Gladbeck. Ehrenamtler rund um Georg Liebich im Verein „Denk dran“ bieten Gedenkstättenfahrten und Projekte an. Sie wollen vor allem junge Leute erreichen.
„Die Vergangenheit im Bewusstsein, die Zukunft im Blick“ heißt das Motto des Vereins „Denk dran“. Mit Gedenkstättenfahrten und zahlreichen Projekten wollen die Mitglieder die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten und an die Geschichten der Opfer wachhalten und vor allem jüngere Menschen für den Kampf gegen Antisemitismus und für Demokratie gewinnen.
Los ging es 1991 mit Georg Liebich als Einzelkämpfer. Der jetzt 65-Jährige organisierte und leitete ehrenamtlich mehrtägige Fahrten zunächst nach Israel, später auch nach Berlin und ins ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. „Mein Wunsch war und ist, junge Leute über die Verbrechen der Nazis zu informieren, sie zu sensibilisieren für alle Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft, damit sie mit dafür kämpfen, dass Gräueltaten wie der Holocaust sich nie wiederholen“, sagt er.
Mittlerweile hat der Verein „Denk dran“ 160 Mitglieder
Um sein Engagement auf eine breitere Basis zu stellen, gründete Liebich mit Gleichgesinnten 2021 den Verein „Denk dran“, der mittlerweile 160 Mitglieder zählt, Tendenz steigend. Das Besondere: 60 von ihnen sind erst 15 bis 30 Jahre alt. Die meisten schlossen sich nach einer der beeindruckenden Gedenkstättenfahrten und den bewegenden Gesprächen mit Überlebenden der Shoah an. Das älteste Mitglied ist übrigens Liebichs 94-jährige Mutter Hedwig, die mit ihren Erzählungen von den Gräueltaten der Nazis schon früh sein Interesse für dieses Thema weckte.
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Mit dem Verein wächst auch die Zahl der Projekte, weil sich mehr Mitglieder ehrenamtlich engagieren. Eine Gruppe reinigt regelmäßig die Stolpersteine, eine andere kümmert sich um den Internetauftritt des Vereins und präsentiert ihn in sozialen Medien. Zehn Mitglieder organisieren und begleiten die jährlichen Gedenkstättenfahrten, sechs die Tagesfahrten ins ehemalige Durchgangslager Westerbork. An den Informationsständen beim Appeltatenfest, auf dem Nikolausmarkt und beim Tag des Ehrenamtes vor dem Rathaus sind Mitglieder aktiv. Andere kümmern sich um die Kooperation mit der jüdischen Gemeinde. Bei Besichtigungen der Synagoge in Gelsenkirchen kommen die Teilnehmer mit den Gemeindemitgliedern ins Gespräch, feiern mit ihnen jüdische Feste.
Auch an den Schulen in Gladbeck gibt es Projekte
Zum ersten Mal bietet der Verein in Kürze ein Wochenendseminar für die jungen Mitglieder an. Vorstandsmitglieder stellen ihnen die Ziele und Projekte detailliert vor, fragen, wo sie sich eine Mitarbeit vorstellen könnten. Auch eigene Ideen sind gefragt.
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Am Ratsgymnasium, an der Werner-von-Siemens-Realschule und an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule leitet nach den Sommerferien die Religionswissenschaftlerin Dr. Maren Großbröhmer das von Dr. Bernhard Skrodzki entwickelte interkulturelle Training gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. Jugendliche aus der Oberstufe und ihre Lehrkräfte können aus verschiedenen Modulen wählen. Bei einer Tagesfahrt und bei Gesprächen mit jungen Menschen jüdischen Glaubens beispielsweise sollen sie erkennen, wann Antisemitismus beginnt und wie sie dagegen vorgehen können.
Der Verein ist auf Spenden angewiesen, auch für seine Gedenkstättenfahrten
„Alle Schulen in Gladbeck interessieren sich dafür, aber mehr Kapazitäten haben wir bisher nicht“, bedauert die stellvertretende Vorsitzende Anja Mausbach. Vor allem die Finanzierung macht Probleme. Gestartet werden kann das Pilotprojekt nur, weil die Stadt Gladbeck es mit 30.000 Euro über zwei Jahre unterstützt und die Martin-Luther-Stiftung 5000 Euro beisteuert.
„Ich träume von einem Millionär, der uns eine große Summe spendet.“
Auch für alle anderen Aktivitäten ist der Verein auf Spenden angewiesen. Die Gedenkstättenfahrten werden zu 75 Prozent vom Land finanziert. Ca. 6000 Euro muss der Verein für jede Fahrt nach Israel, 2000 bis 2500 Euro für die Reisen nach Auschwitz und Berlin selbst aufbringen. Mit den Mitgliedsbeiträgen sei das nicht zu stemmen, sagt Georg Liebich und fügt augenzwinkernd hinzu: „Ich träume von einem Millionär, der uns eine große Summe spendet.“
Glücklich wären er und alle Vereinsmitglieder aber auch, wenn sie die meisten Stimmen bei der Aktion „Menschen machen’s möglich“ bekämen. Liebich: „1000 Euro sind viel Geld für uns. Unsere Arbeit ist angesichts der aktuellen Lage im Nahen Osten wichtiger denn je. Juden auch in Deutschland werden angefeindet, verantwortlich gemacht für das Handeln der israelischen Regierung, haben Angst, sich öffentlich zu ihrem Glauben zu bekennen. Dagegen hilft nur Prävention, und dafür steht unser Verein.“
>>> Freie Plätze bei zwei Fahrten
Für zwei Fahrten gibt es noch freie Plätze: Im Oktober ist für 15- bis 25-Jährige wieder Auschwitz in Polen das Ziel. Die Teilnahme kostet 175 Euro. Anmeldungen an: AMausbach@denkdran-ev.de.
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Am 21. September steht eine Tagesfahrt nach Amsterdam mit einer Besichtigung des neuen Holocaust-Museums auf dem Programm. Erwachsene zahlen dafür 40 Euro, für Schüler und Studenten ist die Teilnahme kostenlos. Anmeldung: BScholz@denkdran-ev.de
Das Spendenkonto des Vereins: DE13 4245 0040 0071 0319 00
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