Gladbeck. In Gladbeck ist die Nachfrage nach Jod-Tabletten deutlich gestiegen. Grund sei die Angst vor Atomwaffen. Doch Apotheker warnen vor der Einnahme.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die Befürchtung, dass im Krieg auch Atomwaffen eingesetzt werden könnten, versetzt viele Menschen in Angst und Sorge. In Gladbeck soll das nun zu einer erhöhten Nachfrage nach Jod-Tabletten in Apotheken führen.

„Seit einigen Tagen kommen immer wieder besorgte Patientinnen und Patienten in die Apotheken vor Ort, die sich mit Jod-Tabletten bevorraten wollen“, erklärt Apothekerin Dorothee Pradel, Sprecherin der Apothekerschaft in Gladbeck. „Ich rate jedoch dringend davon ab, sich durch eine selbstständige Einnahme der Tabletten vor einer vermeintlichen Belastung mit radioaktivem Jod zu schützen.“

Gladbecker Apothekerin warnt vor selbstständiger Jod-Einnahme

Wie die Expertin betont, sollten Jod-Tabletten ausschließlich nach ausdrücklicher Aufforderung durch die deutschen Katastrophenschutzbehörden eingenommen werden. Diese hätten rund 189,5 Millionen hoch dosierte Kaliumiodid-Tabletten eingelagert, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung im Umkreis von 100 Kilometern um den Unfall-Reaktor auszugeben.

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Diese Jod-Tabletten sollten nicht mit denen verwechselt werden, die manche Patienten regelmäßig zur Jodsubstitution einnehmen müssen, denn „die wären im Falle einer Freisetzung radioaktiven Jods um das 100- bis 1000-Fache unterdosiert“. Gesunde Erwachsene über 45 Jahren sollten grundsätzlich keine hoch dosierten Jodtabletten einnehmen. Denn diese erhöhen das Risiko für schwerwiegende Schilddrüsenerkrankungen.

Apothekerin Dorothee Pradel warnt vor der selbstständigen Einnahme von Jod-Tabletten. Hier steht Pradel im Jahr 2016 in der Elefanten-Apotheke in Gladbeck.
Apothekerin Dorothee Pradel warnt vor der selbstständigen Einnahme von Jod-Tabletten. Hier steht Pradel im Jahr 2016 in der Elefanten-Apotheke in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Thomas Schmidtke

Wann die Einnahme von Jod-Tabletten sinnvoll wäre

Durch einen Angriff oder einen Unfall könnte aus einem Kernkraftwerk radioaktives Jod austreten. Dieses würde – genau wie das Jod, das über Lebensmittel aufgenommen wird – in der Schilddrüse gespeichert. Schilddrüsenkrebs kann die Folge sein.

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Um in einem solchen Fall die Aufnahme von radioaktivem Jod zu blockieren, reicht im Regelfall eine einmalige Einnahme von Kaliumiodid als Notfallmedikament, die dann von der Katastrophenschutzbehörde angeordnet werden würde. „Da das aber derzeit nicht der Fall ist, ist die Einnahme von Jod-Tabletten absolut nicht notwendig – sondern eher gesundheitsschädigend“, betont Pradel und bittet die Gladbecker eindringlich darum, nicht in Panik auszubrechen.