Brilon. Elisabeth Hilkenbach betreibt eine Wäscherei in Brilon. Sie ist besonders von Corona betroffen, weil sie vom Erfolg anderer Branchen abhängig ist
Gastronomie, Hotellerie, Hochzeiten und andere private Feiern fallen seit einem Jahr dem Coronavirus zum Opfer. Elisabeth Hilkenbach aus Brilon ist erst auf den zweiten Blick von Corona und seinen Folgen betroffen. Ihr kann es nicht von heute auf morgen gut gehen, denn ihre Branche leidet, weil die oben genannten Bereiche leiden. Erst wenn diese sich erholt haben, kann sie auf Besserung hoffen. Sie erklärt, wie schwer es ist, in einer Wäscherei auf den Erfolg anderer Unternehmer angewiesen zu sein..
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Sie bemerkte schon vor dem ersten Lockdown, dass die Arbeit plötzlich nachließ. Ferienwohnungen und Aufenthalte in Hotels wurden Mitte Februar 2020 storniert und das wirkte sich auch auf ihr Geschäft aus, das sie zusammen mit ihrem ehemaligen Lebensgefährten Reinhard Kaminski führt. 80 Prozent der Kundenanfragen brachen im Verlauf des ersten Lockdowns ab März vergangenen Jahres weg. Sie konnte Soforthilfen beantragen, aber noch ist unklar, ob sie diese zurückzahlen muss.
Lockerungen in Brilon helfen Geschäft
Als im Sommer erste Lockerungen beschlossen wurden, erholte sich ihr Geschäft nur bedingt. „Tischwäsche haben wir so gut wie gar nicht gereinigt. Auch unser Leihservice für Ferienwohnungen wurde nicht so stark genutzt. Normalerweise reinigen wir jeden Monat Wäsche für mindestens vier Veranstaltungen. In den vergangenen 12 Monaten war es lediglich eine Hochzeit“, blickt Hilkenbach zurück.
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Eigentlich arbeitet sie eng mit sechs kleineren Hotels zusammen. Da deren Auftragslage ebenfalls gegen Null geht, bringt lediglich ein Hotel alle drei Monate einen kleinen Korb mit Bettwäsche vorbei. Im Oktober stiegen die Corona-Fallzahlen so stark an, dass ein zweiter Lockdown die Folge war. Es wurde noch ruhiger.
Wie der 67-jährigen Brilonerin geht es den meisten der knapp 4800 Reinigungen und Wäschereien in Deutschland. Obwohl sie dafür sorgen, dass Textilien hygienisch rein sind, bricht ihnen ein großer Teil des Geschäfts weg. Im ersten Halbjahr 2020 brach der Umsatz von Betrieben, die vorrangig für Hotel-, Gaststätten- und Cateringkunden waschen, um 90 Prozent ein. Und nach der kurzen Erholung im Sommer sieht es nun wieder schlecht aus.
Enorme Umsatzeinbußen im Reinigungsgeschäft
Der Deutsche Textilreinigungsverband (DTV) rechnet aktuell mit einem Umsatzrückgang von 95 Prozent bei Spezialwäschereien. Für Reinigungen, die hauptsächlich Kleidung von Privatkunden waschen, prognostiziert der DTV ein Minus von 80 Prozent. Selbst Unternehmen, die Wäsche von Krankenhäusern und Pflegeheimen oder Berufskleidung aus Industrie und Handwerk waschen, dürften zwischen zehn und 30 Prozent weniger verdienen als im vergangenen Jahr.
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Mit Kleidung von Privatkunden hat Hilkenbach nicht so viel zu tun. 20 Prozent ihres Umsatzes würde sie normalerweise in dem Bereich machen können. Aber dadurch, dass viele Arbeitnehmer derzeit im Homeoffice sind, muss das Hemd oder der Anzug auch nicht so oft in die Reinigung. Zwei Mal in der Woche bringt ihr Privatwäsche circa fünf Stunden Arbeit, eine völlig andere Welt gegenüber den sieben Stunden, die sie normalerweise am Tag an der Mangel, einer Art riesigem Bügeleisen, das auch große Stoffe perfekt glättet, steht.
Mitarbeiter wegen Corona entlassen
Die Öffnungszeiten der Wäscherei sind mittlerweile daran angepasst. Aus 7 bis 18 Uhr wurde 8 bis 14 Uhr. Eine Halbtagskraft konnte Hilkenbach wegen der schwierigen finanziellen Lage nicht länger beschäftigen, derzeit sind noch zwei 450-Euro-Kräfte im Einsatz. „Existenzbedrohend ist es noch nicht, aber wir müssen jeden Monat an unser Erspartes ran. Wir haben Novemberhilfen beantragt, aber davon sehen wir nichts.“
Um Überbrückungshilfen zu bekommen, müsste der Umsatz unter 20 Prozent des Vorjahres liegen. Das Wenige, das sie derzeit zu tun hat, bringt ihr aber knapp mehr ein. Also geht sie leer aus und ist weiter auf ihre Rücklagen angewiesen. „Die Situation ist sehr angespannt, weil wir einfach nicht wissen, was kommt und wie es weitergeht. Die Frage ist bei uns eben auch, welche Betriebe unserer Kunden überhaupt überleben. Das ist sehr belastend.“