Arnsberg. . Eine freigelegte Steinspeicher-Heizungsanlage aus dem 12. Jahrhundert gilt im Arnsberger Kloster Wedinghausen als archäologischer Sensationsfund.

Eine freigelegte Warmluftheizung aus dem Hochmittelalter gilt unter den Experten als weiterer historisch sensationeller Fund bei den Sanierungs- und Umbauarbeiten im Arnsberger Kloster Wedinghausen. „In Westfalen ist ein so schön erhaltener Befund aus dieser Zeit für uns einzigartig“, sagt Dr. Hans-Werner Peine. Der Leiter des Referats für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist von der Arnsberger Entdeckung aus dem 12. Jahrhundert begeistert.

Kloster Wedinghausen - Nachrichten und Geschichten

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      • „Nicht nur für die Geschichte der Klöster in Westfalen, auch für die überregionale Kultur- und Technikgeschichte ist dieser Fund von besonderer Bedeutung“, sagt er. Zwar seien bereits vorher Luftheizungen aus dem 10. Jahrhundert in Königspfalzen und später in Bauten des Hochadels und in wenigen Klöstern bekannt gewesen.

        Direkte Luftheizungen mit Steinspeicher wie in nun in Wedinghausen gefunden galten bisher aber als eine Errungenschaft des Spätmittelalters.

        Befund ausgesprochen gut erhalten

        Gefunden wurde das gute Stück unter dem Fußboden eines Nachbarraumes zum Kapitelsaal, dem einstigen klösterlichen Versammlungsraum. Hier stießen die Archäologen auf Mauerwerk mit Ruß- und Brandspuren.

        Ausgegraben wurde schließlich ein 2,70 Meter langer und 1,65 Meter breiter Brennraum mitsamt Vorraum für den Heizer. Für ihn ist wichtig, dass der Fund „ausgesprochen gut erhalten“ ist. So böte sich jetzt die Chance, mit modernsten Methoden der Archäologie eine Datierung vorzunehmen.

        Heinrich I. lebte selbst im Konvent

        Die für damaligen Stand der Technik aus Expertensicht höchst innovative Steinspeicherheizung reiht sich ein in eine Serie vieler bedeutender Funde im Rahmen der millionenschweren Umbauarbeiten. Gerade erst waren die Wissenschaftler im Kloster Wedinghausen auf die Gruft des Klostergründers Graf Heinrich I. gestoßen. Dieser war selbst Mitglied des Arnsberger Konvents. „Er hatte somit ein eigenes Interesse daran, dass es schön warm war“, so die LWL-Archäologen bei der Vorstellung des Fundes.

        Luxus-Heizung

        Heizungen im Mittelalter galten als absoluter Luxus. Bis in das 20. Jahrhundert hinein war auch in vielen Haushalten in Deutschland lediglich ein Raum - meist die Küche - beheizt.

      • Die im Kloster Wedinghausen gefundene Heizungsanlage beweist aus Sicht der Experten den hohen innovativen Stand mittelalterlicher Heiztechnik.

      • Bei einer Steinspeicherheizung wird das Feuer in einem kellerartigen Raum mit Schürkanal in der Mitte entzündet. Darüber befindet sich ein Ziegelgebäude, auf wiederum Flussgeröll/-steine erhitzt werden.

      • Darüber befindet sich wiederum ein Gewölbe, auf dem der Fußboden mit verschließbaren Öffnungen für die Luftzirkulation. Konstante Raumtemperaturen von über 20 Grad bei Außentemperaturen von null Grad waren so zu erzeugen.

      • Ausgegraben wurde schließlich ein 2,70 Meter langer und 1,65 Meter breiter Brennraum mitsamt Vorraum für den Heizer Nach heutiger Forschungslage ist die Steinspeicherheizung erst aus dem späten 13. Jahrhundert bekannt.

      • Die Wissenschaft macht nun ihre Arbeit und will alles rund um den Fund aus der Gründungszeit des Klosters um 1179/73 herum dokumentieren. Mit einem 3-D-Scanner wurde die alte Heizungsanlage minutiös vermessen. „So lässt sie sich in Zukunft milimetergenau aus jedem Winkel erfassen und in einer Animation räumlich darstellen“, sagt Dr. Hans-Werner Peine.

        Für die Nachwelt erhalten

        Der Fund soll für die Nachwelt erhalten, auswertbar und auch sichtbar gemacht werden. Genau darin sehen jetzt alle Mitglieder der Baukommission die spannende Aufgabe. „Wir wären doch bekloppt, wenn wir die Heizung jetzt einfach wieder zudecken würden“, sagt Regierungspräsident Hans-Josef Vogel.

        Er sieht nun die zivilgesellschaftlichen Kräfte am Zuge, die vielen bedeutenden historischen Funde im Kloster Wedinghausen für die Fachwelt, aber auch für Touristen und die Arnsberger erlebbar zu machen.

        Handlungsbedarf erkannt

        Bislang finanzierte das Bistum Paderborn nahezu den kompletten Umbau des Klosters – eigentlich mit der Stoßrichtung, hier ein neues geistliches Zentrum mit der jungen Shalombewegung zu begründen. 4,5 Millionen Euro steuert das Bistum zu.

        Von einem Museum ist nicht die Rede gewesen. Und doch sieht die mit dem Arnsberger Projekt maßgeblich betraute LWL-Denkmalpflegerin Bettina Heine-Hippler hier Handlungsbedarf. „Die Dichte der bedeutenden Funde ist so groß, dass wir schauen müssen, wie wir damit umgehen und alles der Bevölkerung zugänglich machen können“.

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