Arnsberg. . Bei Ausgrabungen sind im Kloster Wedinghausen “außergewöhnliche Funde gemacht worden“. Aber: Entdeckungen sorgen auch für Kosten-Explosion.
Als Hausherr der wohl zurzeit interessantesten Baustelle Arnsbergs lud Propst Hubertus Böttcher zusammen mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) alle interessierten Bürgerinnen und Bürger nach Wedinghausen ein, um ihnen die dort teils unerwartet gemachten, erstaunlichen Funde vorzustellen. Unter den Orgelklängen von Angelika RittAppelhans füllte sich die Propsteikirche bis auf wenige Plätze.
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„Die sensationellen Ausgrabungen führen dazu, die regionale Geschichte umzuschreiben“, würdigte Regierungspräsident Hans-Josef Vogel die Bedeutung der archäologischen Maßnahmen. Diese seien durch die effektive Zusammenarbeit aller daran Beteiligten möglich geworden, ergänzte Bürgermeister Ralf Bittner anerkennend.
Grabstätte des Klostergründers ist deutschlandweit einzigartif
In einem leidenschaftlichen Plädoyer rief die zuständige Denkmalpflegerin des LWL, Dr. Bettina Heine-Hippler, zu erhöhter Spendenbereitschaft auf, damit die jüngst entdeckten Bedeutsamkeiten Wedinghausens auch in Zukunft sichtbar und erlebbar bleiben könnten und stellte ihre diesbezüglichen Visionen vor, die in ihrer Gesamtheit etwa 700 500 Euro erfordern.
In Verantwortung der Länder
Die Archäologie ist in Deutschland in die Verantwortung der Länder übergeben. In Nordrhein-Westfalen vertreten die Landschaftsverbände gemäß dem Denkmalschutzgesetz das öffentliche Interesse, die Zeugnisse der Vergangenheit zu schützen und zu bewahren.
In Westfalen setzen sich die Archäologen unter dem Dach des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) als unabhängiges Fachamt für den Bodendenkmalschutz ein. Die LWL-Archäologie für Westfalen arbeitet dabei eng zusammen mit Kommunen, Kreisen und dem Land NRW.
Der Kreuzgang im Ostflügel müsse in seiner historischen Form als Wandelgang durch Transparenz – mittels entsprechender Neuverglasung, neuem Eingang und Öffnungen zum Kapitelsaal – wieder erlebbar werden, unterstützt von einem digitalen Museum. Die aufgefundene mittelalterliche, bemalte Grabstätte von Klostergründer Heinrich I. sei in Deutschland nahezu einmalig.
DNA der Knochenfunde wird analysiert
DNA-Analysen der zu erwartenden Knochenfunde in diesem Grab und an denen, die sich im Hochgrab in der kirchlichen Taufkapelle befinden, könnten ausstehende Fragen beantworten. Auch die Freilegung der Steinkammer-Warmluftheizung im Kapitelsaal aus dem 12. Jahrhundert sei – aufgrund ihres damalig hohen technischen Niveaus und des ausgezeichneten Erhaltungszustands – sensationell.
Mit Hilfe einer aufwendigen Glasabdeckung soll sie auch zukünftig erlebbar bleiben, sonst müsse sie wieder zugeschüttet werden. Schließlich seien die Rätsel zu lösen, die zwei unterhalb des Hospitalgebäudes freigelegte, gemauerte Schächte aufgeben.
Kosten der Sanierung sind explodiert
Dies alles habe im Zuge der Sanierungsarbeiten eine unerwartete Kostenexplosion mit sich gebracht. Trotz großzügiger Finanzierungszuwendungen durch das Bistum in Paderborn, durch das LWL und von der Denkmalpflege, neben etlichen anderen Sponsoren, seien jetzt vor allem die Arnsberger Bürger aufgerufen, sich mit diesen einmaligen Funden mit ihrem Potenzial zur Bedeutungssteigerung der Stadt zu identifizieren. „Arnsberger müssen sich formieren.“
Für diesen Appell erntete Heine-Hippler großen Beifall. Dem Zweck diene auch das Crowdfunding der Volksbank, das Kaufangebot einer nachgeprägten Silbermünze aus dem 17. Jahrhundert, dem Petermännchen, für 100 Euro, sowie der Erwerb einer kleinen Plastikente zur Teilnahme am Entenrennen in der Ruhr.
Propst bittet um Unterstützung
Auch Propst Böttcher bekannte emotional und eindringlich: „Wie damals das Kloster Wedinghausen für jeden offen gestanden hat, ist Arnsberg auch heute ein Ort der Ausstrahlung und hat das Potenzial, neues Leben hierher zu bringen.“ Darum bittet er um Unterstützung der Klosterprojekte, die man im Anschluss besichtigen und sich erklären lassen konnte.