Arnsberg. . Um die Schätze des Klosters Wedinghausen für die Nachwelt zu erhalten und für die Stadt zu nutzen, läuft eine Schwarmfinanzierung an.

Durch die spektakulären Ausgrabungsfunde ist das Kloster Wedinghausen in die Champions League der Klöster aufgestiegen - mit glänzenden Chancen für Stadt und Region.

Nun aber stehen die Verantwortlichen am Scheideweg: Weiter in die Tiefe graben oder wieder verschließen und - wie geplant - die Räume neu gestalten. Die Arnsberger können dabei ein entscheidendes Wort mitreden: durch Beteiligung an einer von der Volksbank Sauerland initiierten „Schwarmfinanzierung“.

Steinkammerheizung ist in Mitteleuropa einmalig

Sanierung und Grabungen laufen seit drei Jahren. Dabei sei man auf Funde gestoßen, so Dr. Ing. Bettina Heine-Hippler als verantwortliche Denkmalpflegerin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), die das Kloster in einen ganz besonderen Rang katapultieren würden.

Vor Ort im Kloster (v.l.): Christoph Regniet (Kirchenvorstand), Helmut Schulte (Volksbank), einer der Archäologen, Dr. Bettina Heine-Hippler und Propst Hubertus Böttcher.
Vor Ort im Kloster (v.l.): Christoph Regniet (Kirchenvorstand), Helmut Schulte (Volksbank), einer der Archäologen, Dr. Bettina Heine-Hippler und Propst Hubertus Böttcher. © Achim Gieseke

Wie die in Mitteleuropa einzigartige Steinkammerheizung, die aus den Tiefen auftauchte, oder das „sensationelle Grab“ des Klostergründers Graf Heinrich I. von Arnsberg.

„Eine solche bemalte Kammergruft,“ zeigt sich Heine-Hippler begeistert, „gibt es europaweit nur noch in Lübeck, Antwerpen und Brügge - alles Weltkulturerbestätten.“

Mit diesen Dimensionen hat niemand gerechnet

Funde, die bei weiteren Grabungen in Wedinghausen wohl nicht allein bleiben, jetzt aber nach einer klaren Entscheidung verlangen würden, wie es weitergehen soll.

„Denn wir sind hier über die eigentlichen Baumaßnahmen schon weit hinaus. Es wächst jetzt in Dimensionen, mit denen wir nie gerechnet haben. Wir würden aber gerne ein Stück von dem, was wir hier gefunden haben, an die Stadt zurückgeben, weil alle davon profitieren können.“

„Da kommen wir jetzt an unsere Grenzen“

Nach einer Einschätzung des LWL würde sich bei angemessener Präsentation dieser Funde, so Bauherr Propst Hubertus Böttcher, der örtliche Tourismus nachhaltig verändern, zum Vorteil vieler.

Blick in den Kloster-Kreuzgang mit alten Wandgemälden.
Blick in den Kloster-Kreuzgang mit alten Wandgemälden. © Stefan Klein

Bei allen anstehenden Überlegungen spielen die Finanzen eine ganz entscheidende Rolle. „Da kommen wir jetzt an unsere Grenzen,“ sagt Böttcher.

Das Bistum, das ohnehin schon mehr in das 6-Millionen-Euro-Projekt der Klostersanierung investiert habe als geplant, sehe sich nicht in der Verantwortung, den Erhalt der Funde für die Nachwelt zu sichern, die Kirchengemeinde St. Laurentius komme bereits für die Außensanierung der Propsteikirche auf.

Deutliches Zeichen aus der Bevölkerung ist erwünscht

Deshalb, so Dr. Bettina Heine-Hippler und Propst Hubertus Böttcher, sei nun ein deutliches Zeichen aus der Bevölkerung erwünscht, durch Spenden weitere Ausgrabungen und deren Sicherung finanzieren zu helfen.

„Wenn zu erkennen ist,“ sagt Heine-Hippler, „dass die Bürger der Stadt und vielleicht auch aus der Region hinter dem Projekt stehen, ist das ein Anreiz für Großsponsoren.“ Entsprechende Signale habe man bereits erhalten.

Fördermittel allein reichen nicht aus

Zwar würden Mittel des Landes und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz fließen sowie Gespräche um Aufnahme als Leader-Projekt geführt, aber das allein reiche nicht aus, das unglaubliche Potenzial für die Stadt zu nutzen. Dafür wären rund 600 000 Euro erforderlich.

Volksbank Sauerland legt Schwarmfinanzierung auf

Schwarmfinanzierung startet am 16. Mai

Die Schwarmfinanzierung für weitere Ausgrabungen und deren Sicherung läuft wie folgt:

An 16. Mai kann auf ein Konto bei der Volksbank Sauerland eingezahlt werden.

Über die Höhe der Spende entscheidet jeder selbst. Die Volksbank gibt zu jeder Spende/Person 5 Euro dazu.

Wird das Ziel - in diesem Fall 22 000 Euro - nicht erreicht, erhalten die Spender ihr Geld zurück.

Die Aktion für das Kloster läuft ab 16. Mai für genau 90 Tage.

Bei Spenden über 100 Euro erhält der Spender die Nachprägung eines Petermännchens, einer 1672 im Auftrag des Trierer Bischofs geprägten Münze. Diese ist auf 500 Exemplare limitiert - und damit von Sammlerwert.

Deshalb bittet man nun um Unterstützung der Bevölkerung - durch die Volksbank-Schwarmfinanzierung (Neudeutsch: Crowd­funding, siehe Infobox). Zielmarke: 22 000 Euro.

Und Volksbank-Marketingchef Helmut Schulte ist zuversichtlich, diese Summe zu erreichen. „Ich gehe angesichts der fantastischen Kloster-Schätze von Schwarmbegeisterung aus.“

Aber weil niemand für etwas spenden wird, was er nicht kennt, setzen Kirchengemeinde und LWL auf absolute Transparenz und laden Mittwoch, 16. Mai, die Bevölkerung „zum Netzwerken“ in die Propsteikirche ein.

Große Informationsveranstaltungen mit Führungen

Dann werden - vor Ort u.a. Regierungspräsident Vogel und Bürgermeister Bittner - Profis des LWL umfassend über das Projekt „Wedinghausen“ informieren. Mit Worten, Führungen, garniert mit Musik. Und wer aus körperlichen Gründen die Baustelle nicht begehen kann, auf den warten Übertragungen auf eine Großleinwand.

Ebenfalls am 16. Mai beginnt die 90-tägige Schwarmfinanzierung. Und für deren Dauer verspricht Heine-Hippler weitere „richtige Knaller“ aus der Klostertiefe. Doch mehr dazu am Mittwoch.

Ein herkömmliches Museum ist nicht vorgesehen

Übrigens: Ein Museum zur Präsentation der Funde wird es in Wedinghausen nicht geben. Vielmehr sollen diese unter anderem durch modernste Digitaltechnik anschaulich dargestellt werden, um so einen lebendigen und aktiven Ort zu schaffen.