Arnsberg..


Arbeiten an alten Gemäuern geben immer wieder Geheimnisse preis. Wie die Sanierung der Stützmauer unterhalb der Arnsberger Prop­steikirche. Hier entdeckte Küster Winfried Ortmann im Bauschutt Grabplatten aus der Wedinghauser Klosterzeit sowie Fragmente von Grabsteinen, die möglicherweise vom längst eingefriedeten Friedhof direkt an der Nordseite der Kirche stammen, auf dem der gewöhnliche Bürger die letzte Ruhe fand.

Doch wie sind vor allem die Grabplatten aus dem wohl 18. Jahrhundert dorthin gelangt? „Das haben wir uns auch gefragt,“ sagt Winfried Ortmann. Sehr wahrscheinlich aber, und da sieht sich der Hobbyhistoriker im Einklang mit Stadtarchivar Michael Gosmann, hat man beim Bau der Stützmauer in den 1920er Jahren Platten und Grabsteine kurzerhand zum Verfüllen der Hohlräume zwischen Mauer und Feld verwandt.

Die Grabplatten, die einst die sterblichen Überreste der Prämonstratenser-Mönche bedeckten, stammen, so haben Recherchen ergeben, definitiv aus dem Kreuzgang des Klosters Wedinghausen. Ein starkes Indiz dafür seien zwei gleichartige Grabplatten, die noch heute - eingemauert nahe der Sakristei - für jedermann sichtbar sind.

Die nun im Bauschutt per Zufall entdeckten Grabplatten aus teuerem Grünsandstein haben wohl fleißige Arbeiter, davon jedenfalls gehen Ortmann und Gosmann ziemlich sicher aus, 1803 beim Umbau des Kreuzgangs - es wurden u.a. Toiletten und Waschküche eingerichtet - entfernt. „Und dann entweder den Hang hinuntergeworfen oder aber im Klostergärtchen gelagert,“ so Winfried Ortmann.

„Pietätlose Nutzung“

Die Inschriften auf den wieder aufgetauchten steinernen Zeugnissen der Klosterzeit ist allerdings nur noch fragmentarisch erhalten. Doch Stadtarchivar Michael Gosmann konnte in mühevoller Kleinarbeit die Identität der Toten aufdecken, die unter den „deutlich vor 1803 gefertigten“ Sandsteinplatten ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten: Danach handelt es sich um einen Laienbruder Jodocus Köster und um den Frater Wilhelmus Lange (sie Infokasten).

Die Namen auf den vom Bürger-Friedhof stammenden Grabstein-Stücken dagegen lassen sich nicht identifizieren. „Hier sind nur noch Teile von Verzierungen zu erkennen.“ Hoffnung haben Winfried Ortmann und Michael Gosmann allerdings, dass im Verlauf der Bauarbeiten noch weitere Fragmente auftauchen und so das Geheimnis lüften könnten, um wessen Grabstätten es sich gehandelt hat.

Dies vor allem im Zusammenhang mit der noch anstehenden Sanierung des seit 2006 wegen Absturzgefahr gesperrten Klostergärtchens. „Wir vermuten,“ so Ortmann, „dass sich im dortigen Erdreich noch Interessantes in dieser Richtung befinden könnte.“ Warum? Weil hier nach 1803 ein Abwasserkanal angelegt worden sei, den man - ganz pietätlos - eben mit Grabplatten abgedeckt haben könnte. Ein nicht ganz unübliches Verfahren.

Der Kreis würde sich schließen

Intensiv gesucht haben Ortmann und Gosmann übrigens unmittelbar noch Entdeckung der Platten und -steine auch auf der Bauschuttdeponie in Lippstadt, wo der durch die Hangsanierung anfallende Abraum entsorgt wird. „Aber leider sind wir dort nicht fündig geworden.“ Bis auf einige noch unbeschriftete, aber bereits bearbeitete Sandsteinstücke.

Und was passiert nun mit den derzeit im Kreuzgang gesicherten Fundstücken? „Das haben Propst Hubertus Böttcher und die Propsteigemeinde in der Hand,“ sagt Küster Winfried Ortmann. „Aber der Propst ist sehr interessiert an dieser Sache.“ Eine Option könnte das Einmauern der Grabplatten im heutigen Kreuzgang sein.

Denn so schlösse sich auch der Kreis, denn dann wären die Mönche - oder besser die Erinnerung an sie - doch wieder an Ort und Stelle, in ihrem einstigen Wandelgang, wo sie vor mehr als 200 Jahren begraben wurden. Und diese Relikte der Arnsberger Geschichte blieben zudem auch noch für die Öffentlichkeit erhalten.