Hagen. Direkt am Harkortsee in Hagen liegt das Haus Baukey. Ein Ort voller Leben und Geschichten, mitten im Herzen des Yacht-Clubs.

Man muss erstmal einige Minuten an Feldern vorbei und durch den Wald fahren, bis man das Zuhause der Familie Völkel erreicht. Seit 2015 leben sie im historischen Denkmal Haus Baukey, direkt am Harkortsee in Vorhalle. Wenn man über das große Areal rund um das alte Fachwerkhaus spaziert, kommt direkt ein Gefühl von Urlaub und Entspannung auf. Es ist ruhig, die Sonne glitzert auf dem See und die Segelboote stehen bereit. Ein Stück Idylle am Rande von Hagen.

Es kommt keine Einsamkeit auf

Ganz so ruhig ist es nicht immer. Das ganze Gelände, inklusive des Wohnhauses der Völkels, gehört dem Yacht-Club Harkortsee, in dem die Eheleute Nicole und Wolfgang Völkel selbst im Vorstand sind. Das Clubhaus, der Bootssteg und weitere Clubgebäude befinden sich rings um das denkmalgeschützte Fachwerkhaus. Aus dem alten Kornspeicher dahinter ist mittlerweile das kleine Café „Lieber Scholli“ geworden, welches bei gutem Wetter am Wochenende seine Gäste empfängt.

Das Haus Baukey aus der Luft: Es liegt unmittelbar am Wasser.
Das Haus Baukey aus der Luft: Es liegt unmittelbar am Wasser. © Alex Talash | Alex Talash

Aber nicht nur der Trubel vom Café oder dem Yacht-Club sorgt dafür, dass sich selten Einsamkeit breitmacht. Immer wieder kommen ungeplante Besucher vorbei. Egal ob Wanderer und Radfahrer auf der Suche nach einem Erfrischungsgetränk, Camper auf der Suche nach einem Eis für die Kinder oder immer wieder die Frage nach dem richtigen Weg. Alle klingeln bei Familie Völkel. „Das muss man auch wollen“, gibt Nicole Völkel zu, „aber wir würden die Tür nie zulassen.“

Die Sommerserie „Schätze am Wegesrand“
In der großen Sommerserie der Hagener Stadtredaktion erzählen wir die Geschichten von außergewöhnlichen Häusern und Landmarken: Viele haben sie vielleicht schon einmal am Wegesrand entdeckt, wissen aber nicht, was sich dahinter verbirgt. Folgende Teile sind bereits erschienen:

  1. Bahnhof Hagen-Dahl: Wohnen, wo die Züge rollen
  2. Pavillon in der Hagener City - das Reisebüro schließt, und dann?
  3. Blau-Weißes Haus am Tücking: Dort wohnt gar kein Schalke-Fan
  4. Leben wie im Märchen: Ein Besuch auf dem Waldhof in Hagen-Tiefendorf
  5. Historisch: Ein Blick in die gelbe Villa in Hohenlimburg
  6. Das unerreichbare Haus: Es wurde bei der Eingemeindung vergessen
  7. Liebe auf den ersten Blick - und neues Leben im Haus der Ruhrkohle
  8. Wie aus Grimms Märchen: Das Haus Ruhreck - und seine Rettung
  9. Winziges Häuschen am Hasper Straßenrand - welche Geschichte steckt dahinter?
  10. Wie eine Millionensumme eine Hagener Fabrik rettet
  11. Ein Besuch in der „Burg“ in Hohenlimburg an der Lenne
  12. Leben im grünen Paradies - neben dem Backhaus in Wehringhausen
  13. Große Vergangenheit verschafft Hasper Kindern eine Zukunft
  14. Fachwerkhaus wird aus Dornröschenschlaf geweckt
  15. Wie eine Burg: Auf den Spuren der roten Cuno-Siedlung
  16. Haus am See: So wohnt eine Familie in Hagen in einem Denkmal
  17. Die Villa mit dem grünen Turm: Nadelstiche zwischen alten Mauern
  18. Von vielen Stellen aus zu sehen: Der Funkturm auf dem Riegerberg
  19. Villa am Goldberg: Hier gibt es keine rechteckigen Zimmer
  20. Die Lust an der Einsamkeit: Familie lebt in Hagen im Forsthaus
  21. Juwel im Grünen: Die Geschichte einer Dahler Villa
  22. Eine Tour zu versteckten Ecken im Hagener Hohenhof
  23. Bordell in Hagen: Eine Peepshow und wie hier alles begann
  24. Die Insel im Hengsteysee: Der Mäuseturm und seine Geschichte
  25. Berchumer möchten vergessene Ruine neu beleben

Einzug nach jahrelangem Leerstand

Gebaut wurde das Haus, oder besser gesagt der hintere Teil des heutigen Hauses, im Jahr 1705. Viele Jahre später kam 1850 der „Neubau“ an der vorderen Seite dazu. Dazwischen wurden aber immer wieder mal Veränderungen am Haus Baukey vorgenommen. „Im Prinzip wurde das Haus immer so erweitert, wie es gerade gebraucht wurde“, erzählt Nicole Völkel. Ursprünglich war es ein Bauernhof mit Ländereien. Teile des Hauses wurden als Stall genutzt. Irgendwann später war es auch mal eine Gaststätte. Im Laufe der Jahrhunderte hat es viele Eigentümerwechsel gegeben.

Der hintere Teil wurde bereits 1705 gebaut. Der vordere Teil des Hauses kam erst 1850 dazu.
Der hintere Teil wurde bereits 1705 gebaut. Der vordere Teil des Hauses kam erst 1850 dazu. © Alex Talash | Alex Talash

2004 kaufte dann der Yacht-Club der Stadt Hagen das Haus ab, unter der Voraussetzung, das Denkmal zu erhalten. Rund 1,5 Millionen Euro wurden mithilfe von Fördermitteln in die Renovierung gesteckt. „Aber irgendwann ging ihnen das Geld aus“, erzählt Wolfgang Völkel. Sieben Jahre stand das Haus anschließend leer. „Sie mussten es ja trotzdem weiter heizen. Es hat nur weiter Geld gekostet, ohne dass irgendjemand etwas davon hatte.“ Der heute 59-Jährige mit eigenem Dachdeckerbetrieb begann 2014 privat zu sanieren und den Innenausbau fertigzustellen. „Es war immer sein Traum als Handwerker, so ein Haus auszubauen“, schwärmt seine Frau.

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Im Juni 2015 war es dann endlich so weit: Die Völkels konnten in ihr Traumhaus einziehen. Eigentümer bleibt weiterhin der Yacht-Club. Das Haus ist quasi eine Art Hausmeisterwohnung. Wolfgang und Nicole Völkel wohnen vergleichsweise günstig zur Miete in Anbetracht der Größe des Hauses. Dafür sehen sie auf dem Gelände nach dem Rechten und machen jeden Abend einen Rundgang, um alles abzuschließen.

Vor- und Nachteile eines Denkmals

Das Leben in einem Denkmal kommt natürlich auch mit Herausforderungen. „Wir hatten sehr viele Auflagen“, sagt Nicole Völkel. „Wir haben uns dem Haus angepasst und nicht viel verändert - durften wir auch nicht.“ Das Haus ist innen wie außen denkmalgeschützt. Bei so einem alten Gebäude bröckelt hier und da auch schon mal etwas Putz von den Wänden. Die Spinnenweben an den hohen Decken sind nur schwer zu erreichen. Aber all das stört die Völkels nicht besonders. Der Charme des Hauses macht alles andere wett. „Bei all dem Ärger und der Arbeit - das Schöne überwiegt. Vor allem wegen der Geschichten, die man hier erlebt.“

Das Fachwerkhaus ist umgeben von Feldern, Wald und dem Campingplatz.
Das Fachwerkhaus ist umgeben von Feldern, Wald und dem Campingplatz. © Alex Talash | Alex Talash

Das Highlight des Hauses bildet das Kaminzimmer, in dem die Familie gerne zusammenkommt. Zwei ihrer fünf Kinder leben noch zu Hause. Aber auch das tierische Familienmitglied, Mischlingshund Balu, weiß den besonderen Wohnsitz zu schätzen. Selbst so mancher verborgener Schatz wurde von den Völkels schon entdeckt. In einer Ritze im Gewölbekeller waren mehrere historische Münzen eingelassen. Insgesamt 18 Pfennig, allesamt mit Reichsadler hinten drauf. „Bei der Geschichte des Hauses war mir klar, dass wir irgendein Geheimnis finden werden“, so Nicole Völkel.

„Das ist ein riesiges Stück Lebensqualität hier.“

Nicole Völkel
Wohnt seit 2015 im historischen Haus Baukey

Wohnen, wo andere Urlaub machen

Aber nicht nur der historische Zauber des Haus Baukey hat es ihnen angetan. Besonders auch das Wohnen so dicht am Harkortsee, umgeben von der Natur, ist ein echtes Privileg für die Familie. „Das ist ein riesiges Stück Lebensqualität hier“, sagt Nicole Völkel mit strahlenden Augen. Die Freizeitgestaltungspläne für den Hengsteysee sieht sie positiv, hofft aber gleichzeitig, dass es am Harkortsee ruhig und naturbelassen bleibt. „Die Abwechslung und Vielfalt ist doch gerade das Schöne an Hagen“, so die 54-Jährige. „Hier soll eine Idylle bleiben.“ Ihr Mann Wolfgang Völkel kann da nur zustimmen: „Wenn man nach Feierabend hierhin kommt und die Schranke hochgeht, fällt einfach alles von einem ab.“ Sie würden nicht mehr tauschen wollen.