Gladbeck. Der Krieg in der Ukraine sorgt in Gladbeck für Sorge. Wie sich Bürgermeisterin Weist, die Kirchen und Politiker zum Angriff Russlands äußern.
Mit großer Sorge wird auch aus Gladbeck auf den Kriegsbeginn in der Ukraine geblickt. Vertreter aus Politik und Gesellschaft äußern sich fassungslos über den Angriff Russlands und bedauern das Leid, das auf die Menschen in dem osteuropäischen Land zukomme.
Bürgermeisterin Bettina Weist schaut „voller Sorge auf die Entwicklungen in der Ukraine“ und verurteilt in einer Stellungnahme die russischen Angriffe auf Teile des osteuropäischen Landes. „Ein Krieg war glücklicherweise in Europa lange undenkbar, in Deutschland leben wir sogar seit mehr als 75 Jahren in Frieden. Wir haben aus unserer eigenen Geschichte auf bitterste Art und Weise lernen müssen, welch Leid Krieg und Vertreibung auslösen, wie lange Generationen von Menschen darunter leiden, welche Wunden kaum heilen. Dass nun in Europa wieder Kriegshandlungen stattfinden, dass Menschen sich um Leib und Leben sorgen, ein souveräner Staat um seine Unabhängigkeit fürchtet, das erschreckt mich sehr“, so Weist.
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CDU-Fraktionschef Rymann: Putin ist eine unberechenbare Person
„In Gedanken bin ich bei den Menschen in der Ukraine und sende ihnen Trost und Hoffnung.“ Sie hoffe sehr, so die Bürgermeisterin, „dass schnellstmöglich Vernunft und Menschlichkeit siegen, dass sich die russische Seite an den Verhandlungstisch zurückbegibt und damit wieder Frieden in der Region einkehrt.“ Als Zeichen der Solidarität werden Donnerstagabend zwei Fenster am Alten Rathaus in den ukrainischen Nationalfarben beleuchtet.
CDU-Fraktionsvorsitzender Dieter Rymann verurteilt „aufs Schärfste, was Putin sich erlaubt“. Für Europa schlage die schlimmste Stunde. „Es hätte sich niemand vorstellen können, dass auf europäischem Boden noch mal Krieg passiert.“ Er könne nur hoffen, dass die europäischen Bündnisse – EU und Nato – mit Sanktionen auf Putin reagierten. Ob die wirtschaftlichen Sanktionen ausreichten, bezweifle Rymann. Denn eines stehe fest: „Putin lässt sich nicht mehr bremsen.“ Ob eine Ausweitung des Konflikts denkbar sei? „Man mag es sich nicht vorstellen. Aber Putin wird zur unberechenbaren Person.“ JU-Chef Maximilian Krügerke schreibt: „Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine und solidarisieren uns mit ihnen.“ Putin und das russische Regime würden den Frieden und die Sicherheit in Europa gefährden und das Völkerrecht brechen. Die JU fordert von der Stadt als Zeichen der Solidarität, am Rathaus ukrainische Flaggen zu hissen.
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SPD-Fraktionschef Wedekind: Putins Agieren ist eine Fehlreaktion
Für SPD-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Wedekind ist es zu kurz gefasst, die Verantwortung allein bei Putin zu suchen. Mit der Politik der vergangenen Jahre habe weder Amerika noch die EU Russland den „gebührenden Respekt erwiesen“. „Russland wurde immer mehr der Sicherheitskorridor genommen“, so Wedekind und meint damit vor allem die EU-Osterweiterung und die Diskussion um die Ausweitung der Nato. Auch wenn die Reaktion Putins eine klare Fehlreaktion sei, die er nicht gut heißen könne, betont Wedekind: „Es ist nicht alles schwarz-weiß.“ Jetzt gebe es aber nur einen richtigen Weg: „Die Spirale der Eskalation muss durchbrochen werden, und wieder an einen Verhandlungstisch zurückgekehrt werden.“
Mit Entsetzen über den Angriff Russlands auf die Ukraine haben die beiden großen Stadtkirchen reagiert. „Ich bin erschüttert und sprachlos. Vor meinen Augen sehe ich das große Leid, das jetzt über viele Menschen kommt, die um ihre Sicherheit und ihr Leben fürchten“, sagt der evangelische Superintendent Steffen Riesenberg. „Meine Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine. Insbesondere den Familien, die vor einer ungewissen Zeit stehen“, so der katholische Stadtdechant und Propst André Müller, der sich erschüttert zeigt, dass Krieg in Europa überhaupt noch möglich sei.
„Ich bin schockiert und fassungslos angesichts der sich überschlagenden Ereignisse in der Ukraine“, äußert sich AfD-Fraktionschef Marco Gräber, der von einer „Unberechenbarkeit des russischen Präsidenten“ spricht und sich sorgt, dass „dieser Angriffskrieg nicht zu einem noch größeren Flächenbrand in ganz Europa eskaliert“. Gräber fordert die Stadtverwaltung auf, sich „schnellstmöglich auf bevorstehende Flüchtlingsströme aus der Ukraine vorzubereiten und die Aufnahmekapazitäten hochzufahren“.
Die beiden großen Stadtkirchen rufen zum Gebet für die Ukraine auf
Riesenberg spricht von einem „furchtbaren Tag für die Menschen in der Ukraine“. Besonders sorgte er sich um die vielen Kinder, „in deren Städte und Dörfer jetzt Leid und Tod einziehen“. Der Gegensatz zwischen „der Aggression und dem Krieg auf der einen und den Karnevalsfeiern bei uns auf der anderen Seite“ sei kaum auszuhalten, so der Superintendent. Propst Müller befürchtet, dass die Lage noch mehr eskalieren könnte, und äußerte sich „verängstigt und besorgt, dass vor allem Ältere in Deutschland, die noch den Zweiten Weltkrieg erlebt haben, womöglich in existenzielle Sorgen geraten könnten.“ Die evangelische Kirche ruft unterdessen die Gläubigen zu Friedensgebeten auf: Für Frieden beten könne und sollte, so Superintendent Riesenberg, jede Christin und jeder Christ für sich – „und wir werden es auch in unseren Kirchen und Gemeinden tun“. Auch Propst Müller kündigte an, dass am Wochenende in den katholischen Kirchen für die Ukraine gebetet werde.
Auch auf der Facebook-Seite der WAZ Gladbeck wird die Sorge vieler Nutzerinnen und Nutzer deutlich. „Ich bete, dass der Krieg nicht hierher kommt“, schreibt etwa Michaela Hesse-Damm. Und auch Charlie Harper meint: „Die Sache kann richtig gefährlich werden.“ Und Anke Hermansson meint: „Es ist unfassbar, wie kann man gegen das eigene Volk einen so grausamen Krieg führen. Leider war es zu erwarten, der Russe lässt sich nichts vorschreiben.“