Bottrop. Vanessa und Moritz Erdmann finden es in Bottrop prima. In ihrem Barfußschuhladen jobben vier Beschäftigte. In Essen wartet ein zweiter Laden.

Bottrop ist schön. Moritz Erdmann ist fest davon überzeugt und schwört besonders auf die City als guter Adresse. Dass er mit seinem Urteil mitten in der schweren Dauerkrise um das leere Hansacenter und den alten Karstadt-Bau ordentlich gegen den Strich bürstet, ist dem Mitinhaber des noch jungen Kinderschuhgeschäftes „Minimauken“ bewusst. Doch gerade erst habe er in seinem Ladenlokal im Marktviertel einen Handelsvertreter zu Besuch gehabt, der ihm von den Vorzügen der Bottroper Innenstadt erzählte.

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Wenn so jemand das sage, müsse ja etwas dran sein. „Dieser Mann ist ja in ganz Deutschland unterwegs und kennt sich gut aus“, sagt der Ladeninhaber. Moritz Erdmann und Ehefrau Vanessa machen ja auch gute Erfahrungen in der Innenstadt. Vor etwa neun Monaten eröffneten die beiden Firmengründer ihr Schuhgeschäft in dem früheren Tamaris-Laden an der Hochstraße 25, und der Laden läuft. Vier Verkäuferinnen auf Minijob-Basis beschäftigt das Paar aus Essen an den Nachmittagen inzwischen.

Mütter fragen nach Barfußschuhen für sich

Auch das Sortiment haben die Minimauken-Verkäufer erweitert. Außer den Barfußschuhen für Kinder bieten sie auf Wunsch auch welche für Erwachsene an. „Das ging von den Müttern aus, die bei uns für ihre Kinder die passenden Schuhe gesucht haben. Viele haben gefragt, ob sie Barfußschuhe für sich selbst gleich bei uns mitkaufen können. Wir sind aber nach wie vor in erster Linie ein Kinderschuhgeschäft“, erklärt Moritz Erdmann.

Gerade stellen Vanessa Erdmann und er auf die neue Kollektion um. „Es war zuletzt zu kalt und zu nass. Da kauft niemand so schnell Schuhe für den Frühling“, weiß der Geschäftsinhaber. Die Umsätze seien daher jetzt nicht so gut wie im Jahr zuvor, aber mit besserem Wetter lasse sich das hoffentlich wettmachen. Das Geschäftsgründerpaar, das die ersten Barfußschuhe noch aus einer Souterrainwohnung in Altenessen heraus verkaufte, sieht seine Zukunft jedenfalls auch über das Innenstadt-Förderprogramm hinaus in Bottrop.

Das Minimauken-Ladenlokal in der Bottroper Fußgängerzone: Das Geschäft mit Barfußschuhen für Kinder wurde vor gut neun Monaten eröffnet. Die Inhaber wollen jetzt vielleicht ein zweites in Essen-Rüttenscheid aufbauen.
Das Minimauken-Ladenlokal in der Bottroper Fußgängerzone: Das Geschäft mit Barfußschuhen für Kinder wurde vor gut neun Monaten eröffnet. Die Inhaber wollen jetzt vielleicht ein zweites in Essen-Rüttenscheid aufbauen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Man kommt nicht so einfach nach Bottrop rein“

Noch bis Ende des Jahres profitiert die Familie von den günstigen Fördermieten, von denen die Stadt mit Hilfe von Landesgeldern einen großen Teil übernimmt. Der Mietvertrag für das Ladenlokal läuft aber auf jeden Fall noch ein Jahr über den Förderzeitraum hinaus, weil Vanessa und Moritz Erdmann sich zu recht günstigen Konditionen mit den Tamaris-Geschäftsleuten auf deren Ausstieg aus dem bis Ende 2024 laufenden Vertrag geeinigt hatten, und für die Zeit ab 2025 sehen sich die Minimauken-Inhaber gewappnet.

„Wir haben ein Ladenlokal in Essen gefunden“, sagt Moritz Erdmann. Von Rüttenscheid aus wolle er die Stammkunden aus der Nachbarstadt versorgen. Denn längst nicht alle Kundinnen und Kunden seien aus Essen mit ins Bottroper Marktviertel gewechselt. „Sie haben ja schon eine etwas längere Anreise, und man kommt ja auch gar nicht so einfach nach Bottrop rein“, spielt der Händler auf die Warteschlangen vor der Pförtnerampel an der Bottroper Straße an.

Zweiter Laden in Essen-Rüttenscheid im Aufbau

Flexible Sohle und Leichtigkeit

In Barfußschuhen oder Minimalschuhen haben die Trägerinnen und Träger das Gefühl, als ob sie barfuß laufen würden. Das heißt nicht, dass diese Schuhe barfuß getragen werden. Barfußschuhe besitzen eine besonders dünne und flexible Sohle ohne Fußbett.

Sie sind vergleichsweise leicht und nicht so spitz zulaufend geschnitten wie herkömmliche Schuhe, sondern an die natürliche Fußform angepasst.

Mit dem zweiten Ladenlokal, das er Schritt für Schritt öffnen will, sieht sich der Schuhhändler so oder so für die Zukunft gut aufgestellt. Denn damit sei eine Alternative vorhanden, falls es mit dem Verbleib im Marktviertel doch nicht klappen sollte. „Wir bleiben gern in Bottrop, wenn auch nicht um jeden Preis“, sagt Moritz Erdmann. Die Ladenmiete müsse schon leistbar bleiben.

Bei seinem Bekenntnis zu Bottrop bleibt Moritz Erdmann, obwohl seine Bottroper Mitarbeiterinnen da so ihre Zweifel haben. Er wisse ja auch von den Leerständen der großen Kaufhäuser in der City und den Geschäftsaufgaben drumherum, doch in Bottrop gebe es immer noch einen ordentlichen Ladenmix. „Hier reiht sich nicht eine Imbissbude an die nächste wie in vielen anderen Städten“, meint der Händler. Auch der Wochenmarkt sei eine Stärke. Also dann – Bottrop ist schön.