Essen. Seit Jahren steigt die Zahl der Betroffenen von weißem Hautkrebs weiter an. Wie gefährlich ist die Hautkrankheit und auf welche Symptome sollten Sie achten?
- Was sind die Symptome von weißem Hautkrebs?
- Wie gefährlich ist weißer Hautkrebs und was sind die Unterschiede zu schwarzem Hautkrebs?
- Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Informationen.
Bei mehr als 200.000 Menschen in Deutschland wird Jahr für Jahr „weißer Hautkrebs“ diagnostiziert, gut zehnmal so oft wie „schwarzer Hautkrebs“ (malignes Melanom) – der als weit gefährlicher und aggressiver gilt. Doch weltweit sterben mehr Menschen an einem weißen Hautkrebs als an einem Melanom, eben weil er so viel häufiger auftritt. Das zeigt eine aktuelle Studie, die im Herbst auf einem Kongress der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) in Berlin vorgestellt wurde. Wird der weiße Hautkrebs unterschätzt? Was man wissen sollte.
Häufigkeit von weißem Hautkrebs
Weltweit wurden 2020 fast 1,2 Millionen Fälle von hellem, „nicht melanozytärem Hautkrebs“ (NMSC) gemeldet. Beim Melanom waren es 324.635 Fälle. Die Zahlen steigen auch in Deutschland seit Jahrzehnten an. Das hat, glauben Experten, mit dem hier 2008 eingeführten Hautkrebsscreening zu tun, mit einem veränderten Freizeitverhalten – und einer höheren UV-Belastung durch den Klimawandel.
Die Autoren der aktuellen Studie, die Daten der Internationalen Agentur für Krebsforschung und der Weltgesundheitsbehörde auswerteten, glauben, dass die NMSC-Zahlen tatsächlich sogar noch höher liegen. Die Fälle würden unter anderem im deutschen Krebsregister „untererfasst“.
2020 starben der Studie zufolge 63.700 Menschen an weißem Hautkrebs und rund 57.000 an einem Melanom.
Unterschiede zwischen weißem und schwarzem Hautkrebs
„Der Ursprung ist anders“, betont Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan, Leiter des Instituts für Tumor-Metabolismus in der Klinik für Dermatologie der Universitätsklinik Essen. Schwarzer Hautkrebs entstehe in den Pigmentzellen (Melanozyten), weißer/heller meist aus epidermalen Stammzellen im „Haarfollikelwulst“ oder aus „Zellen der äußeren Wurzelscheide“.
Weißer Hautkrebs streut zudem signifikant seltener als schwarzer. Die Prognose ist deshalb bei weißem Hautkrebs sehr viel günstiger. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft überleben zwischen 96 und 100 Prozent der Betroffenen die entscheidenden ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Bei schwarzem Hautkrebs sind die Heilungsaussichten nur dann gut, wenn er sehr früh erkannt wird („in situ“, also bevor er Metastasen gebildet hat). Auch interessant: Bauchspeicheldrüse: Essener Arzt nennt Warnsignale für Krebs
Am häufigsten sind Basalzell- und Plattenepithelkarzinome. Erstere (früher auch Basaliome genannt) treten im Schnitt im Alter von 60 Jahren auf, letztere mit etwa 70 Jahren. Plattenepithelkarzinome (Spinaliome) bilden sich häufig auf lichtgeschädigter Haut, die „Aktinische Keratose“ gilt als Vorstufe.
Wo tritt weißer Hautkrebs meist auf?
Etwa 80 Prozent aller Basalzellkarzinome und 90 Prozent aller Plattenepithelkarzinome treten im besonders lichtexponierten Kopf-Hals-Bereich auf. Typische Sonnenterrassen sind etwa Stirn, Nase, Ohren, Unterlippe und Nacken - darüber hinaus die Hände.
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Erste Symptome von weißem Hautkrebs
Typisch für das Basalzellkarzinom sind, so die Deutsche Krebsgesellschaft, gelblich-rötliche Tumoren, die oft von einem „perlschnurartigen“ Randsaum besetzt sind und an deren Oberfläche kleine Blutgefäße zu sehen sind. Aber auch rote Flecken am Rumpf oder scheinbar narbige Veränderungen können sich als Basalzellkarzinom entpuppen – das in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zudem durch Nässen und kleinere Blutungen auffällt.
Das Plattenepithelkarzinom entwickelt sich häufig aus einer rötlichen, fest haftenden Rauigkeit auf der Hautoberfläche. Diese sehr frühe Vorstufe, auch Aktinische Keratose genannt, lässt sich leicht ertasten. Der Tumor wächst sich unbehandelt typischerweise zu knotigen und fest haftenden Verhornungen aus, die mit dem Finger nicht lösbar sind und beim Ablösungsversuch zu Blutungen führen.
Wie diagnostiziert der Arzt weißen Hautkrebs?
Der Dermatologe wird die Haut mit einem Dermatoskop, einem Auflicht-Mikroskop, zunächst genau anschauen, dann Verdachtsstellen herausschneiden und die Gewebeprobe (Biopsie) pathohistologisch untersuchen lassen, erläutert Tasdogan.
Therapie von weißem Hautkrebs
„Die sicherste Therapieform ist die vollständige chirurgische Entfernung im Gesunden“, sagt der Spezialist. „Dann sind nur noch regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen fällig.“ Oft reiche ein einziger Eingriff. Nur, wenn bei der pathohistologischen Untersuchung Tumorzellen auch im Randbereich der Probe gefunden würden, müsse unter Umständen noch einmal mit einem Sicherheitsabstand nachgeschnitten werden.
Unter bestimmten Voraussetzungen, so Tasdogan, könnte man kleine, oberflächliche Tumoren auch „topisch“ behandeln, mit einer Chemotherapie in Form von Cremes. Strahlen- oder Kryotherapie, eine Kälte-Behandlung mit flüssigem Stickstoff, seien alternative Optionen, abhängig von der Lokalisation des Tumors.
Weißem Hautkrebs richtig vorbeugen
Die beste Vorbeugung ist ein guter UV-Schutz durch bedeckende Kleidung und Sunblocker. „Gerade Kinder“, so Tasdogan, „müssen vor Sonnenbränden geschützt werden.“ Die pralle Sonne sollte gemieden, beim Sport oder der Gartenarbeit eine Kappe mit Nackenschutz getragen werden. Insbesondere helle Hauttypen müssten zusätzlich „schmieren, schmieren und nochmal schmieren“: sich reichlich und regelmäßig mit Sonnenschutzmitteln eincremen.
Verdächtige Stellen sollten unbedingt regelmäßig selbst untersucht werden und gegebenenfalls einem Hautarzt gezeigt werden. „Sie können auch Fotos machen, wenn ihnen eine Stelle auf der Haut komisch erscheint – um später vergleichen zu können, ob sie sich verändert hat. So bekommt man leichter ein Gefühl dafür“, rät der Fachmann. Entscheidend ist für ihn aber eine regelmäßige Vorsorge. Krankenkassen in Deutschland bezahlen ihren Patienten ab einem Alter von 35 alle zwei Jahre eine präventive Muttermal-Kontrolle. „Suchen Sie sich unbedingt einen Dermatologen Ihres Vertrauens“, sagt Tasdogan.
Risikogruppen für weißen Hautkrebs
Bei Dachdeckern, Obst- und Gemüsebauern oder Straßenwärtern und anderen, die im Freien arbeiten, gelten Plattenepithelkarzinome als Berufserkrankung, so Tasdogan. Besonders gefährdet seien aber auch andere Menschen, die etwa in ihrer Freizeit langjährig Sonnenstrahlen ausgesetzt gewesen waren, zudem sehr hellhäutige Menschen.
Zumindest für das Plattenepithelkarzinom spielt laut Deutscher Krebsgesellschaft auch der Zustand des Immunsystems eine Rolle, welches beispielsweise nach einer Krankheit oder medikamentösen Therapie geschwächt sein kann.
Studien zeigen zudem, dass häufige Solarienbesuche das Risiko erhöhen, an schwarzem oder weißem Hautkrebs zu erkranken. Wer vor dem 25. Geburtstag damit beginnt ins Solarium zu gehen, so die WHO, erhöht das Risiko für ein Plattenepithelkarzinom um 102 Prozent und das für ein Basalzellkarzinom um 40.
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