Bochum. In Bochum steigen die Gebühren und Steuern teils erheblich an. Es winken auch Entlastungen. Worauf sich Bochumer einstellen müssen. Die Übersicht.
Neues Jahr, höhere Ausgaben. 2025 müssen die Bochumerinnen und Bochumer wie schon in den Vorjahren zum Teil erhebliche Anstiege bei Steuern und Gebühren verkraften. Vor allem beim Abwasser werden sie deutlich stärker zur Kasse gebeten, spürbar sind auch die Kostensteigerungen für Müllabfuhr, Bestattungen und Bewohnerparkausweise. Entlastungen gibt es immerhin für 9000 Familien bei den Kitagebühren und bei der Fernwärme. Eine Übersicht.
Grundsteuer in Bochum steigt
Bochum hebt den Grundsteuersatz für bebaute und unbebaute Grundstücke sowie für Gebäude an: von bislang 645 Prozentpunkte auf 715 Prozentpunkte für Wohngrundstücke und auf 1190 Prozentpunkte für Nichtwohngrundstücke. Welche Auswirkungen das auf Eigentümer und Wohnungsmieter hat, auf die die Grundsteuer zu 100 Prozent umgelegt werden kann, hängt von der Höhe des durch das Finanzamt neu bestimmten Grundsteuermessbetrags ab. So kann es im Einzelfall sowohl zum Anstieg als auch zur Senkung der Grundsteuerbelastung kommen.
Hebesatz und Messbetrag werden miteinander multipliziert. Das Ergebnis ist der jährliche Grundsteuerbetrag. Bochum nimmt durch die Grundsteuer in diesem Jahr voraussichtlich etwa 91,4 Millionen Euro ein.
Gewerbesteuer: Bochum kalkuliert mit Einnahmen von 251 Millionen Euro
Der Gewerbesteuerhebesatz, der auf den Gewinn eines Unternehmens erhoben wird, bleibt konstant bei 495 Prozentpunkten. Mit der wichtigsten kommunalen Steuerart kalkuliert Bochum in diesem Jahr mit Einnahmen von 251 Millionen Euro nach 240 Millionen Euro im Vorjahr. 2023 hatte es Rekordeinnahmen von 285 Millionen Euro gegeben.
Gebühren für Müll steigen in zwei Schritten
Wegen des Doppelhaushalts 2025/26 steigen die Preise für Abtransport und Lagerung des Mülls der etwa 197.000 Haushalte in zwei Schritten. Der Preis für die 14-tägige Leerung einer 60-Liter-Restmülltonne steigt 2025 von aktuell 174,60 Euro erst um 1,80 Euro auf 176,40 Euro und 2026 dann noch einmal um 7,20 Euro auf 183,60 Euro pro Jahr, d.h. in zwei Jahren um insgesamt knapp 5,2 Prozent. Die Gebühr für eine 120-Liter-Restmülltonne steigt erst auf 352,80 Euro (+3,60 Euro) und 2026 auf 367,20 Euro (+14,40 Euro).
Die Kosten für die Biotonne bleiben konstant: 30 Euro für eine 60-Liter-Tonne, 40 Euro für eine 80-Liter-Tonne und 60 Euro für eine 120-Liter-Tonne. Im Falle der erstmaligen Teilnahme an der Bioabfallsammlung können die Abfallgebühren nach Angaben der Stadt „ausgehend von einem 120 Liter Restmüllbehälter durch teilweise Umstellung auf einen Bioabfallbehälter um bis zu 146,40 Euro (2025) bzw. 153,60 Euro (2026) jährlich und damit bis zu knapp 42 Prozent gesenkt werden.
In zwei Schritten: Abwassergebühr wird angehoben in Bochum
Auch die Gebühr für das Einleiten von Schmutz- und Niederschlagwasser in die öffentliche Kanalisation wird in zwei Schritten angehoben: Und sie steigt so stark wie kein anderer Posten an. Geradezu dramatisch ist die Gebührenerhöhung für 2025. Sie beträgt 21,15 Prozent, 2026 folgt dann ein weiterer Anstieg um 3,6 Prozent.
Nach einer Modellrechnung der Stadt wirkt sich der Anstieg für eine Familie mit vier Personen, 130 Quadratmeter befestigter Grundstücksfläche und 200 Kubikmeter Wasser für 2025 so aus: Die Schmutzwasserbeseitigung kostet nun 682 Euro (bislang 548) und das Niederschlagswasser 159,90 Euro (146,90 Euro). Insgesamt steigt die Entwässerungsgebühr damit auf 841,90 Euro (694,90 Euro) und damit um 147 Euro (plus 21,15 Prozent). 2026 sind für die Schmutzwasserbeseitigung 708 Euro und für das Niederschlagswasser 166,40 Euro fällig. Insgesamt fallen dann Gebühren in Höhe von 874,40 Euro an (plus 3,86 Prozent).
Für die extreme Gebührenerhöhung sind nach Auskunft der Stadt mehrere Faktoren verantwortlich, darunter höhere Beiträge der Abwasserverbände Ruhrverband und Emschergenossenschaft, steigende Personal-, Bau- und Unterhaltungskosten.
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Aus Sicht der Opposition im Stadtrat, die der Gebührenerhöhung überwiegend nicht zugestimmt hat, ist der starke Gebührenanstieg ein hausgemachtes Problem, da nachkalkulierte Kosten für die Jahre 2022 und 2023 nun eingerechnet werden. „Das passiert, wenn Doppelhaushalte erstellt werden“, sagt CDU-Ratsmitglied Stefan Jox, „weil Kosten für zwei Jahre schwer zu kalkulieren sind“. Die Abwasser- und auch die Abfallgebühren sollten nach Ansicht seiner Fraktion künftig lediglich für ein Jahr beschlossen werden. Die nun erhebliche Kostensteigerung für die Bürger hätte mit diesem Verfahren „abgefedert werden können“.
Insgesamt rechnet die Stadt Bochum für 2025 mit Abwassergebühren in Höhe von 93,4 Millionen Euro (2025) bzw. 97 Millionen Euro (2026). Weitere 13 Millionen Euro (2025) bzw. 13,5 Millionen Euro (2026) trägt sie selbst.
Saubere Straßen in Bochum: Straßenreinigung wird teurer
Etwa 27,4 Millionen Euro wird 2025 die Reinigung öffentlicher Straßen kosten, 2026 steigt der Gebührenbedarf auf 28,4 Millionen Euro, d.h. erst um etwa 1,5 Prozent (2025) und dann noch einmal um 2,4 Prozent (2026).
Wie sich das für den einzelnen Gebührenzahler auswirkt, hängt von seiner Adresse ab. Die Gebühr für die Straßenreinigung richtet sich nach Art der Straße und Umfang der Reinigung. In der Reinigungsklasse B (Straße mit Gehweg, wöchentliche Reinigung) etwa steigt die Gebühr zuerst von nun 9,46 Euro je Meter auf 9,54 Euro (2025) und ein Jahr später auf 9,75 Euro. Das ist ein Anstieg um erst 0,85 Prozent und dann um 2,2 Prozent.
Teurere Bestattungen: Friedhofsgebühren steigen an
Die Tarife für Sargbestattungen sollen für 2025 je nach Art zwischen etwa acht bis 13 Prozent angehoben werden, die für Urnenbeisetzungen zwischen 0,3 und 2,5 Prozent. So wird eine Sargbestattung in einem Reihengrab, die 2024 noch 2333 Euro gekostet hat, nun 2634 Euro kosten; 2026 sollen es dann 2695 Euro sein. Für eine Urnenbestattung in einer Reihengrabstätte, die bislang 1380 Euro gekostet hat, sind 2025 eine Gebühr in Höhe von 1415 Euro fällt, 2026 werden es 1447 Euro sein.
Bochum erwartet durch die Anhebung der Friedhofsgebühren in diesem Jahr Einnahmen von insgesamt etwa 6,4 Millionen Euro. Weitere 2,08 Millionen Euro für die Pflege und Unterhaltung der Grünflächen trägt die Stadt. Der Kostengesamtbedarf in Höhe von 10,27 Millionen Euro ist damit aber nur zu 82 Prozent gedeckt.
Unverändert: Hunde-Besitzer zahlen jährlich gleichen Betrag
Die Höhe der Hundesteuer bleibt unverändert. Sie beträgt jährlich 168 Euro für einen Hund, 192 Euro für zwei Hunde und 216 Euro für drei oder mehr Hunde.
Für Halter, die Hunde aus einem Tierheim übernehmen, gilt künftig eine Steuerbefreiung für zwölf Monate. „Sie wird nur einmal in fünf Jahren gewährt“, so die Stadt.
Im vergangenen Jahr hat Bochum etwa 3,2 Millionen Euro Hundesteuer eingenommen; so viel wie nie zuvor. Zum Vergleich: 2020 waren es noch 2,7 Millionen Euro.
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Eltern dürfen sich freuen: Senkung der Kita-Gebühren auf den Weg gebracht
Über Gebührenerleichterungen dürfen sich einige Eltern von Kita-Kindern freuen. Bochum eine Senkung der Kita-Gebühren zum 1. August 2025 um 25 Prozent auf den Weg gebracht.
Etwa 1500 Familien werden in Zukunft gar keine Gebühren für die Betreuung ihrer Kinder in einer Kindertagesstätte bezahlen, weil die Grenze der Beitragsfreiheit von bislang 25.000 auf 40.000 Euro Elterneinkommen pro Jahr angehoben wird. Über die künftige Einkommensgrenze von 40.000 Euro hinweg sinkt die monatliche Gebühr um ein Viertel. Davon profitieren etwa 7500 Familien.
Aktuell kostet die 45-stündige Betreuung bei einem Jahreseinkommen von mehr als 125.000 Euro für Kinder unter zwei Jahren etwa 764 Euro, für die älteren Kinder 514 Euro. Bei einem Einkommen von 35.000 Euro in Jahr sind es 180 bzw. 88 Euro. Die Kindertagesbetreuung in Bochum – Kita und Tageseltern – hat 2022 insgesamt etwa 163 Millionen Euro gekostet, der Elternanteil lag dabei bei zwölf Millionen Euro.
Parken in Bochum: Bewohnerparkausweis deutlich teurer
Für jährlich 22 Euro konnten Bochumer bis zum vergangenen Jahr Ausweise für Anwohner-Parkzonen bekommen. Dies ist nun deutlich teurer. Wer einen Anwohnerparkausweis beantragt, muss dafür jedes Jahr nun 90 Euro bezahlen. Das ist ein Anstieg um mehr als 400 Prozent. Etwa 5000 Ausweise hat die Stadt bislang ausgestellt. Bleibt es dabei, würde sie künftig pro Jahr etwa 450.000 Euro einnehmen.
Ansonsten gelten weiterhin die zuletzt zum 1. Januar 2023 angehobenen Parkgebühren. In der Tarifzone I etwa, zu der die Bereiche Innenstadt, Gleisdreieck, Ehrenfeld und das Stadtparkviertel gehören, kosten zehn Minuten Parken 35 Cent, d.h. 2,10 Euro je Stunde. Insgesamt hat Bochum 2023 mit Einnahmen in Höhe von 3,5 Millionen Euro gerechnet.
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Preise für Strom, Gas, Fernwärme, Wasser in Bochum
Die Preise für Gas und Wasser haben die Stadtwerke Bochum zum 1. Januar 2025 angepasst. So hat der Energieversorger den Preis für den Grundversorgungstarif Stadtwerke-Basis Gas um 0,64 Cent/Kilowattstunde brutto gesenkt. Bei einem Verbrauch von 15.000 kWh/Jahr (der normale Verbrauch einer Durchschnittsfamilie) entspricht dies einer Entlastung von 97,50 Euro pro Jahr (brutto), so die Stadtwerke.
Teurer wird dagegen das Wasser. Der Grundpreis steigt um monatlich 1,07 Euro auf 17,84 Euro. Der Verbrauchspreis erhöht sich um 10,70 Cent je Kubikmeter auf 195,81 Cent.
Die Kosten für Fernwärme sinken. „Der Grundpreis bleibt zwar gleich, aber der Arbeitspreis sinkt“, sagt Sprecher Christian Seger. Im Tarif „Fernwärme Comfort“ geht er zurück von 11,83 Cent je Kilowattstunde auf 10,84 Cent. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch führe dies zu einer monatlichen Entlastung von 12,40 Euro.
Unverändert bleiben die Preise beim städtischen Tochterunternehmen für Strom.