Gladbeck. Der Wochenmarkt in Gladbecks Innenstadt könnte attraktiver sein. Eine Projektgruppe stellt Ideen zu Standort, Sortiment und Attraktivität vor.
Lockdown-Phasen, weggebrochene Kaufleute, Nachfolge-Probleme bei Geschäftsaufgabe – der Wochenmarkt in Gladbeck hat Probleme. Eine Projektgruppe unter der Regie der städtischen Wirtschaftsförderung wurde eingerichtet, um Möglichkeiten einer Neuausrichtung in der Innenstadt zu prüfen. Erste Ansatzpunkte liegen jetzt vor. Ein ganzes Füllhorn könnte, so die Hoffnung, den Wochenmarkt beleben. Die Ideen reichen von A wie Attraktivierung über S wie Startups bis V wie Veränderung in der Organisation.
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Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer schickte in der Sitzung des Wirtschaftsförderungs- und Bauausschusses voraus: „Wir haben einen funktierenden Markt, wollen aber frühzeitig alle Möglichkeiten betrachten. Ohne Scheuklappen schauen: Wo stehen wir?“ Dazu gehöre auch der Aspekt, dass Wochenmärkte mittlerweile mehr seien als ein Weg zur Nahversorgung: „Kartoffeln kann man auch bei Lidl oder Netto kaufen.“ Vielmehr habe ein Markt unter anderem auch eine kommunikative Funktion.
Die Projektgruppe setzt auf eine aktive Akquise und Attraktivierung des Wochenmarktes in der Gladbecker Innenstadt
Doch wenn’s mit der Attraktivität nicht stimmt, klappt’s auch nicht mit dem Publikum. Die Anziehungskraft, so legte Dana Zocher von der Wirtschaftsförderung im Rathaus dar, bezieht sich auf mehrere Felder. Da wäre zuvorderst das Warensortiment. „Zwei Blumenhändler haben ihr Geschäft aufgegeben. Aber wir haben drei neue Tageshändler: Antipasti, Feinkost und schlesische Wurstwaren.“ Außerdem gebe es einen neuen Blumenhändler. Um das Portfolio zu erweitern, setzt die Arbeitsgruppe auf aktive Akquise.
Unterm Strich lasse sich in den vergangenen Jahren ein „beständiger Abwärtsprozess“ bei Dauer- und Tageserlaubnissen feststellen, der durch die Folgen der Corona-Pandemie deutlich verstärkt worden sei. In Zahlen heißt das: Der Gebührenbedarf für die Gladbecker Wochenmärkte im Jahr 2021 betrage 99.142 Euro. Dem stehen Einnahmen von 26.574 Euro (Tageserlaubnisse) und 51.388 Euro (Dauererlaubnisse) gegenüber – macht ein Defizit von 21.180 Euro. Michael Tack (FDP) hakte nach: „Ist geplant, dass der Markt immer von der Stadt bezuschusst wird?“ Kopfschütteln der Verwaltungsleute. „Die Gebührendeckung muss da sein, 2021 war ein Sondereffekt. Wir sind der Meinung, dass man das in den Griff bekommen kann“, beteuerte der Stadtbaurat.
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Zocher zählte als Optionen für einen frischeren Wochenmarkt auf: „Startups, Kunsthandwerk, Einbindung des Einzelhandels.“ Verjüngend könnten auch Themenmärkte, die dem Erlebnischarakter zugute kommen, und Aktionen für Kinder wirken. Der Stadtbaurat: „Wir müssen ja nicht jedes Mal ein Feuerwerk abbrennen, aber vielleicht können wir ein bisschen spielen.“ Was wäre denn beispielsweise mit dem Thema „Kürbis“ im Herbst? Die fürs ehemalige Möbelhaus Niessing geplante Systemgastronomie mit Außenbereich und neue Stadtgrün-Möbel – wie es im Fachsprech so schön heißt – statt der bisherigen Hochbeete sollen die Akzeptanz ebenfalls pushen.
Vorschlag: Startups sollten anfangs Gebühren erlassen werden
Apropos Gebühren. Udo Flach (BIG) schlug vor, Startups einen Gratis-Anfang zu gewähren. Derzeit sind 2,90 Euro Frontmeter/Tag (Dauerhändler) bzw. 4,30 Euro Frontmeter/Tag (Tageshändler) fällig. „Damit liegen wir im Vergleich zu den umliegenden Städten eher im unteren Bereich“, sagte Zocher. Kreuzer stimmte Flachs Vorstoß zu: „Es gibt kaum etwas, das weniger sexy ist als eine Gebührensatzung. Man muss gucken, dass man anfangs Rabatt gibt.“
Blick auf die Stadtteile
Der Wochenmarkt in Gladbecks Stadtmitte ist zu folgenden Zeiten geöffnet: dienstags und donnerstags zwischen 8 und 13 Uhr sowie samstags von 8 bis 14 Uhr. „Derzeit bieten zehn Dauerhändler und zehn bis 20 Tageshändler ihre Waren an“, so die Verwaltung. Dana Zocher von der städtischen Wirtschaftsförderung: „Das Angebot ist sehr stark abhängig von der Wetterlage.“
Der Samstag sei für die Geschäftsleute auf dem Marktplatz der stärkste Tag mit dem größten Warenangebot und den höchsten Besucherzahlen. „Dienstag und Donnerstag sind in etwa gleich ausgelastet.“
Wesentlich dünner schaut’s auf den Stadtteilmärkten in Zweckel und Rosenhügel aus, auf denen die Stände mittwochs und freitags von 8 bis 13 Uhr aufgebaut sind. Tendenziell sei an beiden Standorten der Freitag stärker besucht.
Zocher: „Auf dem Rosenhügeler Markt bieten jeweils drei Dauer- und Tageshändler ihre Waren an.“ In Zweckel gebe es keinen, der dauerhaft präsent ist. Hier gibt es drei Tageshändler.
Rüdiger Jurkosek (Linke) regte an, regionale Produkte auf den Wochenmarkt in der Innenstadt zu bringen. Zugleich kritisierte er die Händlerschaft, die „wenig Initiative zeige“: „Da tut sich gar nichts.“ Vielleicht bräuchten die Geschäftsleute Unterstützung beim Marketing. Zocher entgegnete: „Das sind Überlegungen, die noch entstehen.“
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Ad acta gelegt sind hingegen Gedankenspiele, den zentralen Wochenmarkt lokal zu verlegen, beispielsweise auf die Horster Straße, wo unter anderem Textiler ihre angestammten Verkaufsorte haben, den Körnerplatz („zu klein“) oder Willy-Brandt-Platz („oft belegt wegen anderer Veranstaltungen“). Zocher resümierte: „Alles konnte nicht überzeugen. Daher lautet das Ergebnis: Der Platz bleibt.“
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Bei den Kosten schlagen als größte Posten Personal und Reinigung ins Kontor, so die Expertin. Veränderte Marktzeiten oder gar die Streichung „der anderen Markttage waren für die Händler nicht denkbar“. Das gelte auch für die Idee, Organisation und Durchführung auszulagern. Zur Deutschen Marktgilde, deren Geschäft genau dies ist, habe sich zwar bei einem Kontakt ein guter Eindruck ergeben. Aber: „Die Händlerschaft hat Vorbehalte und uns vermittelt, dass wir damit auf Widerstand stoßen.“
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Trotzdem soll der Wochenmarkt organisatorisch künftig nicht mehr beim Ordnungsamt, sondern in der Wirtschaftsförderung liegen. Da diese bereits für den Feierabendmarkt zuständig ist, könnten schon gesammelte Erfahrungen und Synergie-Effekte nützlich sein.
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CDU-Ratsherr Dirk Schneider meinte: „Ob unser Markt derzeit attraktiv ist, wage ich zu bezweifeln.“ Er setze seine Hoffnungen auf Verbesserung in die Wirtschaftsförderung: „Ich bin da optimistisch.“