Gladbeck. Viele Ukraine-Flüchtlinge bringen ihre Haustiere mit. Die Gladbecker Tierhilfe R.a.L. kümmert sich um Unterkünfte. Und sucht dringend Wohnraum.
Sie mussten schon ihr ganzes Leben hinter sich lassen, da soll nicht auch noch das geliebte Haustier zurückbleiben. Viele Menschen, die aktuell vor dem Krieg in ihrem Heimatland Ukraine flüchten, haben ihre Hunde, Katzen oder andere Kleintiere mit dabei. Für sie in der neuen Zuflucht eine Unterkunft zu finden, in der auch das Haustier erwünscht ist, das gestaltet sich oft schwierig. Die Tierhilfe R.a.L. (Recht auf Leben) in Gladbeck ist eine der Organisationen, deren Mitglieder alles unternehmen, damit die Menschen und ihre Tiere zusammen bleiben können.
Eigentlich kümmert sich Patrizia Wahl gemeinsam mit den anderen Ehrenamtlichen vor allem um Streunerkatzen. Doch mit Beginn des Krieges in der Ukraine haben die Tierschützer noch eine weitere wichtige Aufgabe übernommen. Sie suchen Wohnraum für Geflüchtete mit Haustieren, leisten Hilfestellung in den ersten Tagen in der neuen Zuflucht. „Wir kümmern uns um die Papiere und darum, dass die Tiere zum Tierarzt kommen“, erklärt die R.a.L.-Vorsitzende.
In den großen Notunterkünften sind Tiere nicht erlaubt
Doch vor allem geht es darum, geeignete Wohnungen in Gladbeck und den Nachbarstädten zu finden, damit Tier und Mensch nicht, am Ziel angekommen, doch noch getrennt werden müssen. „In den großen Notunterkünften sind Tiere nicht erlaubt. Die meisten Tierheime sind voll, fast unmöglich, dort auch noch die Hunde und Katzen aus der Ukraine unterzubringen“, so Patrizia Wahl. Bleibt nur die private Unterkunft.
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Wer Wohnraum in Gladbeck zur Verfügung stellen möchte, wird gebeten sich zu melden
Wer also Wohnraum zur Verfügung stellen kann und möchte, der wird dringend gebeten, sich mit der Gladbecker Tierhilfe in Verbindung zu setzen. Acht Familien mit Katzen und Hunden, großen und kleinen, haben die Mitglieder des Vereins bereits helfen können. Darunter auch Katharina Trunova, Sasha Bessonova und Olena Babenko, die mit ihren Bulldoggen Molly und Leo eine Wohnung in Gladbeck bezogen haben. Zufälligerweise auch noch ganz in der Nähe der Tierhilfe.
Wohnungen für Flüchtlinge mit Tieren gesucht
Menschen aus Gladbeck und Umgebung, die Wohnraum für Flüchtlinge aus der Ukraine und ihre Haustiere zur Verfügung stellen möchten, können sich mit der Tierhilfe „Recht auf Leben“ (R.a.L.) in Verbindung setzen. Der Verein hat sein Büro an der Horster Straße 217, Rufnummer 0171/ 9456224. Der Verein freut sich auch über Futterspenden und andere Sachen für Haustiere.
Hunde, Katzen, Frettchen etc, die aus der Ukraine mitgebracht werden, müssen zuerst in Quarantäne sowie in jedem Fall durch einen Tierarzt untersucht und gegebenenfalls gegen Tollwut geimpft werden. Darauf weist das Veterinäramt vom Kreis Recklinghausen hin (Rufnummer 02361/532125, E-Mail fd39@kreis-re.de).
Die Mitglieder der Gladbecker Tierhilfe unterstützen die Geflüchteten in den ersten Tagen bei diesen Erledigungen.
Die Frauen kommen aus Charkiw, nach Kiew die zweitgrößte Stadt in der Ukraine – und seit Tagen heftig umkämpft und vom russischen Militär bombardiert. In Charkiw sollen nach Angaben lokaler Behörden, so die Tagesschau, bereits 266 Zivilisten getötet worden sein. Katharina Trunova, Sasha Bessonova und Olena Babenko sind bereits seit einigen Tagen in Gladbeck, in Sicherheit. Doch das Erlebte, der Schrecken des Krieges sowie die Strapazen der Flucht, haben ihre Spuren hinterlassen in ihren Gesichtern.
Eine Woche lang haben Mutter und Tochter mit den Hunden im Keller ihres Hauses ausgeharrt
Eine Woche, erzählt Katharina Trunova, habe sie mit ihrer Tochter Sacha, den Hunden und vielen anderen Menschen im Keller ihres Hauses in der Millionenstadt Charkiw ausgeharrt. Das Essen war knapp, Futter für die Hunde ebenso. „Dann wurde es auch noch kalt, nachts weit unter Null Grad“, so die Mutter. In ihre Wohnung in der 21. Etage des Hochhauses haben sich die Frauen aus Angst vor den Angriffen gar nicht mehr getraut, ebenso wenig auf die Straße. Dann ergab sich die Möglichkeit zur Flucht, zusammen mit Olena Babenko und deren Tochter. Die beiden Bulldoggen Leo und Molly zurückzulassen – das kam für die Frauen nicht in Frage.
Nun sind sie glücklich in ihrer neuen Wohnung in Gladbeck. Doch Tränen fließen, sobald sie an die Familie und Freunde denken, die sie in der Ukraine zurückgelassen haben. Ob und wann sie nach Charkiw zurückkehren können – das ist noch ungewiss.
Warum nicht in Notunterkünften separate Bereiche für Geflüchtete mit Tieren schaffen?
Patrizia Wahl geht davon aus, dass in Gladbeck und den Nachbarstädten in den nächsten Tagen und Wochen noch viele Flüchtlinge auch mit Haustieren eintreffen werden. Grundsätzliche Lösungen, sagt sie, müssten deshalb her. „Warum nicht in den Notunterkünften separate Bereiche einrichten, wo die Menschen dann gemeinsam mit ihren Tieren die ersten Tage verbringen können?“. In Gladbeck zum Beispiel wird es wohl nach Auskunft der Stadt auf eine Containerlösung, eventuell auch verteilt auf mehrere Standorte, hinauslaufen. „Da könnte man doch von Anfang an diese separaten Bereiche schaffen“, so die Vorsitzende der Tierhilfe.
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Natürlich hofft sie nach wie vor, dass möglichst viele Menschen den Geflüchteten und ihren Vierbeinern privaten Wohnraum anbieten werden. Was schon super klappt, sagt sie, ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen, wie beispielsweise auch der Gladbecker Fluthilfe, bei der Hilfe für die Geflüchteten. „Wir sind alle schon gut vernetzt und greifen uns gegenseitig unter die Arme.“ So kümmern sich beispielsweise Jenny Schneider und Nina Zebeljan intensiv um die vier ukrainischen Frauen und ihre Hunde. Sie haben beim Eichrichten der Wohnung geholfen, und sind da, wenn es z.B. Behördengänge und ähnliches zu erledigen gilt.
Die Frauen aus der Ukraine sind überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft
Die Frauen aus der Ukraine sind überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft. „Wir haben sehr viel Gutes erfahren auf der Flucht. Die Helferinnen und Helfer an der Grenze sind großartig. Und auch das, was wir hier in Gladbeck erleben ist wunderbar“, sagt Olena Babenko. Und sie wird einfach nicht müde, immer wieder „danke schön!“ zu sagen.
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