Hagen/Bad Berleburg. SIHK-Präsident fürchtet, dass Trump deutsche Betriebe anlockt. Warum auch Firmen mit US-Werk wie Ejot aus Berleburg kaum profitieren.
Die Wirtschaft in Südwestfalen mit ihrer hohen Exportabhängigkeit hat mit Spannung auf die US-Wahl geblickt. Gerechnet wird damit, dass Trump in den USA ansässige Unternehmen zum Nachteil des Rests der Welt stärken will - voraussichtlich auch über neue Handelsbarrieren.
„Das Ergebnis habe ich seit längerem so erwartet“, sagt Christian Kocherscheidt, geschäftsführender Gesellschafter der Bad Berleburger Ejot SE. Kocherscheidt ist regelmäßig in den USA, hat die Entwicklung der Stimmungslage in den USA in den vergangenen Wochen über Bekannte und Mitarbeiter gespiegelt bekommen. Sein Unternehmen mit weltweit rund 4500 Beschäftigten stellt Spezialschrauben und Dübel für die Auto- und die Bauindustrie her, ist seit rund 15 Jahren im Nordamerikamarkt aktiv und hat im vergangenen Jahr das Engagement in den USA mit Produktions- und Vertriebsstandorten für den Automarkt deutlich verstärkt. Die Investitionsentscheidung habe man aber weder von den wirtschaftsfreundlichen Bedingungen unter der Biden-Regierung abhängig gemacht und erst recht nicht wegen Trumpscher Ankündigungen, Produktionsstandorte in den USA stärken zu wollen.
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Setzt Trump seine Ankündigungen um, senkt die Steuern für Firmen in den USA und hebt die Zölle auf Importwaren an, wäre dies gut für die Ejot-Werke in Nordamerika. „Direkt würde unser Amerika-Geschäft davon profitieren. Insofern könnte man meinen, je protektionistischer, desto besser.“ Tatsächlich sei dies aber ein Irrtum. „Trumps Politik wird Auswirkungen auf den Rest der Welt haben. Jeder, der in die USA exportiert, wird dadurch Mengen verlieren - und wir werden dadurch außerhalb der USA weniger Schrauben verkaufen.“ Europa kenne die Politik von Donald Trump seit seiner ersten Präsidentschaft ab 2016 und hätte sich längst vorbereiten können. Stattdessen sei man mit der Biden-Wahl wieder „in einen Tiefschlaf gefallen“, urteilt der Wittgensteiner Unternehmer.
Sorge vor beschleunigter Deindustrialsierung
„Wir sollten uns vielleicht mehr auf Deutschland konzentrieren und hier in die Spur kommen, schließlich haben wir genug eigene Probleme.“
„Die Industrie- und Handelskammer setzt sich generell für Freihandel und den weltweiten Abbau von Handelshemmnissen und Zöllen sowie das Vertrauen in internationale Regeln und Verträge ein“, formuliert Ralf Stoffels, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) und Präsident der Dachorganisation IHK-NRW, am Mittwochmittag noch diplomatisch. Da hatten die letzten Wahllokale in den USA gerade geschlossen und der Sieg des republikanischen Kandidaten Trump gegen Kamala Harris von den Demokraten stand fest. Das Ergebnis war am Ende klarer als von manchem erwartet und stand daher auch früher fest.
Im Gebiet der SIHK betrifft dies viele Unternehmen direkt oder indirekt als Zulieferer für Exporteure oder Händler. Laut Kammer exportieren etwa 320 Unternehmen aktuell in die USA. 55 haben eine Niederlassung dort und knapp 25 produzieren in den Vereinigten Staaten. Unabhängig von Personen und politischen Kulturen sei die Frage, was für die deutsche Wirtschaft und deren internationalen Handel am besten sei, betont Stoffels.
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Hohe Zölle, wie sie Donald Trump immer wieder angekündigt hat, würden die Exporte erschweren. Mit niedrigen Steuern könnte der kommende Präsident noch mehr Firmen aus der Region Südwestfalen über den Atlantik locken und so „die Deindustrialisierung weiter beschleunigen“, schätzt die SIHK. Präsident Stoffels plädiert dafür, weniger auf Trump zu schauen und mehr auf die eigene Regierung: „Wir sollten uns vielleicht mehr auf Deutschland konzentrieren und hier in die Spur kommen, schließlich haben wir genug eigene Probleme.“