Gladbeck. Gladbeck soll neue Stolpersteine für jüdische Familien bekommen, die unter dem NS-Regime gelitten haben. Die Recherchen übernehmen Schüler.

Wer aufmerksam durch Gladbecks Straßen geht, kann in der ganzen Stadt verteilt golden glänzende Steine aus Messing entdecken, die im Boden eingelassen sind. An mehr als 30 Orten erinnern 118 Stolpersteine an das Schicksal von Gladbeckerinnen und Gladbecker, die durch das NS-Regime verfolgt und ermordet wurden. Das Bündnis für Courage-Stolpersteine plant gemeinsam mit neun Gladbecker Schulen nun die nächste Verlegung weiterer Erinnerungsplaketten.

Angehörige früherer jüdischer Mitbürger, die auf der ganzen Welt verstreut sind, haben sich beim Bündnis gemeldet und darum gebeten, Stolpersteine für ihre verstorbenen Verwandten zu legen. Was haben diese Menschen in der NS-Zeit in Gladbeck erlebt? Warum mussten sie fliehen? Wann und wo sind sie gestorben? All diese Fragen gilt es jetzt zu beantworten, um ihr Andenken zu erhalten.

Stolpersteine in Gladbeck: Was bisher über die jüdischen Familien bekannt ist

Über die meisten jüdischen Familien und Menschen, die Stolpersteine bekommen sollen, ist bisher wenig bekannt. Von der jüdischen Familie Scheuer weiß man dank der Recherchen des Heimatforschers Manfred Samen, dass sie eine angesehene Familie in Gladbeck waren. Über mehrere Jahre betrieben sie ein Putzmachergeschäft in der heutigen Horster Straße. Seit der Machtergreifung der Nazis litt das Geschäft zunehmend unter den Boykottaktionen. Den Recherchen zufolge seien Parolen wie „Kauft nicht bei Juden“ gerufen und Kunden observiert worden. Ende November 1938 wurde das Geschäft nach der Pogromnacht geschlossen.

Weitere Recherchen über die Familie Scheuer übernehmen nun Schülerinnen und Schüler der Werner-von Siemens-Realschule. „Je mehr wir recherchieren und über die Menschen wissen, umso schöner ist es. Denn dadurch werden diese Menschen für uns greifbar“, sagt Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup, die sich im Bündnis engagiert und die nächste Aktion organisiert.

Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup, aktiv im Bündnis Courage-Stolpersteine, plant die nächste Stolperstein-Aktion in Gladbeck mit Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Schulen.
Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup, aktiv im Bündnis Courage-Stolpersteine, plant die nächste Stolperstein-Aktion in Gladbeck mit Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Schulen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Angehörige können an Stolpersteinen in Gladbeck Abschied nehmen

Für viele Angehörige sei es unglaublich wichtig, dass es in Gladbeck einen Gedenkort für ihre Verwandten gibt, so Hildebrandt-Junge-Wentrup. Denn dort könnten sie Abschied von ihnen nehmen. Wie viele neue Stolpersteine Gladbeck bekommt wird sich erst zeigen, wenn die Schulen ihre Recherchen abgeschlossen haben. Die Verlegung soll im November kommenden Jahres stattfinden. Das Bündnis Courage-Stolpersteine plant den Künstler und Initiator der Aktion Gunter Demnig für die Verlegung anzufragen.

Neben der Werner-von-Siemens-Realschule sind außerdem das Heisenberg-Gymnasium, die Freie Waldorfschule Gladbeck, die Anne-Frank-Realschule, das Berufskolleg Gladbeck, die Ingeborg Drewitz Gesamtschule, das Riesener Gymnasium, die Erich-Fried-Schule und das Ratsgymnasium an den Recherchen beteiligt.