Hagen. Im Restaurant Kaisergarten in Hagen gibt’s Servier-Roboter mit Katzenohren. Ob sie tatsächlich Mitarbeiter ersetzen und was die Kunden dazu sagen.

Ein interessanter Besuch: Im Stand-by-Modus sehen sie funktional und eher langweilig aus, die beiden Roboter, die im Eingangs- bzw. Barbereich des Restaurants Kaisergarten in Hagen stehen. Doch per Knopfdruck werden sie zum Leben erweckt – die animierten Gesichter lachen, die Katzenaugen zwinkern und es ertönt locker-leichte Musik.

Die heimlichen Stars im China-Restaurant

Die Servier-Roboter mit Katzenohren sind die heimlichen Stars im China-Restaurant Kaisergarten hoch über den Dächern von Wehringhausen – vor allem bei Kindern, aber auch zunehmend bei erwachsenen Gästen.

Firma Pudu stellt Roboter in China her

Seit etwa eineinhalb Jahren steuern die BellaBot-Roboter (so heißt das Model, das von der Firma Pudu in China hergestellt wird) die Tische im Restaurant an, doch die Neuanschaffung musste sich erst herumsprechen. „Ich habe die Roboter von meinem Vorgänger übernommen“, sagt Junwei Huang, der seit gut drei Monaten das Restaurant am Stadtgarten betreibt.

Junwei Huang, der seit gut drei Monaten das chinesische Restaurant „Kaisergarten“ am Stadtgarten in Hagen betreibt, hat zwei Gastro-Roboter von seinem Vorgänger übernommen.
Junwei Huang, der seit gut drei Monaten das chinesische Restaurant „Kaisergarten“ am Stadtgarten in Hagen betreibt, hat zwei Gastro-Roboter von seinem Vorgänger übernommen. © WP | Michael Kleinrensing

Für den 48-Jährigen war es keine Frage, die Roboter weiter einzusetzen, „ich will mit der Zeit gehen, ich denke, demnächst wird es in vielen Betrieben solche Roboter, die dann vielleicht noch mehr Aufgaben übernehmen können, geben“, sagt Junwei Huang.

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Wie die Servier-Roboter funktionieren? „BellaBot“ ist mit Sensoren ausgestattet, hat den Grundriss des Restaurants eingespeichert und fährt die Strecken nach einem immer gleichen System ab. Das Einrichten des BellaBots funktioniert dabei ähnlich wie bei einem Staubsauger- oder Mäh-Roboter – er ist jedoch auch in der Lage, auszuweichen. Läuft man dem Roboter in den Weg, bremst er sofort, um einen Zusammenstoß zu verhindern und umfährt das Hindernis.

Zuverlässiges Personal ist Mangelware

Junwei Huang kann von dem Problem, Mitarbeiter zu finden, ein Lied singen. Wie in vielen Branchen und besonders in der Gastronomie ist zuverlässiges Personal Mangelware. „Doch ich sehe die Roboter nicht als Personalersatz an, sondern als eine Art ,Show-Einlage’, unterstreicht der in der Nähe von Shanghai geborene, doch seit über 30 Jahren in Deutschland lebende Mann.

Shu Jianbin, Mitarbeiterin im „Kaisergarten“ in Hagen, kennt sich mit der Bedienung des Servier-Roboters bestens aus.Der „BellaBot
Shu Jianbin, Mitarbeiterin im „Kaisergarten“ in Hagen, kennt sich mit der Bedienung des Servier-Roboters bestens aus.Der „BellaBot"-Roboter des chinesischen Herstellers Pudu präsentiert sich mit Katzenohren und lustigem Grinsen.   © WP | Michael Kleinrensing

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„Es ist für Kinder einfach eine tolle Sache und etliche Eltern oder Großeltern kommen auch zu uns, weil es sich die Kinder gewünscht haben“, lächelt Junwei Huang, der mit seiner Frau Weifen Bai selbst zwei erwachsene Kinder hat.

Strahlende Gesichter bei den Kindern

„Viele der jungen Gäste bestellen zum Beispiel ein Glas Orangensaft und fügen an, dass sie unbedingt vom Roboter bedient werden wollen“, weiß der Gastronom. Das Ergebnis? Ein Schmunzeln bei den Eltern, bei ihm oder seinen Servicemitarbeitern und ein strahlendes Gesicht bei den Kindern. Aber auch für Neues aufgeschlossene oder technikaffine Menschen seien von den niedlich wirkenden Robotern fasziniert.

Tischnummer wird auf dem Display eingegeben

Wenn an der Bar (dort ist einer der Gastro-Roboter platziert) zum Beispiel die Bestellung „Für Tisch 22 ein Mineralwasser, ein Bier und eine Cola“ eingeht“, wird der ca. 1,30 Meter hohe Roboter, der mit Tabletts samt Getränkehaltern bestückt ist, von der Kellnerin oder dem Kellner beladen, die Tischnummer wird auf dem Display eingegeben – und ab geht’s.

„Der Vergleich zu echtem Personal ist weit weg. Noch“, sagt Junwei Huang und fügt an: „Aber die Zeit, dass die Roboter uns tatsächlich Arbeit abnehmen, wird kommen. Und wir stehen dafür parat.“

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Apropos Personal: Im Kaisergarten sind acht Mitarbeiter (in Voll- und Teilzeit) sowie einige Aushilfen beschäftigt, „aber wir suchen immer weitere Leute“. Junwei Huang wird nachdenklich: „Meine Familie und ich – wir lieben und genießen den Job. Aber er ist nichts für jedermann.“

Damit spielt der 48-Jährige auf den Service am Tisch an, der oft leichter aussieht als er tatsächlich ist, und auf die Gespräche, die mit den Gästen zu führen sind, „das muss einem schon liegen“.

Typisch chinesische Küche

Der Betreiber des Kaisergartens kocht selbst typisch chinesisch, „aber ich muss mich ja auch um 100 weitere Dinge im Hintergrund kümmern. Es wäre schon eine Entlastung für mich, wenn ich ein oder zwei Köche und weiteres Service-Personal finden würde“.

Auf einem Display kann man u.a. die Tischnummer vermerken.
Auf einem Display kann man u.a. die Tischnummer vermerken. © WP | Michael Kleinrensing

Auch Mitarbeiterin Shu Jianbin, die seit etlichen Jahren im Restaurant Kaisergarten beschäftigt ist, liebt die chinesische Küche mit Ingwer, Chili und weiteren Gewürzen. „Und sie kommt mit den Gastro-Robotern beinahe besser zurecht als ich“, lacht der Chef. Die Kinder werden’s ihr danken.

Weitere Infos:

Im Restaurant Kaisergarten am Hagener Stadtpark (Parkhaus 1) werden ein chinesisches und ein mongolisches Buffet sowie hausgemachtes Sushi angeboten.

Das Restaurant verfügt über 480 Plätze und hat einen großzügigen Außenbereich mit Tischen und Stühlen.

Öffnungszeiten: dienstags 11.30 bis 14.30 Uhr und 16.30 bis 22 Uhr, mittwochs bis freitags 16.30 bis 22 Uhr, samstags und sonntags 11.30 bis 22 Uhr (montags Ruhetag).