt werde unter anderem mit digitalen Angeboten versucht, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. So könne in einigen Restaurants die Bestellung bereits online aufgegeben werden. Service-Roboter gibt es beispielsweise im Restaurant Kaisergarten in Hagen und in Ostwig im Hotel Nieder. „Die fahren nicht direkt an den Gast, sondern nur in dessen Nähe“, erklärt Jürgen Fischbach.
Neue digitale Konzepte böten viel Potenzial, um Arbeit neu zu gestalten, findet auch Thorsten Hellwig. Dabei sieht der Pressesprecher des Dehoga NRW auch Chancen für die Zukunft der Gastronomie: „Da hoffen wir, dass viele Probleme damit aufgefangen werden können.“
4. Trend: Regionalität in der Gastronomie im Sauer- und Siegerland
Auch regionale Produkte und Gerichte seien in bestimmten Bereichen sehr wichtig, erklärt Thorsten Hellwig. „Das ist deutlich im Kommen“, bestätigt Jürgen Fischbach. Dies gelte besonders für ländliche Gebiete: „In den Städten ist das Angebot internationaler. Aber viele Gäste wünschen sich auch regionale Gerichte.“ Dabei gehe es den meisten Gästen auch darum, dass die Zutaten für ihr Essen nicht von weither kämen.
Für regionales und saisonales Essen bietet sich beispielsweise der Gasthof Danne in Arnsberg an. Besonderen Wert auf Regionalität legt auch das Burger-Restaurant „CrossValleyBurgers“ in Kreuztal – hier gibt es zudem eine Auswahl an vegetarischen Angeboten.
Weitere Themen aus der Region:
- Der Mann hinter DJ Robin Schulz: „Geld war nie mein Antrieb“
- Lokführer stirbt: So kam es zu dem tragischen Unglück
- Scholz der Pistorius: Das sagen Genossen in der Region
- Warum die NASA ein Drahtwerk im Sauerland im Blick hat
- Hackerangriff: Südwestfalen IT entlässt Ex-Geschäftsführer
- Erster Schnee im Sauerland: Wo weiße Pracht zu erwarten ist
- Erste Kommune mit Bezahlkarte für Flüchtlinge: So klappt es
- Weihnachtsmärkte in Südwestfalen: Diese sollten Sie nicht verpassen
- Wieso die Igel-Mama aus dem Sauerland in großer Sorge ist
- Merz und Co.: So dürfte die Wahl rund ums Sauerland ausgehen
- Neue Discos: Warum das Sauerland wieder in Feierlaune ist
5. Trend: Slow Food statt Fast Food
Als Gegenstück zum Fast Food hat sich in den letzten Jahren mit dem „Slow Food“ ein weiterer Trend entwickelt. Der gleichnamige Verein der Bewegung ist auch im Sauerland präsent. Neben einem Fokus auf Regionalität steht für die Bewegung auch das bewusste Essen im Vordergrund. Das sauerländische Team erklärt auf der Website, es wünsche sich unter anderem vielfältige Lebensmittel sowie eine nachhaltige Produktion ohne Ausbeutung von Land und Lebewesen.
Beim Slow Food gehe es darum, „wirklich richtig zu genießen“, erklärt Jürgen Fischbach vom Sauerlandtourismus. Dadurch würden nicht nur die großen Hauptgerichte, sondern auch kleinere mehr wertgeschätzt. Auch außerhalb der Bewegung könne eine Qualitätssteigerung in der Gastronomie deutlich festgestellt werden, beobachtet Jürgen Fischbach.
Der Verein „Slow Food“ empfiehlt im Sauerland sowohl das Restaurant Waldhotel Schinkenwirt in Olsberg als auch das Restaurant und Hotel Menge in Arnsberg. Weitere Landwirte, Produzenten und Gastronomen sind auf der Karte des Vereins aufgeführt (slowfood.de/sauerland).