Ruhrgebiet. Eine neue Mpox-Variante beunruhigt die Weltgesundheitsbehörde. Infektionen gibt es auch in Nordrhein-Westfalen. Tote bislang nicht.

Am Mittwoch hat die Weltgesundheitsbehörde eine „Notlage internationaler Reichweite“ für eine neue Mpox-(früher: Affenpocken-)Variante ausgerufen. Seit Donnerstag sorgt man sich auch im Ruhrgebiet: Kommt da womöglich eine neue, gefährliche Infektionswelle auf uns zu?

Fakt ist: Den Zahlen des Landeszentrums Gesundheit zufolge wurden seit Beginn dieses Jahres in NRW insgesamt 18 Mpox-Infektionen gemeldet, in der letzten Kalenderwoche (KW 32) war es nur ein einziger Fall: in Düsseldorf.

„Bochumer Ärztin: 2022 haben wir eine Mpox-Welle erlebt“

„Wir haben in Deutschland im Jahr 2022 eine Mpox-Welle erlebt – unter besonders gefährdeten Menschen“, erklärt Dr. Anja Potthoff, leitende Abteilungsärztin im WIR-Walk in Ruhr-Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin am Katholischen Klinikum Bochum. Die aktuelle Situation sei damit nicht vergleichbar. „Inzwischen sehen wir bei uns nur noch sehr wenige Fälle. Die Allgemeinbevölkerung muss keine Sorge haben.“

Die Ärztin hat in diesem Jahr in ihrem Zentrum in Bochum erst einen einzigen Mpox-Fall betreut, 2022 waren es 45. Drei Männer seien damals schwerer erkrankt, ein einziger Patient musste stationär behandelt werden. Er erhielt ein spezielles Medikament, das schwersten Verläufen vorbehalten ist.

„Infektionen sind unangenehm, heilen meist aber folgenlos aus“

Im Allgemeinen sei gar keine spezifische Therapie erforderlich, sagt Potthoff, es würden dann nur die Symptome behandelt, etwa Fieber oder Entzündungen. „Diese Infektionen sind unangenehm, mit Ausschlag und Fieber verbunden, aber sie heilen meist nach ein, zwei Wochen folgenlos wieder ab.“

Ein vierjähriges afrikanisches Mädchen mit „Affenpocken“ an Hand und Bein. Das Bild entstand 1971 in Liberia.
Ein vierjähriges afrikanisches Mädchen mit „Affenpocken“ an Hand und Bein. Das Bild entstand 1971 in Liberia. © BSIP/Universal Images Group via Getty Images | BSIP

Mpox übertragen sich nur über direkten Bläschen-, also bei sehr engem körperlichen Kontakt, in Deutschland insbesondere bei sexuellen Kontakten von Männern mit Männern. Fünf Fälle pro Woche würden bundesweit hierzulande noch registriert. „Alle vor 1975 Geborenen sind durch die Pockenimpfung zumindest teilweise geschützt“, erklärt Potthoff. Im Kongo könnten sich die Infektionen schneller – auch in der Allgemeinbevölkerung – ausbreiten, weil die Menschen dort auf sehr viel engerem Raum zusammenleben.

Impfstoff schützt Risikogruppe

Für die Risikogruppe gibt es zudem einen Impfstoff, der vor Ansteckung und schweren Verläufen schützt. Die Indikation sei indes „sehr streng“. Im Durchschnitt werde jede Woche im WIR eine Person geimpft, ausreichende Mengen des Vakzins halte die Apotheke vor, so Potthoff. 

Auf den Seiten des Landesgesundheitsministeriums finden Interessierte eine Liste der offiziellen Impfstellen. Demzufolge wird (Stand 31.10.2023) unter anderem an der Uniklinik Essen, in Bochum nicht nur im WIR, sondern auch im St. Josef-Hospital geimpft, zudem in zwei Praxen in Gelsenkirchen und Dortmund.

Mehr als 14.000 Verdachtsfälle in Afrika – und 500 Tote

Die von der WHO veröffentlichte Meldung sollte insbesondere die nationalen, afrikanischen Behörden alarmieren. Im Kongo war die neue Mpox-Variante Ende 2023 erstmals aufgetaucht. Sie gilt als ansteckender als ihre Vorgänger, soll auch schwerere Krankheitsverläufe verursachen. Belastbare Studien liegen allerdings dazu noch nicht vor. Inzwischen wurde die neue Variante auch in Uganda, Ruanda, Burundi und in Kenia nachgewiesen. Mehr als 14.000 Verdachtsfälle sind Medienberichten zufolge der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC allein in diesem Jahr gemeldet worden – und mehr als 500 Todesfälle.

Weltweit seien seit 2022 insgesamt rund 95.000 Fälle registriert worden, heißt es beim Robert-Koch-Institut. Damals gab es eine Infektionswelle in 60 Ländern in aller Welt. In Deutschland ist noch nie ein Mensch an Mpox gestorben, 3.800 Fälle wurden dem RKI überhaupt erst gemeldet – die meisten davon im Frühsommer/Herbst 2022. Seit damals lägen die Fallzahlen auf „sehr niedrigem Niveau“.

Mpox-Viren hießen früher Affenpocken (engl.: monkeypox), weil sie zufällig erstmals bei Affen nachgewiesen worden waren. Sie sind mit dem klassischen Pockenvirus (Variola-Virus) verwandt.