Düsseldorf. Nana (6) aus Ghana wäre an seinem Herzfehler gestorben – wäre da nicht Gerald Asamoah. Wie der Ex-Schalke-Star kranken Kindern hilft.

Wer Nana fragt, was er später einmal werden möchte, muss nicht lange auf eine Antwort warten. „Fußballer“, sagt er und lacht. Nana ist sechs Jahre alt, lebt in Ghanas Hauptstadt Accra – und hat einen sehr komplexen Herzfehler, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Wäre da nicht Gerald Asamoah.

Geboren in einem kleinen Dorf in Ghana wurde der heute 46-Jährige in Deutschland zum Fußballstar und auf Schalke zur Legende. Dabei hätte ein chronischer Herzfehler seine Karriere fast zerstört, bevor sie wirklich begann. Damals habe er sich geschworen: „Wenn ich jemals wieder auf dem Platz stehen kann, will ich etwas zurückgeben.“

Gerald Asamoah ermöglicht in Ghana lebensrettende OPs für herzkranke Kinder

Dieses Versprechen hat er nun mit seiner Stiftung, die er bereits 2007 gegründet hat, erneut eingelöst. Zusammen mit der Bonner Organisation „Kinderherzen“ hat Asamoah zum zweiten Mal einen lebensrettenden Einsatz in seinem Heimatland Ghana organisiert.

„Bisher bestand die Arbeit meiner Stiftung vor allem darin, Kindern aus dem Ausland eine Operation in Deutschland zu ermöglichen. Aber hier kostet eine OP durchschnittlich um die 30.000 Euro. Da sind Kosten für Reise und Unterkunft noch gar nicht eingerechnet. Da kam uns die Idee, auch direkt im Ausland zu operieren. Und für mich war es schon immer ein Traum, meinem Heimatland Ghana etwas zurückzugeben“, sagt Asamoah.

Im vergangenen Jahr hat diese Redaktion Gerald Asamoah bei dem Einsatz in Ghana begleitet. Mehr dazu lesen Sie hier:

In einer Woche hat ein medizinisches Team vom Herzzentrum des Evangelischen Klinikums Niederrhein in Duisburg ehrenamtlich vier Kinder am offenen Herzen operiert und bei 17 Kindern einen Katheter-Eingriff vorgenommen.

Denn noch bedeuten Herzfehler in Ländern wie Ghana meist „ein Todesurteil“, sagt Chefarzt Michael Scheid. Jedes hundertste Kind kommt mit einem Herzfehler zur Welt. Mehr als 90 Prozent von ihnen haben jedoch keinen Zugang zu einer Behandlung. Nicht nur in Ghana, sondern weltweit fehlt es an Kinderherz-Spezialisten. „Das hängt damit zusammen, dass es sehr komplex ist und die Ausbildung sehr, sehr lange dauert. Und es ist auch emotional etwas anderes, ob man ein Kind oder einen Erwachsenen am offenen Herzen operiert. Das kann nicht jeder“, sagt Scheid.

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Er hat sein Wissen an die ghanaischen Kollegen weitergegeben und zusammen mit seinem Team mehr als 20 Kindern, deren Familien sich einen Eingriff nicht hätten leisten können, das Leben gerettet. Doch nicht allen Kindern konnten sie wie geplant helfen. „Manche konnten nicht mehr operiert werden, weil ihre Krankheiten zu lange unbehandelt geblieben sind. Wir haben versucht, uns darauf vorzubereiten. Aber es ist natürlich hart“, sagt Scheid.

Nana ist eines der Kinder aus Ghana, dem die „Gerald Asamoah Stiftung für herzkranke Kinder“ hilft.
Nana ist eines der Kinder aus Ghana, dem die „Gerald Asamoah Stiftung für herzkranke Kinder“ hilft. © „Gerald Asamoah Stiftung für herzkranke Kinder“ | Tim Kramer

Besonders mitgenommen hat ihn und sein Team das Schicksal eines kleinen Jungen. Sie konnten ihn zwar behandeln, aber eine Woche nach der OP ist er verstorben. „Zu wissen, dass man nicht jedem Kind helfen kann, daran kann man kaputtgehen“, sagt auch Gerald Asamoah. „Aber wir müssen uns klarmachen, wie vielen Kindern wir geholfen haben. Es ist ein langer Weg, aber für mich gibt es nichts Schöneres, als ein Kind lachen zu sehen.“

Und der kleine Nana lacht an diesem Abend sehr viel. Sein Herzfehler ist so komplex, dass die Duisburger Ärzte ihn nicht in der ghanaischen Klinik operieren konnten. Deshalb hat Asamoah ihn und seinen Vater mit nach Deutschland genommen. „Wir mussten ihm einfach helfen“, sagte Asamoah, als er neben Nana und dessen Vater auf der Bühne der Düsseldorfer „Seifenfabrik Dr. Thompson“ stand.

Asamoah feiert „Gala der Herzen“ in Düsseldorf

Hier feierte Asamoah am Samstag, den 16. November, seine jährliche „Gala der Herzen“.  Einer der Hauptsponsoren seiner Stiftung ist die FUNKE Mediengruppe, zu der auch diese Zeitung zählt. Fernsehmoderator Patrice Bouédibéla führte durch den Abend, auf der Bühne performten unter anderem die Berliner Folk-Band „Mighty Oaks“ und die Düsseldorfer Newcomer „D-Selection“.

Prominente Freunde wie der ehemalige Football-Profi Patrick Esume und Ex-Schalke-Trainer Mike Büskens folgten Asamoahs Einladung. Auch Ex-Justizminister Marco Buschmann war vor Ort – allerdings nicht nur als Gast, sondern als Schirmherr der Stiftung. „Wir geben Kindern eine zweite Chance“, sagte der FDP-Politiker über die Arbeit der Stiftung.

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Um die Operationen finanzieren zu können, wurden am Gala-Abend zahlreiche Preise verlost und versteigert. Der Komiker „Dennis aus Hürth“ schlüpfte dafür in die Rolle des Auktionators. Unter den Hammer kamen etwa signierte Trikots von Lamine Yamal und Robert Lewandowski, ein Diamant-Ring und ein Fußballtraining mit Mike Büskens. Insgesamt kam eine Spendensumme von 180.600 Euro zusammen. „Damit“, sagt Gerald Asamoah, „können wir im nächsten Jahr wieder nach Ghana reisen und Leben retten.“

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