Bottrop. Michelle Apfel eröffnet bald ihr neues Modeatelier in Bottrops Innenstadt. Ihr Angebot ist nachhaltig – ein Gegenpunkt zu Primark, H&M und Co.
Ihre Kleidung soll von Dauer sein. Kundinnen und Kunden, die bei Michelle Apfel Kleidung, Accessoires und Utensilien kaufen, werden diese länger tragen und nutzen können als üblich. Denn genau darin möchte sich die junge Firmengründerin mit ihrem Sortiment von vielen Textilwaren wie von H&M, C&A oder Primark unterscheiden. Deren Geschäft mit der schnellen Mode lehnt die gelernte Maßschneidermeisterin ab. „Ich habe noch nie verstanden, warum sich Leute T-Shirts kaufen müssen, um sie nach zweimaligem Tragen wegzuwerfen, weil sie ja auch gar nicht für mehrmaliges Tragen gemacht sind“, sagt Michelle Apfel.
Ihre Ware soll anders sein: aus ordentlichen Stoffen und in guter Qualität. „Ich möchte in Richtung Slow Fashion starten“, erklärt Michelle Apfel. „Meine Kleidung wird in Deutschland produziert, und alles was ich dazu brauche, beziehe ich von lokalen Herstellern oder von Herstellern aus der Region“, verspricht die Jungunternehmerin.
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Billigpreise wie die großen Ketten könne sie da nicht bieten. Ihre Damenoberteile und Röcke oder auch Mäntel, Jacken und Oberteile für Kinder werden aber trotzdem bezahlbar sein, versichert die Unternehmerin. Wirklich günstig sei Markenmode ja auch wieder nicht, meint Michelle Apfel und nennt einige sehr bekannte Namen: „Die lassen in Bangladesch für 20 Cent das Stück produzieren, verkauft wird es hier dann für 80 bis 100 Euro.“
Erste Artikel über eine E-Commerce-Website verkauft
Ihre ersten Textilien hat die Firmengründerin übers Internet verkauft: etwa über die E-Commerce-Website von Etsy. Auch auf Instagram hat sie für ihre Produkte geworben. „Das geht da viel einfacher als über Facebook“, sagt Michelle Apfel. Bei dieser Meta-Plattform gebe es einfach zu viele rechtliche Hürden. Ein Webshop zum Start sei zwar okay, findet die Maßschneiderin. Ein Ladenlokal zu eröffnen, in dem sie ihren Kundinnen ihre Waren präsentieren kann, war aber von Beginn an Michelle Apfels eigentliches Ziel.
Dazu wagt die junge Handwerkerin jetzt den Sprung von Geldern nach Bottrop. In dem Ladenlokal an der Gladbecker Straße 8 ist sie mit ihrem Vater als Helfer gerade dabei, an den Wänden Regale aufzustellen. Eine Verkaufstheke steht schon, außer Kleiderbüsten auch eine kleine Sitzbank als Dekoration, auf der Besucher unwillkürlich Platz nehmen möchten. Die Basis für die Ladeneröffnung bot das Bottroper Innenstadt-Förderprogramm mit seinen besonders günstigen Ladenmieten. „Das ist eine große Hilfe“, sagt Michelle Apfel.
Ab Mitte des Jahres sind auch Nähkurse im Programm
Sie hat ihr eigenes Unternehmen 2019 gegründet. Ein Jahr darauf schloss sie ihre Ausbildung zur Maßschneidermeisterin ab. Vorher absolvierte Michelle Apfel auch eine Ausbildung als Modenäherin. Mit dem Fertigen von Heimtextilien und Bekleidungskleinserien kennt sich die Schneidermeisterin also gut aus. „Mein Hauptaugenmerk liegt auf Damenmode“, sagt die Firmengründerin, die außerdem auch noch im Auftrag Textilwaren näht.
In Kleinserie hergestellte Produkte wie Schals, Mützen oder Dinkelkissen bietet sie jetzt schon an, kleine Bekleidungskollektionen kommen hinzu. „Diese Kleinserien in begrenzter Stückzahl stelle ich selbst her und variiere sie dann zum Beispiel in Farbe oder Design immer wieder ein wenig“, erklärt Michel Apfel.
Sie hofft, dass sie ihr Geschäft in der kleinen Fußgängerzone auf der Gladbecker Straße kurz vor den Osterferien eröffnen kann. Ab Mitte des Jahres möchte sie im MA Modeatelier dann auch Nähkurse anbieten. „Wer Interesse hat, kann sich einfach hier im Laden melden“, sagt Michelle Apfel.
Das Förderprogramm
Mit dem Innenstadt-Sofortprogramm fördert die Stadt Firmen bei der Eröffnung neuer Geschäfte und Läden in leerstehenden Lokalen in der Bottroper City. Das geht in etwa so: Die Vermieter verzichten auf 30 Prozent der alten Mieten. Die Stadt mietet das leere Lokal. Die neuen Mieter zahlen zwanzig Prozent der Miete an die Stadt, die die fehlenden 50 Prozent mit Fördergeldern des Landes ausgleicht.
Nach dem Start im Hansaviertel hat die Stadt dasselbe Förderprogramm auch für das Rathausviertel aufgelegt. Es begann am 1. Januar 2022 und endet am 31. Dezember 2023. Inzwischen wird die dritte Förderphase vorbereitet, die Gelder des Landes sind bewilligt.