Gladbeck. Das Land hat eine Übersicht veröffentlicht, die zeigt, wie viel Unterricht in Gladbeck ausfällt. Doch die Statistik hat Schwächen.
Wie viel Unterricht fällt an den weiterführenden Schulen in Gladbeck aus? Eine Statistik des NRW-Schulministeriums gibt zumindest einen ersten Einblick dazu. Dort ist aufgeführt, wie viel Prozent des Unterrichts an den Schulen in NRW ausgefallen ist. Die Daten sind schulscharf abrufbar. Die Lokalredaktion hat diese Daten für die drei Gladbecker Gymnasien, die Gesamtschule, die Hauptschule und die drei Realschulen der Stadt ausgewertet.
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Allerdings bieten die Zahlen eine rein quantitative Übersicht. Sind Hauptfächer ausgefallen oder Nebenfächer? Das geht aus der Statistik nicht hervor. Auch andere Dinge werden nicht berücksichtigt. So wird in der Landesstatistik erst von ersatzlosem Unterrichtsausfall gesprochen, wenn die Stunde tatsächlich nicht stattgefunden hat. Wenn aber der Fachlehrer ausfällt, die Schülerinnen und Schüler von einer anderen Lehrkraft betreut werden und womöglich überhaupt kein Unterricht stattfindet, so wird diese Stunde statistisch nicht als Ausfall gewertet.
Gladbecker Schulleiterin erklärt die Zahlen
Hinzu kommt eine Besonderheit in der Sekundarstufe II, also der Oberstufe an den Gymnasien und Gesamtschulen. Dort weist die Statistik noch den Bereich „Eigenverantwortliches Arbeiten“ aus. Das bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler in dieser Zeit Arbeitsblätter oder Wochenarbeiten abarbeiten, statistisch gesehen ist das kein Unterrichtsausfall, wird aber gesondert ausgewertet. Hauptgrund für den Ausfall des Unterrichts ist Krankheit. In gut der Hälfte der Fälle sei der Lehrer oder die Lehrerin erkrankt, so das Ministerium bei der Vorstellung der Zahlen. Der Blick auf die Zahlen lässt demnach kein Ranking zu. Das sagt auch Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Sie warnt davor, aus krankheitsbedingten Ausfällen Rückschlüsse auf die Qualität der schulischen Arbeit zu ziehen.
Zumal die Gründe, warum Unterricht ausfällt, sich teils von Schule zu Schule unterscheiden. Statistisch gesehen fällt in Gladbeck an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule der meiste Unterricht aus, 9,9 Prozent in der Sekundarstufe I (Sek. II: 0,7). Das liege zum Teil eben auch an der Zusammensetzung des Kollegiums, sagt Schulleiterin Alrun ten Have.
„Wir warten auf den Effekt, der sich daraus ergibt, eine Statistik schafft keine neuen Lehrkräfte“
Die Schule sei vor 50 Jahren gegründet worden, in den vergangenen Jahren seien zahlreiche Kollegen in den Ruhestand gegangen, jüngere seien nachgekommen. „Aktuell sind 14 Kolleginnen in Mutterschutz oder Elternzeit“, sagt Alrun ten Have. Zwar gebe es dafür Ersatz, doch der trete seinen Dienst oft erst mit Verzögerung an. Zudem seien es in den meisten Fällen keine fertig ausgebildeten Lehrkräfte. Hinzu komme bei so einem jungen Kollegium auch, dass Eltern sich um das eigene kranke Kind kümmern müssten oder von Viren, die die Kinder mitbringen, selbst erkrankten.
Dazu kommt an der IDG eine weitere Besonderheit. Durch den inklusiven und integrativen Unterricht seien meist zwei Lehrer im Einsatz. Fällt dann einer aus dem Team aus, der womöglich die Sprachförderung für einen Teil der Kinder übernommen hätte, geht es in die Statistik als ersatzloser Unterrichtsausfall ein. Und das, obwohl die betroffenen Kinder dann bei dem anderen Kollegen am regulären Unterricht teilnehmen. Zusätzlich seien Schulen ja auch angehalten, Projekte anzubieten, besondere Formen des Unterrichts. Der sei aber in der Regel mit mehr Aufwand verbunden, dafür werden mehr Lehrer benötigt, die anderswo Lücken reißen.
Gladbecker Zahlen liegen beim Unterrichtsausfall oft unter dem Landesschnitt
Mit Blick auf die Statistik fragt sich die Gladbecker Schulleiterin: „Wir warten auf den Effekt, der sich daraus ergibt.“ Klar, die Aufstellung zeigt, dass Unterricht ausfällt, dass Lehrer fehlen. „Aber eine Statistik schafft keine neuen Lehrkräfte.“ Die aber fehlten am Ende. Es brauche vor allem Vertretungskräfte, die bei Krankheitswellen einsetzbar seien. Aber Alrun ten Have weiß natürlich auch, dass für diese Kräfte eine Verwendung benötigt würde, wenn keine Vertretung gefragt ist. „Eigentlich bräuchten wir für so einen Vertretungspool ein Zwischending aus Sozialarbeiter und Lehrkraft“, wohl wissend, dass so etwas eher ein frommer Wunsch bleiben wird.
Hinzu kommt, dass die Statistik nur den ad hoc-Unterrichtsausfall aufzeigt. Sprich: fallen geplante Stunden aus, so werden die hier gezählt. Anders sieht es jedoch aus, wenn Lehrerstellen nicht besetzt sind, Stundenpläne darum im Vorhinein schon verkürzt werden. Auch dann findet Unterricht ja nicht statt, doch in der Statistik taucht es als Ausfall nicht auf.
Trotzdem lohnt sich der Blick auf die Zahlen der Gladbecker Schulen. Die sind nämlich im Großen und Ganzen gar nicht so schlecht, liegen oftmals sogar unterhalb des Landesschnitts der jeweiligen Schulform. Die Übersicht über den Unterrichtsausfall in Gladbeck:
Gymnasien in Gladbeck: So oft fällt der Unterricht aus
Mit Rats-, Heisenberg- und Riesener Gymnasium gibt es drei Gymnasien in der Stadt. Der Unterrichtsausfall wird für diese Schulform für die Sekundarstufen I und II separat ausgewiesen. Landesweit sind im Schuljahr 2023/24 79,4 Prozent des Unterrichts gemäß Stundenplans in der Sekundarstufe 1 erteilt worden, in der Sekundarstufe 2 waren es 79,7 Prozent.
Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass mehr als 20 Prozent des Unterrichts, der nicht plangemäß erteilt wurde, ausgefallen sind. Zu dem nicht nach Stundenplan erteilten Unterricht gehören auch: Unterricht in besonderer Form, Maßnahme mit Lehrkraft bei unveränderter Lerngruppe, Maßnahme mit Lehrkraft bei veränderter Lerngruppe, Distanzunterricht und ersatzloser Ausfall sowie bei der Sekundarstufe 2 noch eigenverantwortliches Arbeiten.
- Ratsgymnasium: 2,7 Prozent (Sek 1), 1,6 Prozent (Sek 2); 11,6 Prozent eigenverantwortliches Arbeiten
- Heisenberg-Gymnasium: 3,1 Prozent (Sek 1), 1,6 Prozent (Sek 2); 15,3 Prozent eigenverantwortliches Arbeiten
- Riesener Gymnasium: 6 Prozent (Sek 1), 2,6 Prozent (Sek 2); 10,4 Prozent eigenverantwortliches Arbeiten
Gesamtschule in Gladbeck: So oft fällt der Unterricht aus
Mit der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule gibt es in Gladbeck nur eine Schule dieses Typs. Landesweit ist an Gesamtschulen 7,8 Prozent des Unterrichts in der Sekundarstufe I ausgefallen, in der Sek. II waren es 3,9 Prozent.
- Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule: 9,9 Prozent (Sek 1), 0,7 Prozent (Sek 2); 21,3 Prozent eigenverantwortliches Arbeiten
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Realschulen in Gladbeck: So häufig entfällt der Unterricht
Drei Realschulen gibt es in der Stadt. Landesweit sind bei dieser Schulform im abgelaufenen Schuljahr 2023/24 6,5 Prozent des Unterrichts ausgefallen. 75,5 Prozent des Unterrichts wurden gemäß Stundenplan erteilt. Das sind die Zahlen für die Gladbecker Realschulen:
- Werner-von-Siemens-Realschule: 5,8 Prozent
- Anne-Frank-Realschule: 3,3 Prozent
- Erich-Kästner-Realschule: 1,1 Prozent
Hauptschule in Gladbeck: So viel Unterricht ist ausgefallen
Mit der Erich-Fried-Schule gibt es in Gladbeck noch eine Hauptschule. Landesweit fiel an Hauptschulen 5,9 Prozent des Unterrichts ersatzlos aus, 72,8 Prozent wurden nach Stundenplan erteilt. So sieht es an der Gladbecker Hauptschule aus:
- Erich-Fried-Schule: 2,7 Prozent
Für die Waldorfschule liegen keine Zahlen vor, sie werden in der Statistik des Landes nicht erfasst.
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