Gladbeck. Georg Liebich, der seit 30 Jahren für die Erinnerungskultur zum Holocaust steht, hat einen Verein gegründet. „Denk dran“ soll ihm künftig helfen.
Die Gedenkstättenfahrten sind längst sein Markenzeichen – seit 30 Jahren fährt Georg Liebich zu Orten, um gegen das Vergessen des Holocausts anzukämpfen. Hunderte Menschen aus Gladbeck, vor allem junge Leute, nahmen an Bildungsreisen nach Berlin, nach Israel und jüngst auch nach Auschwitz in Polen teil. All die Jahre war die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Träger der von Liebich ehrenamtlich organisierten Touren. Nun stellt der 62-Jährige sein Projekt neu auf und weitet die Angebote aus.
Gemeinsam mit Freunden und Gleichgesinnten, oft ehemalige Mitreisende, hat er den Verein „Denk Dran“ gegründet. „Wir wollen mit dem Verein einen Beitrag leisten, die Erinnerungskultur an den Holocaust wachzuhalten und für die Themen Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit zu sensibilisieren“, sagt etwa Dr. Maren Großbröhmer, eine der 40 Unterstützer, die sich inzwischen in dem bereits im Juli gegründeten Verein organisiert haben.
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Verein will Jugendliche einbeziehen in die Vorbereitung der Gedenkstättenfahrten
„Wenn man so will, wollen wir mit der Arbeit des Vereins gleichzeitig die Vergangenheit im Bewusstsein und die Zukunft im Blick halten.“ Großbröhmer war selbst zweimal mit Liebich unterwegs – nach Berlin und in Israel. Seit 2013 unterstützt die Religionswissenschaftlerin, die freiberuflich als interkulturelle Trainerin arbeitet, ehrenamtlich die Vorbereitungen der Gedenkstättenfahrten, die immer im Jüdischen Museum in Dorsten stattfinden.
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Liebich will mit dem Verein sein Engagement auf eine breitere Basis stellen, auch junge Leute in die Planungen der Reisen einbeziehen, wie er sagt. Auch will er mit „Denk dran“ sein Projekt zukunftsfest machen. Liebich: „Die Gedenkstättenfahrten sind ja seit langem ein fester Bestandteil der Erinnerungskultur in Gladbeck und Umgebung. Wir führen die Tradition des Erinnerns nun durch den Verein fort.“
Geplant sind künftig auch Seminare, Workshops und Tagestouren
Aber damit nicht genug: In Zukunft will Liebich mit Hilfe seines Vereins Jugendlichen und jungen Erwachsenen zudem weitere Bildungsangebote machen – auch in Schulen. Gedacht wird an Workshops und Seminare zu den Themen jüdisches Leben, Holocaust und Antisemitismus. Dazu hat der Verein die Kooperation zur jüdischen Gemeinde gesucht – und gefunden. „Die Vorsitzende Judith Neuwald-Tasbach hat uns ihre Unterstützung zugesagt.“ Weitere Kooperationen mit Schulen, Universitäten und Stiftungen seien geplant, so Liebich. Mit im Boot sei bereits das Gladbecker Bündnis für Courage.
Auch mit Tagesfahrten will man junge Menschen zum Austausch mit dem Thema „jüdisches Leben“ bringen. „Wir wollen Jugendliche mitnehmen, ihre Aufmerksamkeit an dem Thema wecken, das oft junge Menschen auch aus mangelndem Interesse oder gar aus Unkenntnis gar nicht erreicht“, so Großbröhmer. Durch ein Miteinander, durch Reden und durch Wissensvermittlungen sollen Hemmungen und Barrieren möglichst abgebaut und Vorurteile beseitigt werden, so die Mitinitiatorin des Vereins.
„Denk dran“ will sich auch um die Stolpersteine in Gladbeck kümmern
Und auf noch einem Gebiet will der neue Verein aktiv werden: Mitglieder wollen künftig die Pflege der vielen im Stadtgebiet verlegten „Stolpersteine“ übernehmen, die an jüdische Menschen erinnern, die in Gladbeck lebten und im Holocaust umkamen. Auch dafür suchen Liebich und Großbröhmer noch Mitstreiter – „gern junge Leute, die sich einbringen und mitgestalten wollen“.
Ziele: Berlin, Israel und Auschwitz
Der Verein „Denk dran“ des Gladbecker Gedenkstättenfahrers Georg Liebich zählt bereits 40 Mitglieder. Weitere Unterstützer sind willkommen (Info: denkdran-ev.de). Der Jahresmitgliedsbeitrag beträgt 50 Euro, vergünstigt 30 Euro, Schüler frei. Der Verein ist gemeinnützig und inzwischen auch Träger der freien Jugendhilfe.Erste Reisen sind geplant und entsprechende Fördermittel bewilligt: Vom 19. bis 23. April fährt Liebich mit 23 Jugendlichen nach Berlin. Im Juli geht es nach Israel, im Oktober nach Auschwitz (Polen).Liebich war in den vergangenen 30 Jahren bereits zehnmal in Israel, darunter waren zwei Reisen mit Erwachsenen. 40-mal war er in Berlin, zehnmal mit Erwachsenen. Zweimal war der Gedenkstättenfahrer bislang mit Jugendlichen an einem für ihn neuen Ziel, nämlich in Auschwitz/Polen.