Essen. Experten warnen Die Volkskrankheit wird unterschätzt. Eeine unbehandelte Herzschwäche kann tödlich enden. Darauf sollte man achten.
Es sterben wieder mehr Menschen an Herzschwäche, nachdem die Zahl der Todesfälle lange zurückgegangen war. Denn die Bevölkerung wird immer älter wird. Und Herzschwäche, sagen Kardiologen, sei eine „Erkrankung der Endstrecke“ – obwohl es auch junge Betroffene gibt. Deshalb widmet die Deutsche Herzstiftung in diesem November ihre „Herzwochen“ dem Thema. An vielen NRW-Kliniken gibt es Patientenveranstaltungen. Was man über die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) wissen sollte.
Was ist eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz)?
„Eine deutlich unterschätzte Erkrankung“, sagt der Essener Experte Dr. Lars Michel. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland sind laut Herzstiftung betroffen. „Die Dunkelziffer liegt sehr viel höher“, versichert Michel, Oberarzt in der Kardiologie des Universitätsklinikums. Er geht von vier bis zehn Millionen Menschen aus, deren Herz es nicht schafft, genügend Blut durch den Körper zu pumpen, um alle Organe mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Über 37.000 Menschen sind 2022 in Deutschland an einer Herzinsuffizienz gestorben, fast 450.000 wurden deswegen stationär behandelt.
Wo liegen die Ursachen?
Herzschwäche kann Folge eines akuten Herzinfarkts, sie kann aber auch angeboren sein – es gebe verschiedene, gar nicht einmal so seltene verbliche Formen, erläutert Michel. Eine Herzmuskelentzündung kann zudem zu Herzschwäche führen, und auch Herzrhythmusstörungen „triggern“ diese Erkrankung.
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Was sind die ersten Warnsignale?
„Atemnot bei Belastung, Herzklopfen oder Herzschmerzen, kalte Hände und Füße, Schmerzen in den Beinen“, erläutert Dr. Nadine Vonderlin, ebenfalls Kardiologin am Universitätsklinikum. Für Betroffene sei die Abnahme der Leistungsfähigkeit nicht immer leicht zu erkennen, „oft merkt der Partner es früher als man selbst“. Unbehandelt könne eine Herzschwäche tödlich enden, früh erkannt, ließe sich gegensteuern und die Krankheit „mindestens entschleunigen“. Vonderlin organisiert während der Herzwochen eine Patientenveranstaltung am Klinikum, sie sagt: Es sei wichtig, das Bewusstsein für das Thema zu schärfen, zu viele Betroffene negierten die Erkrankung zu lange. „Sie schieben die Atemnot lieber aufs Alter, einen Infekt oder Stress.“
„Oft merkt es der Partner früher als man selbst.“
Wie erfolgt die genaue Diagnose?
Beim ersten Verdacht, rät Vonderlin, sollten sich Betroffene beim Hausarzt vorstellen. „Sobald es spezieller wird, schickt der die Patienten dann zum Kardiologen.“ Kardiologe oder Kardiologin würden den Blutdruck messen, EKG und Ultraschall machen, Blutwerte im Labor bestimmen lassen, viele Fragen stellen. „Am Ende weiß man dann, ob es vom Herzen kommt oder nicht.“
Wie wird die Herzschwäche therapiert?
Zunächst mit Medikamenten, erklärt Michel. Schreite die Erkrankung voran, könnten Patienten auch mit einem Herzschrittmacher geholfen werden, oder undichte Herzklappen über eine Katheter-Operation repariert oder ersetzt werden. Kunstherzen oder eine Transplantation kämen nur bei Herzinsuffizienz im Endstadium infrage. Herzschwäche ist allerdings die Hauptindikation für eine solche Transplantation.
„Gerade für junge Leute ist Herzschwäche auch eine immense psychische Belastung. “
Kann man vorbeugen?
Die Experten raten: Nicht rauchen, sich gesund ernähren und bewegen, auf den Blutdruck achten – und auf den eigenen Körper hören. „Gerade, wenn man jung ist“, betont Lars Michel. „Denn gerade für junge Leute mit einer Herzschwäche ist die psychische Belastung der daraus folgenden Einschränkungen immens. Das kann man sich gar nicht schlimm genug vorstellen.“
>>> Info: Patientenveranstaltung am 19. November
Die Essener Uniklinik lädt am 19. November, 16 bis 18 Uhr, in ihr Audimax zu einem Info-Nachmittag ein. Experten klären in kurzen Vorträgen über das Herz und die Herzschwäche auf, sie erklären, wie sie therapiert wird und was bei Herzrhythmusstörungen zu tun ist. Im Anschluss können die Teilnehmenden ihr eigenes kardiovaskuläres Risiko einschätzen lassen. Die Veranstaltung ist kostenlos und eine Anmeldung nicht erforderlich.
Im Rahmen der Herzwochen finden auch an vielen anderen Kliniken Veranstaltungen statt. Eine ausführliche Liste finden Interessierte auf den Seiten der Deutschen Herzstiftung.