Gladbeck / Bottrop. Abgegeben wegen Trennung: Gladbecker Tierschutzverein hat einen Staffordshire Terrier übernommen. Zum Glück waren neue Menschen schnell gefunden.
Vor ungefähr zwei Monaten tauchte sie auf der Homepage vom Gladbecker Tierschutzverein auf, die Hündin Hope. Von den Besitzern abgegeben. Wegen Trennung. Der Klassiker eben. Auf den Bildern auf der Tierschutzseite sieht man einen Hund mit blau-grauem Fell, der vertrauensvoll in die Kamera schaut. Vielleicht war es ja genau dieser Blick. Auf jeden Fall hat Hope unheimliches Glück gehabt und ihr neues Zuhause bereits gefunden. Und das, obwohl es sich bei der Hündin um einen American Staffordshire Terrier handelt, einen sogenannten Listenhund also.
Eigentlich war das junge Paar aus Bottrop nur als Pflegestelle gedacht vom Gladbecker Tierschutzverein
Das war Carina und Tim Woike aus Bottrop aber komplett egal. „Wir haben sie gesehen und mussten sie einfach zu uns holen“, sagt Hopes neuer Besitzer. Eigentlich waren die Woikes auch nur als Pflegestelle für die sechs Jahre alte Hündin vorgesehen. Hier sollte sie bleiben, bis man mehr über ihr Wesen, ihre Eigenschaften sagen kann, um sie dann an die richtigen Menschen vermitteln zu können. „Aber schon nach zwei Tagen stand für uns fest, wir geben Hope nicht mehr her“, sagt Carina Woike. Ach ja, und Hope heißt jetzt Blue, die Namensumgewöhnung ist bereits in vollem Gange.
Dem Ehepaar ist es besonders wichtig, Blues Geschichte gerade jetzt, kurz vor Weihnachten zu erzählen. Einmal, weil sie die Meinung vertreten, dass Tiere generell keine Geschenke sein sollten. „Egal, ob man sich einen Hund, eine Katze oder ein Kleintier zulegen möchte. Der Schritt sollte auf jeden Fall gründlich durchdacht sein, man sollte ein Tier nämlich nicht abgegeben, sobald die ersten Unannehmlichkeiten oder Zeitprobleme auftauchen“, sagt Tim Woike. Das, was Blue nach sechs Jahren bei ihren Menschen passiert ist – abgegeben zu werden, weil es nicht mehr passt – das sollte es möglichst gar nicht geben, ist das Paar fest überzeugt.
Bis zum bestandenen Wesenstest muss die Hündin beim Spazierengehen einen Maulkorb tragen
Probleme haben die Woikes aber auch mit der Bezeichnung „Listenhund“. Damit sind Hunderassen gemeint, die per Gesetz als gefährlich oder potenziell gefährlich gelten. Blue gehört einer solchen Rasse an. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass ihre neuen Menschen aktuell nur an der Leine und wenn Hope einen Maulkorb trägt, mit ihr spazieren gehen dürfen. „Viele Leute wechseln sowieso schon die Straßenseite, wenn sie Hunde bestimmter Rassen sehen. Und ein Maulkorb lässt jeden Hund noch gefährlicher aussehen.“ Diese Erfahrung machen die Woikes bei fast jedem Gang mit Blue. Verstehen können sie ein solches Verhalten nicht: „Kein Hund ist grundsätzlich böse, es sind die Menschen, die Hunde gefährlich machen.“
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Lange wird die Hündin den Beißschutz aber wohl nicht mehr tragen müssen. Die Woikes sind verpflichtet, mit ihr einen Wesenstest zu absolvieren, das sieht der Gesetzgeber bei dieser Rasse vor. Überprüft wird dabei, wie ein Hund auf bestimmte Reize oder mögliche Stresssituationen wie ein hupendes Auto oder ein schreiendes Baby in einem Kinderwagen reagiert. Blues neue Menschen sind fest davon überzeugt, dass die Hündin die Prüfung bestens meistern wird.
Die Vorbesitzer haben sich wohl nicht viel Zeit für den Hund genommen
Als Blue vor wenigen Wochen zu den Woikes kam, wusste das Paar so gut wie nichts über die Hündin. „Nur, dass sie ein Trennungsopfer ist und ihre Besitzer sich in letzter Zeit nicht mehr viel um sie gekümmert haben“, erzählt Carina Woike.
„Sie ist bei uns eingezogen, als ob sie nie ein anderes Zuhause gehabt hat“
Sehr gehangen haben kann die Hündin an ihren Vorbesitzern auf jeden Fall nicht, denn: „Sie ist bei uns eingezogen, als ob sie nie ein anderes Zuhause gehabt hat!“ Seitdem lernen ihre neuen Menschen Blue Tag für Tag besser kennen. Von Anfang an stand allerdings schon fest, dass Blue eine absolut liebe und verschmuste Hündin ist, die sich wahnsinnig über Aufmerksamkeit freut. „Im Haus würde sie am liebsten immer hinter uns herlaufen“, sagt Tim Woike. Und beim Spielen im großen Garten und auch bei den Gassi-Runden suche sie stets den Blickkontakt zu ihren Menschen. Ein Zeichen für eine gute Bindung. Und das nach so kurzer Zeit.
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Andere Menschen sind ebenfalls kein Problem für Blue, im Gegenteil, sie freut sich über jeden, der sie streichelt. „Mit anderen Hunden würde sie gerne spielen, das wollen die Besitzer aber meist nicht.“ Auch eine Erfahrung, die die Woikes gemacht haben. Immerhin ist da aber noch die elfjährige Dackelhündin Susi des Paares. Sie kommt bestens mit dem neuen Vierbeiner in der Familie klar. „Und wenn überhaupt, dann ist Susi die Chefin bei den beiden“, sagt Carina Woike.
Muss es immer ein Welpe vom Züchter sein?
Vieles muss das Paar noch über seinen neuen Hund in Erfahrung bringen: Wie reagiert Blue auf Silvester, wie klappt der erste Urlaub, die Liste ist noch lang... „Wir lernen Blue jeden Tag besser kennen und lassen ihr alle Zeit, die sie braucht.“ Hergeben, so viel steht fest, wird das Paar Blue aber garantiert nicht mehr. Und allen Menschen, die überlegen, sich einen Hund anzuschaffen, können sie nur diesen Rat geben: „Man sollte sich immer fragen, ob es denn unbedingt ein Welpe von einem Züchter sein muss. In den Tierheimen, bei den Tierschützern, findet man so viele Hunde, die noch eine Chance verdient haben.“
So wie Blue, alias Hope. Sie hat ihre Menschen gefunden. Im zweiten Anlauf.
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