Bochum. In 18 Monaten soll die kommunale Wärmeplanung in Bochum stehen. Beauftragt wird ein Dienstleister. Gute Kunde gibt es in Sachen Wasserstoff.
Bochum setzt bei der kommunalen Wärmeplanung auf die Kompetenz eines privaten Dienstleisters. Fördermittel hat die Stadt für die Vergabe eines Auftrags bereits beantragt. Bewegung kommt außerdem in Sachen Wasserstoffnetz. Nach Plänen des Wirtschaftsministeriums und der Ferngasnetzbetreiber soll Bochum bis 2032 an das bundesweite Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen werden.
Bochum wird an „Wasserstoff-Autobahn“ angeschlossen
„Man könnte sagen, Bochum bekommt damit einen Anschluss an die bundesweite Wasserstoff-Autobahn“, sagt Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum Holding. Wasserstoff werde bei der Erreichung der Klimaziele eine wesentliche Rolle spielen. Die neue Leitung wird nach Auskunft der Stadtwerke durch den Osten Bochums verlaufen – und zwar so nah wie möglich am Heizkraftwerk in Hiltrop vorbei.
Wasserstoff spielt für private Haushalte erst einmal keine Rolle
Allerdings: Für die Versorgung privater Haushalte wird Wasserstoff erst einmal wohl keine Rolle spielen. Wann und wo es im Privatbereich zur Verfügung stehen kann, sei offen, so Holger Rost, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum Netz. „Klar ist nur, dass Wasserstoff zunächst in der Industrie, für die Mobilität und zur klimaneutralen Strom- und Wärmeerzeugung in Kraftwerken genutzt werden wird.“
Die Verfügbarkeit von Wasserstoff für Privathaushalte und kleinere Gewerbekunden werde sich aus der kommunalen Wärmeplanung ergeben und daraus, wie schnell und zu welchem Preis große Mengen Wasserstoff bereitstehen werden.
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Stadtwerke planen Ausdehnung und Transformation des Fernwärmenetzes
Mit der Arbeit an einer kommunalen Wärmeplanung hat die Stadt Anfang Juni begonnen. Dafür wurde nach Auskunft der Verwaltung eine „Unit Wärmewende“ gegründet.
Ein Teil der Überlegungen sind dabei die Pläne der Stadtwerke Bochum. Sie erstellen aktuell einen Transformationsplan für das Fernwärmenetz auf dem Stadtgebiet. Der Plan soll Ende Juli 2024 vorliegen.
Das Fernwärmenetz Bochums ist 230 Kilometer lang. Insgesamt werden derzeit 26.200 Haushalte und statistisch gesehen damit etwa knapp 54.000 Einwohner mit Fernwärme versorgt. Nach Überlegungen des Energieversorgers könnte das Netz mittelfristig verdoppelt werden.
Dienstleister soll Wärmeplan bis Mitte 2025 vorlegen
Die Aufgabe des Dienstleisters, den die Stadt nun mit der kommunalen Wärmeplanung beauftragen will, besteht darin, ein umfangreiches Paket vom Konzept bis zur Ausarbeitung des Wärmeplans vorzulegen. Zwölf bis 18 Monate werden dafür veranschlagt, wie es in der Ausschreibung heißt. Mitte 2025 soll die kommunale Wärmeplanung der Politik vorgelegt werden.
Ausgangslage in Bochum ist herausfordernd
Die Ausgangslage sieht dabei so aus: Zwei Drittel der etwa 200.000 Wohnungen in der Stadt ist 50 Jahre alt oder älter. Viele Wohnungen wurden nach dem Krieg „mit den typischen Einschränkungen in der energetischen Gesamtbilanz“ gebaut, wie es heißt.
47 Prozent der in Bochum verursachten Treibhausgase resultieren aus der Wärmeproduktion, weitere 32 Prozent aus der Stromproduktion. Die Wärmeversorgung der Wohngebäude und der Gewerbeeinrichtungen wird überwiegend über fossile Energieträger wie Öl, Gas, Kohle gesichert.
„Diese Umstände lassen Rückschlüsse auf einen erhöhten Handlungsbedarf“ zu, heißt es. Vor allem vor der Hintergrund der Zielsetzung, dass die Stadt bis 2035 bilanziell klimaneutral sein will und bis 2045 eine „vollständigen Dekarbonisierung“ erreicht werden soll, d.h. für die Wärme keine fossilen Energieträger mehr genutzt werden.