Bottrop. Nicht alle Konzepte des Sofortprogramms Innenstadt erwiesen sich als tragfähig. Wirtschaftsförderung: Wenn die Hälfte glückt, ist das schon gut.

Das Förderprogramm zur Belebung der Innenstadt läuft zum 31. Dezember aus. Rund 20 Ladenlokale haben bislang von dem Konzept der günstigen vom Land NRW geförderten Mieten profitiert. Wie bei fast jedem neuen Konzept gibt es auch bei dieser von der städtischen Wirtschaftsförderung eng begleiteten Initiative Licht und Schatten.

Etwa die Hälfte der Unternehmerinnen und Unternehmer, die die Hilfe in Anspruch genommen haben, konnten der Jury nicht nur ein tragfähiges Konzept vorlegen, sondern hätten bereits Anschlussverträge mit den Eigentümern geschlossen oder stünden kurz vor Auslaufen des Programms davor. Andere haben es nicht geschafft, sind zum Teil vorzeitig ausgestiegen, wie der Kartoffelimbiss oder der Blumenladen an der Hansastraße. Zuletzt hatte sich Isabelle Aberfeld (Bellas Gourmet Bistro) an der Gladbecker Straße nach nur acht Monaten zur Aufgabe entschlossen, allerdings wegen großer Mängel an der Immobilie.

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Diese Wasserschäden und deren immer noch unklare Ursachen seien für alle Beteiligten – Wirtschaftsförderung, die Betreiberin aber auch die vermietende Eigentümergemeinschaft – trotz vorheriger Untersuchungen in diesem Umfang nicht absehbar gewesen. Das bestätigen auch Sabine Wißmann, Leiterin der Wirtschaftsförderung, sowie Ute Schimmang und Dorothee Lauter, die das Projekt betreuen, im WAZ-Gespräch. Für Isabelle Aberfeld ist wirklich ein Traum geplatzt, das sei schlimm.

Böse Überraschungen kann es trotz Prüfung immer wieder geben

Andererseits könne niemand bei der Auflage eines Programms alle möglichen und unmöglichen Mängel aber auch Eigentümer-Konstellationen in Betracht ziehen und diese sei eine solche. „Die Gespräche mit der Eigentümergemeinschaft laufen, keiner Seite ist an einem Rechtsstreit gelegen“, betont Sabine Wißmann.

Und Bella Aberfeld zahle mit August auch keine Miete mehr. Bei einem Vertrag außerhalb der Anmietungsoffensive wäre das vermutlich anders gelaufen, sagt Aberfeld selbst. Trotz allem für die Gastronomin, der sonst möglicherweise eine Insolvenz gedroht hätte, also Glück im Unglück. Ärgerlich bleibt es dennoch – und schade für Bellas Konzept, das alle immer noch für tragfähig befinden.

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Also werden die Mietforderungen am Ende aus dem öffentlichen Topf beglichen? „Wir haben grundsätzlich gewerbliche Mietverträge, maximal bis Ende der Förderung, abgeschlossen für längstens 24 Monate, die sehen zunächst keine Kündigung vor“, so Wißmann. Es gebe aber immer Möglichkeiten, beim Scheitern eines Konzepts einvernehmlich auszusteigen. Ansonsten würden die vereinbarten Mieten weiter gezahlt, heißt es bei der Wirtschaftsförderung – wie zum Beispiel beim Imbiss „Fritas Natural“. Auch für Bellas Bistro fließen die Gelder weiter bis zu einer Einigung.

Ein gewisses Risiko trage der Vermieter ja auch. Einmal den auf 70 Prozent der Vormiete abgesenkten Mietzins, dann auch die Kosten für eventuelle Investitionen oder Umbauten, die im Fall von „Fritas Natural“ der Eigentümer getragen hat. „In dem Fall haben übrigens die Vermieter des Objektes an der Hansastraße uns angesprochen, um an der Offensive teilzunehmen“, sagt Ute Schimmang.

Sofortprogramm Innenstadt in Bottrop: Es gibt auch Erfolgsgeschichten

Es gebe aber auch Erfolgsgeschichten, die aus dem Anmietungsprogramm entstanden sind. Dorothee Lauter nennt zum Beispiel den veganen Supermarkt „Just vgn“ oder „Minimauken“ am Kirchplatz / Hochstraße, den Wohnaccessoire-Laden von Thomas Albrecht, die bereits Nachmietverträge abgeschlossen hätten. Brautmoden „Etwas Blaues“ an der Poststraße oder das Modeatelier von Michelle Apfel ebenso wie „Pikilia to go“oder das neue Musikgeschäft an der Gladbecker Straße seien Beispiele für tragfähige Konzepte. Generell schwieriger bleibe es aber an der Hansastraße.

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„Starthilfe oder Überbrückung in einem Übergangszeitraum, wie zum Beispiel bei der Dependance des Restaurants Piklia, für die gerade ein benachbartes Ladenlokal umgebaut wird, seien Ideen, die wir so fördern wollen“, sagt Sabine Wißmann. Das bislang letzte Förderprojekt sei der mögliche Neustart im früheren Biomarkt Bukes als Bottroper Bio-Supermarkt, heißt es aus der Wirtschaftsförderung. Dazu laufen ebenfalls Gespräche. Geschlossen ist der Fördertopf aber noch nicht.

Kurz vor Ende: Anschubförderung noch möglich

Auch wenn das Sofortprogramm Innenstadt Ende Dezember ausläuft, sind immer noch Meldungen möglich, heißt es aus der Wirtschaftsförderung. Dabei gehe es für drei oder vier Monate um den Anschub oder eine Überbrückung in der Gründungsphase eines neuen Projekts.

Eine Nachfolgemodell ist nicht in Sicht. Die ursprünglich längste Förderung von 24 Monaten kann nicht mehr erreicht werden.

Info und Kontakt zur Wirtschaftsförderung: bottrop.de/wirtschaft.