Gladbeck. Ein Gladbecker Verein plant ein Projekt an Schulen, das jungen Menschen helfen soll, gegen Antisemitismus einzustehen. Doch es fehlt ein Träger.

Gedenkstättenfahrten, Zeitzeugengespräche, Besuche in jüdischen Museen – mit vielen verschiedenen, über das ganze Jahr verteilten Angeboten hilft der Verein „Denk dran“ Menschen aus Gladbeck und Umgebung, sich mit jüdischem Leben und Antisemitismus auseinanderzusetzen. Jetzt steht ein neues Projekt auf dem Plan, welches Antisemitismus an Gladbecker Schulen vorbeugen soll – doch dafür ist der Verein auf eine Förderung durch das Land angewiesen.

Gladbecker Verein: „Antisemitismus bedeutet Menschenfeindlichkeit“

„Wir alle sollten wissen, wie wir Antisemitismus erkennen und was man dagegen tun kann. Selbst wenn wir niemanden persönlich kennen, der davon betroffen ist – denn Antisemitismus bedeutet Menschenfeindlichkeit“, erzählt Maren Großbröhmer, die maßgeblich daran beteiligt ist, das neue Schulprojekt von „Denk dran e.V.“ zu entwickeln. Gerade bei jungen Menschen sei es wichtig, darüber aufzuklären, was Antisemitismus überhaupt bedeute, wie man diesen erkenne und was man konkret dagegen tun könne. Genau diese Punkte sollen zukünftig in mehreren Modulen an Gladbecker Schulen behandelt werden.

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Das Projekt ist dabei sehr interaktiv geplant, so werden beispielsweise verschiedene Situationen simuliert, in denen es zu Antisemitismus kommt – damit sich die Schüler besser in jüdische Mitmenschen hineinversetzen können. Oft sei es gar nicht so einfach, Antisemitismus zu erkennen, vermeintlich kleine Äußerungen könnten bereits eine Abneigung gegenüber Juden fördern. „Genau deshalb ist es wichtig, aktiv auf die Schüler zuzugehen und mit ihnen darüber zu sprechen – gerade in Zeiten wie diesen“, so Großbröhmer. Damit bezieht sie sich auf vermehrte Angriffe gegenüber Juden und jüdischen Einrichtungen seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober.

Schon in der Vergangenheit organisierte der Gladbecker Verein „Denk dran“ Gedenkstättenbesuche wie hier eine Tagesfahrt nach Amsterdam im August dieses Jahres. Zukünftig sollen Gedenkstätten in NRW im Rahmen eines neuen Projektes an Gladbecker Schulen besucht werden.
Schon in der Vergangenheit organisierte der Gladbecker Verein „Denk dran“ Gedenkstättenbesuche wie hier eine Tagesfahrt nach Amsterdam im August dieses Jahres. Zukünftig sollen Gedenkstätten in NRW im Rahmen eines neuen Projektes an Gladbecker Schulen besucht werden. © Denk dran e. V. | Georg Liebich

„Viele Menschen denken, dass jüdisches Leben etwas Historisches ist, dabei findet das heutzutage genauso statt, es ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Und wir müssen alle dabei helfen, dieses jüdische Leben zu schützen“, verdeutlicht die zweite Vorsitzende von „Denk dran“, Anja Mausbach. Auch kleinere Gedenkstättenfahrten innerhalb Nordrhein-Westfalens sollen im Rahmen des Projektes dazu beitragen, den Schülern das Judentum näher zu bringen.

Projekt gegen Antisemitismus soll in Alltagsgeschehen der Schulen integriert werden

Stattfinden soll das Projekt zunächst in den Gladbecker Oberstufen über einen Zeitraum von voraussichtlich zwei Jahren. Wie oft und wie lange genau die einzelnen Module im Unterricht behandelt werden, wird zurzeit in Zusammenarbeit mit den Schulen erarbeitet. „Wir wollen, dass das Projekt in das Alltagsgeschehen der Schulen passt“, so Großbröhmer. Besonders wichtig ist den Mitgliedern von „Denk dran“ die Kontinuität der vermittelten Inhalte – um die Menschen nachhaltig für Antisemitismus zu sensibilisieren, reiche nicht nur eine Unterrichtsstunde oder ein Zeitzeugengespräch aus, vielmehr müsse immer und immer wieder darüber gesprochen werden.

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Die Reaktionen der Schulen auf die Planungen von „Denk dran“ sind laut dem ersten Vorsitzenden Georg Liebich bisher sehr gut, „dort ist man sich bewusst, wie wichtig es ist, mit den Kindern und Jugendlichen über antisemitische Entwicklungen zu sprechen.“ Einzelne Module werden derzeit bereits an den Schulen in den Unterricht integriert, doch um das Projekt längerfristig und vor allem umfangreicher durchführen zu können, benötigt der Verein einen Träger, um die Kosten von rund 80.000 Euro (aufgeteilt auf zwei Jahre) stemmen zu können.

„Denk dran“-Vorstand kritisiert: „Immer nur zu sagen, wir müssen was tun, ist einfach zu wenig“

„Tagtäglich sagen Politiker, dass wir etwas gegen die antisemitischen Strömungen in unserem Land tun müssen und erhalten dafür viel Zuspruch. Aber für solche wichtigen Projekte wie das von unserem Verein ist dann kein Geld da, das macht mich wirklich sauer“, wird der erste Vorsitzende von Denk dran, Georg Liebich deutlich. „Immer nur zu sagen, wir müssen was tun, ist einfach zu wenig.“ Immerhin sei man derzeit in Gesprächen mit der Stadt Gladbeck bezüglich der Projektförderung – was am Ende dabei herauskommt und wann das Projekt tatsächlich an den Schulen etabliert werden könnte, ist derzeit noch offen.

Verein ist auf Spenden angewiesen

  • Die Mitglieder von „Denk dran e. V.“ engagieren sich alle ehrenamtlich für den Gladbecker Verein.
  • Damit auch weiterhin Gedenkstättenfahrten, Zeitzeugengespräche und vieles mehr angeboten werden können, ist der Verein auf Spenden angewiesen, diese können unter der IBAN DE13 4245 0040 0071 0319 00 an „Denk dran“ gesendet werden.
  • Wer sich für die Arbeit des Vereins interessiert oder sogar Mitglied werden möchte, kann sich auf der Website https://denkdran-ev.de/ informieren oder per Mail an info@denkdran-ev.de wenden.