Gladbeck. Eine Initiative will sich in Gladbeck für die Stärkung der Demokratie einsetzen. Wer hinter „Pro Demokratie“ steht und welche Ziele man hat.

„Uns treibt die Sorge um, was in der Bundesrepublik, aber auch in Gladbeck passiert“, sagt Norbert Dyhringer. Gemeint sind die immer unverhohleneren Angriffe auf die Demokratie, das Erstarken der Extremen. Deshalb hat sich eine neue Initiative gegründet. Ihr Name: „Pro Demokratie – Du für Gladbeck“. Der Name verrät auch schon, welches Ziel die Initiative verfolgt. Sie will sich einsetzen für die Stärkung der Demokratie, „für ein demokratisches, friedliches, offenes und solidarisches Gladbeck, in dem Hass und Hetze, Ausgrenzung und Diskriminierung sowie völkisch-nationales Gedankengut keinen Platz haben.“

Schon länger gebe es diese Überlegungen, sagt Rainer Weichelt, noch Sozialdezernent und Erster Beigeordneter der Stadt, ab August dann Ruheständler. Die Initiative ist parteiübergreifend angelegt, zu den Initiatoren gehören neben Weichelt und Dyhringer (SPD) auch Michael Tack (FDP) und Michael Dahmen (CDU) sowie Marc Jung vom Kreativamt. Es gehe darum, einen Raum zu schaffen, um sich auszutauschen und für den Wert der Demokratie an sich zu werben. Man sei offen für Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, die für die offene, tolerante und vielfältige Seite einstehen, sagt Michael Tack.

„Wir als Gesellschaft müssen uns die Errungenschaften der Demokratie immer wieder vor Augen führen.“

Rainer Weichelt
Pro Demokratie

Letztlich gehe auch darum aufzuklären, was Demokratie in unserer Welt bedeute und wie man sie mitgestalten kann, formuliert Weichelt ein Ziel des Vereins. „Wir als Gesellschaft müssen uns die Errungenschaften der Demokratie immer wieder vor Augen führen“, wirbt er eindringlich. Aus seiner Sicht spielten in einer funktionierenden Demokratie auch der soziale Zusammenhalt und die sozialen Angebote eine wichtige Rolle. Sie seien ein Fundament der Demokratie, so seine Überzeugung.

Gleichzeitig zieht er auch historische Parallelen zur Weimarer Republik und deren Scheitern, was letztlich im Nationalsozialismus mündete. In der Weimarer Republik sei die gesellschaftliche Mitte implodiert, sagt Weichelt. „So weit sind wir heute noch nicht, aber es gibt Anzeichen dafür.“ Und dem will sich Pro Demokratie entgegenstellen. Es gehe darum, jedem einzelnen klarzumachen, dass eine Demokratie davon lebt, dass jeder mitmacht und eben mindestens wählen geht.

Initiatoren des Gladbecker Bündnisses setzen auf Gespräche

Und dabei setzen die Initiatoren des Bündnisses auf das Gespräch. Letztlich müsse man immer wieder miteinander reden und sein Anliegen vortragen, so die Überzeugung der Macher. Marc Jung spricht in dem Zusammenhang vom „Turnschuhnetzwerk“. Bedeutet: Man will sich aufmachen und im persönlichen Umfeld versuchen, mit den Menschen zu reden. Mit Nachbarn, mit Freunden, wohl wissend, dass es schwer werden könne, über dieses Thema zu sprechen.

Doch gerade vor Wahlen sei es nötig, einfach um dafür zu werben, sein Recht wahrzunehmen, seine Stimme abzugeben, glauben die Initiatoren. Wichtig dabei: „Wir werben an der Stelle für die Demokratie, nicht für ein Parteiprogramm“, macht Marc Jung deutlich. Dabei richte man sich bewusst an jeden, konzentriere sich nicht allein auf jüngere Menschen.

Teilnahme am ersten Gladbecker Demokratieaktionstag

Wie wichtig ein solcher Einsatz sei, habe ihm die Europawahl noch einmal vor Augen geführt. „In meinem Wahlbezirk in der Innenstadt lag die Wahlbeteiligung bei gerade einmal 30 Prozent.“ Jung ist immer noch erschüttert. Er sei eigens früher aus Bremen nach Hause gefahren, um noch vor der Schließung der Wahllokale seine Stimme abgeben zu können.

Zu den ersten Treffen des Netzwerks hätten sich bisher immer so zehn bis zwölf Interessierte getroffen. Der Sport sei auch eingebunden, ebenso die Kirchen, sagt Norbert Dyhringer. Man wolle Multiplikatoren erreichen, so einen Zugang zu Gesprächen finden. Eine Internetseite gibt es auch schon. Unter www.prodemkratrie-gladbeck.de informiert das Projekt über geplante Aktionen, außerdem kann sich hier jeder beteiligen. Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, hier ihre Stimme für die Demokratie zu erheben und entsprechende Filmsequenzen einzusenden, die dort dann veröffentlicht werden.

Beim Demokratieaktionstag vor dem Rathaus aus Anlass der Feier 75 Jahre Grundgesetz ist das Bündnis erstmals öffentlich aufgetreten, mit einem Info-Stand. Für den 13 Juli hat es selbst eine Kundgebung angemeldet am Europaplatz in der Innenstadt. Auch dort wolle man gemeinsam, parteiübergreifend, für Demokratie werben. Denn je weniger Menschen sich einsetzen und wählen gehen, umso mehr erstarken die extremen Ränder, so Weichelt.

Doch es gibt in Gladbeck ja auch das Bündnis für Courage. Das hatte zuletzt dazu aufgerufen, sich an den Protesten gegen den AfD-Parteitag in Essen zu beteiligen, braucht es da noch eine weitere Initiative Pro Demokratie? Tatsächlich sehe man sich etwas anders aufgestellt, heißt es dazu. „Wir wollen agieren, nicht immer reagieren.“ Heißt von sich aus stärker aktiv werden, außerdem teile man nicht alle Aktionsformen des Bündnisses.

[Gladbeck-Newsletter: hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook | Hier gibt‘s die aktuellen Gladbeck-Nachrichten einmal am Tag bei WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehrartikel | Alle Artikel aus Gladbeck]