Bottrop. Vor einem Jahr eröffnete Bottrops erste veganer Laden – dank geförderter Miete. Nächstes Jahr endet das Programm. Zwischenbilanz und Ausblick.

Vegane Lebensmittel – sie scheinen auch in Bottrop nachgefragt zu sein. Diesen Eindruck bekommt man zumindest in Bottrops erstem und bisher einzigem veganen Lebensmittelladen. Vor einem Jahr haben Stefan Wollenberg und Julia Kubik den Laden an der Hochstraße eröffnet. Jetzt, ein Jahr später beim Besuch der WAZ vor Ort, gehen immer wieder Kunden ein und aus, greifen in die Regale oder lassen sich ausführlich von den beiden Gründern beraten.

Entsprechend zufrieden blicken die beiden auch auf das erste Jahr zurück. Zur Eröffnung im vergangenen Sommer gab es einen regelrechten Hype in den sozialen Netzwerken im Internet. Entsprechend „grandios“ sei auch die Eröffnung verlaufen, erinnert sich Stefan Wollenberg und spricht von einem „idealen Start“ und einem „tollen Weihnachtsgeschäft“.

Das Kaufverhalten der Kunden hat sich in der letzten Zeit verändert

Allerdings lief es dann nicht ganz so gut weiter. Julia Kubik spricht von einer „Coronadelle“, die auch das junge Paar in ihrem Laden gespürt habe. „Entsprechend sind wir zwar zufrieden, aber wir sind nicht ganz da, wo wir eigentlich jetzt sein wollten“, urteilt Stefan Wollenberg mit Blick auf die Entwicklung, die man sich vorgenommen hatte.

Julia Kubik ist immer noch voller Elan dabei und bereut den Schritt, einen Laden eröffnet zu haben, nicht.
Julia Kubik ist immer noch voller Elan dabei und bereut den Schritt, einen Laden eröffnet zu haben, nicht. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die derzeitige Inflation trifft Just VGN wie jedes andere Unternehmen auch. „Das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert, sie kaufen jetzt gezielter ein“, hat Julia Kubik beobachtet. Während die Kunden vorher noch etwas gestöbert hätten und durchaus auch neue Sachen ausprobiert hätten, hielten sie sich nun strikter an ihre Einkaufszettel.

Kunden kommen nicht nur aus Bottrop, sondern aus der gesamten Region

Doch was geht besonders gut? Der Klassiker heißt auch tatsächlich genauso. Hinter dem Namen „Der Klassiker“ verbirgt sich eine vegane Alternative zur Salami. Die sei besonders gefragt, wissen die beiden Geschäftsleute. Und wie zum Beweis öffnet Sabrina Knieper dann auch den entsprechenden Kühlschrank im Laden und versorgt sich mit Nachschub. „Das Schlimme ist: Bis dahin habe ich nie Salami gegessen. Dann habe sich sie probiert und brauche seither regelmäßig Nachschub.“

Sabrina Knieper ist Stammkundin bei Julia Kubik und Stefan Wollenberg. Sie schätzt die vegane Einkaufsmöglichkeit – wie viele andere auch. Ihre Kunden kämen aus der gesamten Region, teilweise sogar vom Niederrhein, sagt Stefan Wollenberg. Das sei aber von Anfang an die Hoffnung und der Plan gewesen. Denn allein von der Bottroper Kundschaft könne der Laden wohl nicht existieren.

Markt für vegane Produkte entwickelt sich rasant

Was das Sortiment angeht, da probieren die beiden Bottroper viele Sachen aus. Denn der Markt für vegane Produkte nehme gerade so richtig Fahrt auf. Entsprechend viel könnte das Duo auch ausstellen – allerdings ist in dem Laden nur vergleichsweise wenig Platz. Immer mal wieder habe man schon nach einem größeren Ladenlokal gesucht, auch außerhalb Bottrops. „Denn eigentlich müssen wir wachsen“, sagt Stefan Wollenberg, ein zweiter Laden sei schon angedacht.

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Bis dahin gibt es eben immer wieder Veränderungen im Sortiment. Was nicht so gut läuft, wird ersetzt. „Aber alles, was wir hier anbieten, haben wir vorher ausprobiert. Hier steht nichts, wovon wir nicht selbst überzeugt sind“, stellt Julia Kubik klar. Ihnen sei wichtig, bei ihrem Sortiment am Puls der Zeit zu sein.

Vegane Weingummis sind in Bottrop der absolute Renner

Absoluter Renner aber seien die veganen Weingummis. Auf einem Regal im Eingangsbereich sind die Süßigkeiten drapiert. „Das ist unsere Bude“, erklären die beiden mit einem Lachen. Und tatsächlich erinnern die bunt gefüllten Tüten an die Auslagen eines Kiosks. Sogar die klassische gemischte Tüte ist zu finden. Und warum vegan? Weil die Hersteller auf tierische Gelatine verzichten und auch kein Bienenwachs nutzen, um die Weingummis zum Glänzen zu bringen.

Stefan Wollenberg vor der „Bude“ im Laden – die veganen Weingummis gehören zu den absoluten Rennern im Sortiment.
Stefan Wollenberg vor der „Bude“ im Laden – die veganen Weingummis gehören zu den absoluten Rennern im Sortiment. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Stefan Wollenberg und Julia Kubik gehören zu den ersten, die von den subventionierten Mieten in der Innenstadt profitiert haben. Doch im kommenden Jahr läuft das Programm für sie aus. Bisher verzichtet der Vermieter auf einen Teil der zuletzt eingenommenen Miete. Den Großteil der Miete trägt die Stadt über ein Landesprogramm, 20 Prozent tragen die Geschäftsleute.

Zwei Faktoren sind wichtig und entscheiden mit, wie es für Just VGN weitergeht

Doch wie geht es mit Auslaufen des Programms weiter? Logisch, dass Julia Kubik und Stefan Wollenberg sich darüber Gedanken machen. „Wir wollen weitermachen, aber nicht um jeden Preis“, sagt Julia Kubik. Zwei Faktoren, die sie jedoch nur bedingt beeinflussen können, seien da besonders wichtig. Zum einen ist die Frage, wie hoch die Miete denn im Anschluss wäre. Darüber müsse man dann mit dem Vermieter verhandeln.

Zweiter Faktor: Wie entwickelt sich das Umfeld in der Innenstadt. Sie schwärmen zwar vom Miteinander im Marktviertel, vom Erfolg der ersten Auflage der Marktviertel Sounds, doch man sei eben abhängig davon, dass es eine funktionierende Nachbarschaft gibt, also angrenzende Geschäfte, wo sich der potenzielle Kundenkreis überschneidet. Mit den neu eingezogenen Minimauken passe das, so das erste Urteil von Julia Kubik.

Bottroper Wochenmarkt bringt für veganen Laden weniger Mehrwert als gedacht

Was die beiden auch festgestellt haben: Die Nähe zum Wochenmarkt bringt ihnen weniger, als zunächst gedacht. Allenfalls am Samstag profitierten sie, doch meist seien es Stammkunden, die den Einkauf auf dem Markt mit einem Abstecher zu ihnen verbinden. „Da hatten wir uns mehr von erhofft“, sagt Julia Kubik.

Weiterer Wermutstropfen: Nach wie vor ist der Laden nicht barrierefrei. Es fehlt eine Rampe, die eigentlich zugesichert worden sei. Doch die entsprechende Genehmigung seitens der Stadt habe lange gedauert, sagen die beiden. Dabei hatten sie aufgrund des Förderprogramms der Wirtschaftsförderung auf kurze Wege und Unterstützung seitens der Verwaltung gehofft. Inzwischen liege die Sache jedoch beim Vermieter.

Geburtstagsfeier

Das erste kleine Jubiläum wollen die Just-VGN-Macher feiern. Sie laden ein am Samstag, 27. August, von 10 bis 18 Uhr in ihren Laden, Hochstraße 19.

Die Besucher können dort vegane Produkte ausprobieren und sich ein Bild vom Angebot des Ladens machen. Außerdem haben Julia Kubik und Stefan Wollenberg eine Tombola organisiert. Zu gewinnen gibt es Pakete aus dem Just-VGN-Sortiment, aber auch Gutscheine von anderen Geschäften des Marktviertels, darunter unter anderem der Marktviertel-Kiosk, Eloria oder Café Kram.